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Der Ingolstädter Nostalgiebus

Büssing Präfekt 13X – Baujahr 1966

Die Firma Heinrich Büssing in Braunschweig war im Nachkriegs-Deutschland der 1950er und 1960er Jahre ein führender Fahrzeughersteller für Linienomnibusse. Für die damalige Zeit wegweisende Konzepte wie der im Heck liegende Unterflurmotor oder eine selbsttragende Karosserie sind heute selbstverständlich. Zudem verstand man es in Braunschweig, nicht nur technisch hervorragende Produkte zu fertigen, sondern ihnen auch ein optisch ansprechendes Aussehen zu geben. Das Modell Präfekt war für den Stadtlinienverkehr konzipiert und bildete die Grundlage für die ab den 1970er Jahren entwickelte erste Generation von Standardlinienbussen. Im Jahre 1971 übernahm MAN den Geschäftsbetrieb der Büssing Automobilwerke AG. Sichtbares Zeichen ist bis heute der MAN-Löwe im Firmenlogo, der ursprünglich eben von Büssing stammt.

Der Nostalgiebus – ein echter Ingolstädter

Der Nostalgiebus der Stadtbus Ingolstadt GmbH ist ein echter Ingolstädter. Von 1967 bis 1979 war er täglich als Linienbus in Ingolstadt im Einsatz. Zuletzt diente er als Fahrschulbus und half angehenden Omnibusfahrern ihr Handwerk zu erlernen. Unser Nostalgiebus hatte noch zwei annähernd baugleiche Geschwister. Diese hatten jedoch damals bereits ein automatisches Getriebe. So hat – im Nachhinein betrachtet – das manuelle Getriebe die zweite Karriere unseres Nostalgiebus überhaupt erst ermöglicht.

Die Jahre von 1979 bis 2012 verbrachte der  Nostalgiebus auf einem Schrottplatz im Süden von Ingolstadt. Dort diente er, gut geschützt vor neugierigen Blicken, dem Betreiber als externer Lagerraum. Gefüllt mit allerlei Kraftfahrzeug-Gebrauchtteilen fristete er ein trostloses Dasein. Der Rost nagte an ihm, die tragenden Teile waren jedoch gut. Die Firma Büssig hatte bereits in den 1960er Jahren Produkte in hervorragender Qualität hergestellt.
Ein Mitarbeiter des Ingolstädter Kulturamtes und Oldtimer-Fachmann wurde auf das Fahrzeug aufmerksam und begann die Lebensgeschichte des Büssing-Buses zu recherchieren. Es gab erste Gespräche mit dem Betreiber des Schrottplatzes zum Kauf des Fahrzeugs. Gleichzeitig fanden technische Prüfungen statt, ob das Fahrzeug überhaupt restaurierungsfähig ist. Die eindeutige Antwort der Fachleute lautete: Ja, aber! Glücklicherweise stand neben unserem Nostalgiebus ein weiterer alter Büssig-Omnibus auf dem Schrottplatz. So wurde die Idee geboren, aus zwei alten Bussen wieder einen "neu-alten" betriebsfähigen Bus entstehen zu lassen.

In der Folge arbeiteten Mechaniker, Restaurateure, Kaufleute und Entscheidungsträger Hand in Hand zusammen. Machbarkeitsstudien wurden entworfen, die Kosten wurden abgeschätzt, ein Zeitplan wurde entworfen und Beschlussvorlagen wurden erarbeitet. So konnten der damalige Oberbürgermeister der Stadt Ingolstadt, Dr. Alfred Lehmann und der Aufsichtsrat der Stadtbus Ingolstadt GmbH mehrheitlich guten Gewissens das Projekt genehmigen und den Beginn der Restaurierungsarbeiten ausrufen.

Gelebte Partnerschaft zwischen Ingolstadt und Opole (Oppeln)

Im Leben braucht man gute Freunde. Dieser Grundsatz bewahrheitete sich auch hier einmal mehr. Die Verkehrsbetriebe in der oberschlesischen Stadt Opole (Oppeln), Partnerstadt von Ingolstadt, kannten einen kleinen Familienbetrieb, der auf Restaurierungen alter Kraftfahrzeuge spezialisiert ist. Der Kontakt über das Kulturamt und die Städtepartnerschaft war schnell hergestellt. Beide Schrottbusse wurden nach Oberschlesien transportiert. Dem einen Bus wurden alle brauchbaren Teile entnommen, der andere Bus wurde zunächst demontiert und anschließend unter großer Mühe Stück für Stück von Grund auf neu aufgebaut.

Erst nach und nach zeigte sich, welch riesige Herausforderung das Projekt doch war. Alle Beteiligten betraten Neuland. Einen derartigen großen Bus hatten auch die Fachleute in Polen noch nicht restauriert. Durch die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten wurde für jedes Problem eine Lösung gefunden. Ein Oldtimerfreund aus der Nähe von Hannover steuerte einen dritten schrottreifen Bus bei, der ebenfalls noch wertvolle Ersatzteile enthielt.

Nach dem Motto „aus Drei mach Eins“ konnte im Sommer 2015 stolz gemeldet werden: „Auftrag erfüllt, Bus fährt wieder“. So steht der Nostalgiebus Büssing Präfekt 13X der Stadtbus Ingolstadt nicht nur für ein Stück Ingolstädter Stadtgeschichte, sondern auch für Freundschaft im vereinten Europa und für grenzüberschreitende, hervorragende fachliche und menschliche Zusammenarbeit. Oberbürgermeister Dr. Christian Lösel konnte im Spätsommer 2015 das Fahrzeug der Öffentlichkeit präsentieren und ihm für die Jungfernfahrt alles Gute wünschen.

 

Fahrten mit dem Nostalgiebus

In der warmen Jahreszeit von Mai bis Ende Oktober kann der Nostalgiebus für Firmenausflüge, Hochzeiten, Geburtstagsgesellschaften oder auch für andere Fahrten in die nähere Umgebung gebucht werden.
Weitere Informationen finden Sie in diesem Faltblatt.

An bestimmten Tagen in den Sommermonaten finden Stadtrundfahrten mit dem Nostalgiebus statt. "Schaffner Schorsch" erklärt dabei interessierten Gästen spannende Details aus der Stadt- und Festungsgeschichte. Natürlich sind auch Ingolstädterinnen und Ingolstädter eingeladen das ein oder andere Detail ihrer Heimatstadt zu erfahren, das sie bisher noch nicht kannten.

Die Termine werden zeitnah in den Medien veröffentlicht.

Bei der langen Nacht der Museen wird der Nostalgiebus genauso teilnehmen wie bei anderen Veranstaltungen mit historischem oder stadtgeschichtlichem Bezug.