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Das Lohenprogramm

Unter dem Lohenprogramm versteht man im Wesentlichen den Erhalt und die Wiederherstellung der ehemaligen Altarme von Donau und Sandrach im südlichen Stadtgebiet von Ingolstadt.

Die Stadt Ingolstadt muss sich als expandierende Großstadt täglich mit den Problemen und Auswirkungen der urbanen Entwicklung auf ihre Umwelt auseinandersetzen. Durch die Lage an der Donau, eingebettet zwischen Auwäldern, ist ein behutsamer und nachhaltiger Umgang mit den natürlichen Ressourcen unumgänglich. Insbesondere das südliche Stadtgebiet (so genannter „Lohengürtel“) stellt einen sensiblen Verzahnungsbereich von offener Landschaft und Siedlungsrand dar. Hier finden sich neben den größten zusammenhängenden Auwäldern an der bayerischen Donau noch zahlreiche Altwasser (sogenannte Lohen) und ehemalige Flutmulden der Donau, die als letzte Rückzugsgebiete für gefährdete Pflanzen- und Tierarten dienen. Diese einmaligen Auenbereiche wurden jedoch durch anthropogene Tätigkeiten (z.B. Entwässerung, Eutrophierung, Auffüllung, Verbauung) zum Teil bereits zerstört, teilweise stark geschädigt.

Zwar wurde ein Großteil dieser Lebensräume in einer Biotopkartierung erfasst, aber auch heute noch sind diese Biotope in ihrer Existenz bedroht. Ihr weiterer Verlust würde nicht nur eine Beeinträchtigung ökologisch wertvoller Landschaftsbereiche bedeuten, sondern auch eine Einbuße an Lebensqualität für die ansässige Bevölkerung mit sich bringen.

Im Einzelnen beinhaltet das Auenkonzept / Lohenprogramm folgende Vorhaben:

  • Renaturierung bzw. Wiederherstellung beeinträchtigter oder zerstörter Altwasser.
  • Erhalt und Sicherung naturnaher Altwasser durch gezieltes Naturschutzmanagement.
  • Herstellung einer durchgehenden Verbindung der westlich und östlich der Kernstadt gelegenen Auwälder.
  • Sicherung und Schaffung eines stadtnahen Naturerfahrungs- und Naturerlebnisraumes.
  • Erhalt und Neuschaffung wertvoller Lebensräume für zahlreiche Pflanzen und Tiere.

Die genannten Vorhaben werden in enger Zusammenarbeit von staatlichen Behörden, städtischen Ämtern, betroffenen Bürgern, Vereinen und Verbänden geplant und durchgeführt werden. Dadurch soll das gesamte Konzept auf eine breite Basis gestellt und der nötige Rückhalt und die Mitarbeit der Bevölkerung gesichert werden.

Die Problematik der Unterbrechung des Biotopverbundes an Flüssen durch Siedlungen besteht europaweit. Das Auenkonzept / Lohenprogramm wird Ergebnisse und Lösungen liefern, die von anderen an Flüssen gelegenen Großstädten zur Steigerung der Umweltqualität im Stadtrandbereich verwertet werden können.

Das Vorhaben zeichnet sich durch seinen umfassenden Ansatz aus, sowohl in Hinblick auf die beteiligten Personen bzw. Gruppierungen/Verbände als auch auf die Größenordnung der eingebundenen Fläche (insgesamt cirka 2000 Hektar).

Projekt: Die Einbogenlohe in Spitalhof

Im Folgenden soll ein im Rahmen des Lohenprogramms durchgeführtes und durch das „LIFE“-Programm der EU gefördertes Projekt vorgestellt werden. Dabei handelt es sich um die Einbogenlohe in Spitalhof:

Projekt: Die Einbogenlohe in Spitalhof

  • Grundlagen
    Das Projekt liegt am nordöstlichen Ortsrand des Stadtteils Spitalhof im sogenannten Lohengürtel der Stadt Ingolstadt. Die überplanten Flächen stellen einen ehemaligen Altarm der Sandrach dar, der im Gelände als deutlich ausgeprägte Mulde zu erkennen war.
  • Entwicklungsziele
    Die öffentliche Grünfläche östlich der Hans-Denck-Straße ist ein wesentlicher Baustein des Lohenprogramms. Die Baumaßnahme wurde zu 50 Prozent von der EU im Rahmen des Life-Programmes bezuschusst.
    Zum einen soll die Einbogenlohe als ein fließender, sanfter Übergang zwischen freier Landschaft und Siedlungsfläche fungieren. Zum anderen wird durch die geplante Lohenrenaturierung den Bürgerinnen und Bürgern eine siedlungsnahe Erholung ermöglicht, der lokale Naturhaushalt gestärkt und neuer Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten geschaffen.
  • Bauausführung
    Die Arbeiten wurden in vier aufeinanderfolgenden Ausbaustufen durchgeführt:
    • 1996: Entlandung des ersten Teilabschnittes, Bepflanzung des südlichen Lohenabschnitts
    • 1997: Entlandung des zweiten Teilabschnittes (nördliche Flächen), Anlage der Flachwasserzonen für Amphibien, restliche Bepflanzung, Ansaat der Wiesenflächen
    • 1998: Entlandung des 3. Teilabschnittes, im Osten, Fertigstellung der Bepflanzung
    • 1999 / 2000: Bau eines Pavillons mit Ausstellung (sogenannter EXPO-Pavillon)

 

Insgesamt entstanden auf einer Fläche von cirka 40.000 knapp 10.000 Wasserflächen mit unterschiedlichen Uferbereichen und Wassertiefen über drei Meter, zudem Wiesen- und Altgrasstrukturen, heimische Gehölzpflanzungen, und Sukzessionsflächen (Flächen mit ungestörter Entwicklung, ohne Mahd etc.). Eine Besonderheit im Bereich der Bepflanzung sind Weidensetzstangen, die im nahegelegenen Zucheringer Wald von Kopfweiden geschnitten wurden und als Setzstangen in der Einbogenlohe gepflanzt wurden. Durch Verwendung der Weiden aus dem Zucheringer Wald ist gewährleistet, dass die heimische Flora – zumindest bei der Weidenbepflanzung – unverfälscht und regionaltypisch bleibt.

Die Bepflanzung der Gehölze erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Obst- und Gartenbauverein Brunnenreuth. Dieser Verein hat die Patenschaft für die Einbogenlohe übernommen. Neben der Pflanzaktion wurde 1998 auch eine Müllräumaktion von diesem Verein durchgeführt.

Schließlich wollen wir auf eine weitere Besonderheit an der Einbogenlohe hinweisen: Während der Ausbaggerung wurden vollständige und unversehrte Baumstämme, sogenannte Mooreichen, gefunden. Diese Bäume standen zum Teil vor mehreren Tausend Jahren an den Ufern der damals zahlreichen Seitenarme und Flussschleifen der Donau und der Sandrach. Als die Bäume umstürzten, wurden sie im Schlamm begraben und so bis heute unter Luftabschluss konserviert. Die Mooreichen wurden an der Einbogenlohe belassen, als sichtbares Zeichen für die bewegte Landschaftsgeschichte Ingolstadts, die noch heute deutlich anhand der verbliebenen Auwaldreste und Lohenschleifen im südlichen Stadtgebiet ablesbar ist.