Flugtaxis steigen über Ingolstadt schon 2018 auf
Ingolstadt zündet die nächste Stufe bei der Bewerbung als Flugtaxi-Testregion der EU. Ein Testfeld ist in Manching schon Ende des Jahres zum Start bereit.
Ende des Jahres steigen die ersten Flugtaxis auf dem Manchinger Flughafen in die Luft. Die Flüge sind der nächste Schritt Ingolstadts auf dem langen Weg zum Flugtaxi-Testregion im EU-Programm „Urban Air Mobility“. Das erklärten am Mittwoch die Initiatoren der Ingolstädter Bewerbung rund um Oberbürgermeister Christian Lösel, den Bundestagsabgeordneten Reinhard Brandl und Projektleiter Professor Harry Wagner von der Technischen Hochschule Ingolstadt. Sie präsentierten im Alten Rathaus die Ergebnisse des ersten Projekt-Workshops mit rund 70 Teilnehmern. Die Experten arbeiten von nun an in drei Arbeitsgruppen an der technischen Weiterentwicklung der Flugtaxis sowie an strategischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fragen.
"Manching-Ingolstadt plus" ist europaweit erstes Testfeld
Eines der Ergebnisse: Ein überregionales Flugtaxi-Testfeld rund um Ingolstadt, Manching und Umland soll Unternehmen die Chance geben, ihre Lufttaxis technisch weiterzuentwickeln. Der genaue Umriss des Testfelds sei „noch nicht final“, so Wagner. Einen Namen hat es aber schon: „Manching-Ingolstadt plus“. Die zweite Stufe der UAM-Bewerbung von Stadt und den umliegenden Landkreisen dauert bis Anfang 2019. Dann soll feststehen, welche Tests in der Region durchgeführt werden können.
Bis dahin ist jedoch noch viel zu tun. Bei dem Workshop am Donnerstag entwickelten die Teilnehmer aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Behörden eine Art Fahrplan. Bei der dreistündigen Veranstaltung ging es laut Oberbürgermeister Lösel darum, eine geeignete Struktur zu schaffen, um die UAM-Bewerbung weiterzuentwickeln. Projektleiter Wagner erklärte, dass drei Arbeitsgruppen gegründet wurden: Eine Gruppe diskutiert Fragen rund um Technik und Infrastruktur, eine andere entwickelt Finanzierungsstrategien und findet wirtschaftliche Lösungen, eine dritte Arbeitsgruppe geht der Frage nach, wie man die Bürger in das Projekt einbeziehen kann. „Wir wollen die Bürger nicht nur informieren, sondern auch integrieren“, sagte Harry Wagner am Mittwoch im Alten Rathaus.
Die Flugtaxi-Forschung stellt auf zwei Ebenen Herausforderungen dar: Einerseits muss die Technik der Maschinen funktionieren und sicher sein. „Rein technologisch sind die Hersteller dazu schon in der Lage“, sagte Wagner. Andererseits müssten aber neue Regularien gefunden werden, die den Einsatz von Flugtaxis im städtischen Luftraum auch rechtlich regeln, sagte Maria Algar Ruiz von der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA). Die Europäische Union wolle bis Herbst neue Regeln entwickeln.
Flugtaxis, Medizintransporter und Verkehrsüberwacher
„Ist das ein leichtes Projekt?“, fragte Oberbürgermeister Christian Lösel am Mittwoch im Anschluss an den Workshop und lieferte die Antwort gleich mit: „Nein.“ Trotzdem war es dem Rathauschef ein wichtiges Anliegen, die Bewerbung an der UAM-Initiative voranzutreiben und Unternehmen, Behörden und Forscher miteinander zu vernetzen. „Damit sehe ich die Aufgabe der Stadt Ingolstadt als erledigt an“, so Lösel, der den Stab an Projektleiter Harry Wagner übergab. Der Mobilitäts-Experte erklärte, wie die Fluggeräte im städtischen Umfeld überhaupt eingesetzt werden könnten: Zum Beispiel würde ein Flugtaxi einen Notarzt schnell und staufrei zum Notfall transportieren. Dringende Blut- oder Medikamententransporte könnten so durchgeführt werden aber auch zur Stauüberwachung würden sich die Fluggeräte eignen.
Und wann können Menschen mit den Lufttaxis transportiert werden? Bundestagsabgeordneter Reinhard Brandl, auf dessen Vorschlag die UAM-Bewerbung überhaupt entstand, schätzte, dass es schon 2021 realistisch sei, Personen zu transportieren. „Es kommt immer darauf an, mit welchem Unternehmen Sie sprechen“, so Brandl. Die Flugsicherheits-Expertin Maria Algar Ruiz betonte, dass neben den technischen auch infrastrukturelle und rechtliche Herausforderungen bewältigt werden müssten. Aus Ruiz Sicht könne man um das Jahr 2025 mit dem Transport von Personen durch Flugtaxis rechnen.
Die Arbeit hat gerade erst begonnen
Klar ist: Die Bewerbung Ingolstadts und der umliegenden Landkreise als Testfeld für die „Urban Air Mobility“-Initiative der EU startet gerade erst so richtig. Wie sich das Projekt finanzieren könnte, war am Donnerstag noch ziemlich offen. Derzeit gebe es noch keine speziellen Fördertöpfe, so Joachim Menze, Vertreter der EU-Kommission in Bayern. OB Lösel erwartet, dass Geld von „übergeordnete Institutionen“ kommt und nicht die Kommune alleine mit der Finanzierung zu tun habe.
Am treffendsten fasste der Leiter der UAM-Initiative Vassilis Agouridas die aktuelle Situation zusammen. Er sagte: „This is only the beginning.“ Die Arbeit geht gerade erst los.
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