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Der Hämer-Bau ist ein Sanierungsfall. Wie gehts weiter?

Der Hämer-Bau mit Stadttheater und Festsaal ist ein zentraler Ort für Kultur, Bildung und Begegnung – und ein Wahrzeichen der Stadt. Doch das Gebäude aus den 1960er-Jahren ist dringend sanierungsbedürftig. Technik, Brandschutz, Energieversorgung: Vieles ist veraltet oder nicht mehr betriebssicher. Der Betrieb kann ab 2027 nicht mehr fortgeführt und erst nach einer Sanierung fortgesetzt werden.

Im Stadtrat im Juli 2025 soll ein Beschluss zur Sanierungsplanung gefasst werden, die so vertieft werden soll, damit bis Mitte 2026 die fundierten Kosten vorliegen. Und auch die Höhe der staatlichen Zuschüsse ist dann klarer (der Freistaat bezuschusst bis zu 75 Prozent der förderfähigen Kosten). Auf dieser Basis werden dem Stadtrat ab Mitte 2026 konkrete Sanierungsbeschlüsse zur Beratung vorgelegt werden.

Diese Seite erklärt, warum die Sanierung notwendig ist, was geplant ist und wie dabei mit Verantwortung, Augenmaß und Weitblick vorgegangen wird.

1. Was bedeutet der Hämer-Bau für Ingolstadt?

Der Hämer-Bau, der das Stadttheater und den Festsaal beheimatet, ist mehr als ein Ort für Schauspiel: Es ist ein identitätsstiftender Kulturraum und ein Begegnungsort für Menschen aller Generationen und Milieus. Und das seit nunmehr 60 Jahren. Pro Jahr besuchen rund 100.000 Menschen die Theateraufführungen. Das Junge Theater ist eine feste Größe in den Stundenplänen der Ingolstädter Schulen. Es erreicht mit seinen sowie mit den Angeboten der künstlerischen Vermittlung rund 50.000 Besucher und Teilnehmer, darunter etwa 35.000 Kinder und Jugendliche.

Der Festsaal wird an weit über 200 Tagen pro Jahr genutzt für Konzerte, Tagungen, Schulveranstaltungen, Sportevents, Bälle, Kabarettabende und Empfänge. Er verzeichnet rund 130.000 Besucher jährlich. Die Stadt hat mit dem Festsaal ihren einzigen eigenen großen Saal, der Veranstaltungen bis zu einer Größe von rund 1.300 Personen möglich macht.

Nicht zuletzt werden auch andere Räume, Säle und das Theaterfoyer für viele Tagungen, Kongresse und Besprechungen genutzt. Das Gebäude erfüllt also im städtischen Alltag sehr viele Funktionen, die mit der Schließung wegfallen.

Darüber hinaus ist der charakteristische Hämer-Bau ein herausragender Bestandteil der Ingolstädter Stadtkulisse und steht zu Recht unter Denkmalschutz. Das Gebäude in Sichtbeton ist ein Zeugnis der Entwicklung der Stadt Ingolstadt. Die architektonische Qualität führte dazu, dass das Modell im Deutschen Pavillon auf der Weltausstellung 1967 einem internationalen Publikum präsentiert wurde.

2. Ist Theater ein Luxus - oder eine wesentliche Aufgabe der Stadt?

Das Stadttheater ist kein Luxus, sondern Teil des öffentlichen Kultur- und Bildungsauftrags. Bayern ist ein Kulturland, so steht es in Artikel 3 der Bayerischen Verfassung. Der Staat und seine Kommunen haben den Auftrag, „die kulturelle Entwicklung zu fördern und das kulturelle Erbe zu schützen“. Theater gehören dazu: Sie ermöglichen Teilhabe, Bildung, ästhetische Erfahrung und sind Orte gesellschaftlicher Auseinandersetzung. Theater sind Räume für gemeinsames Erleben, kritisches Denken und kulturelle Identität.

Ohne sie verliert eine Stadt nicht nur ein Gebäude, sondern ein Stück Seele. Ein breit aufgestelltes Kulturangebot ist darüber hinaus auch ein wichtiger Standortfaktor und begünstigt die Gewinnung von neuen Fachkräften.

3. Warum muss es jetzt saniert werden?

Das Gebäude ist über 60 Jahre alt, viele technische Anlagen stammen noch aus der Bauzeit. Diese sind veraltet, Ersatzteile nicht mehr beschaffbar, die Betriebssicherheit nur durch Notlösungen und Ausnahmen vor dem Hintergrund der baldigen Sanierung gewährleistet. Ab 2027 erlischt die Betriebserlaubnis, so dass ein Weiterbetrieb in seiner heutigen Form nicht mehr möglich wäre. Die Schäden an Beton, Elektrik, Lüftung und Brandschutz sind so gravierend, dass ein dauerhafter Spielbetrieb nicht mehr verantwortbar ist.

Die Schäden an der Sichtbetonfassade schreiten laufend voran, die Undichtigkeiten bei den Dächern, Balkonen und Terrassen führen zu einer Schädigung der Bausubstanz. Diese Schädigungen verlaufen nicht linear, sondern exponentiell.

Wichtig ist: Es handelt sich nicht um eine „Luxussanierung“. Es geht nicht um erhöhten Komfort oder zusätzliche Technik, sondern um das baulich und betrieblich Notwendige – damit der Betrieb von Theater und Festsaal überhaupt wieder dauerhaft möglich wird, die Gebäudesubstanz erhalten wird und die technischen Einbauten auf einen betriebssicheren und zukunftsfähigen Stand gebracht werden.

4. Warum ist die Sanierung so teuer?

Der Hämer-Bau ist ein großes, komplexes Gebäude, das sich über neun Ebenen, vom Technikkeller bis zum Bühnenturm erstreckt. Für die Besucher, die das Gebäude nur von außen sehen, sind weder die Ausmaße noch der Gesamtzustand erkennbar.
Ein paar Kennzahlen zum Gebäude:

  • Bruttorauminhalt von rund 99.800 Kubikmeter
  • Bruttogrundfläche von 23.510 Quadratmeter
  • Sichtbetonfassade 4.981 Quadratmeter
  • Pfosten-Riegel Glasfassade 801 Quadratmeter
  • Holzfenster 292 Stück
  • Bleidachverkleidung 2.405 Quadratmeter
  • Pflasterbeläge auf Terrassen und Balkonen 3.955 Quadratmeter

Die geschätzten Kosten resultieren aus dem umfassenden Sanierungsbedarf: Die gesamte technische Gebäudeausstattung – Heizung, Lüftung, Elektrik, Bühnen- und Sicherheitstechnik – ist veraltet (teils noch aus der Bauzeit) und muss ersetzt werden. Dazu kommen Schäden an der Bausubstanz, die Sanierung der Sichtbetonflächen, energetische Maßnahmen, Barrierefreiheit sowie der Denkmalschutz und Urheberrecht.

Die Kosten ergeben sich aus dem inzwischen altersbedingt schlechten Zustand des Gebäudes, aktuellen gesetzlichen Vorgaben und der Komplexität des denkmalgeschützten Bestands.

5. Wie zuverlässig sind diese Kostenangaben?

Große Bauprojekte werden schrittweise geplant, nach den Leistungsphasen der HOAI (Honorarordnung für Architekten und Ingenieure). Die aktuelle Zahl von 180 Millionen Euro ist eine Kostenschätzung auf Basis der Vorplanung (Leistungsphase 2). Sie beruht auf Flächenmodellen, Erfahrungswerten, ersten Plänen und angenommenen Baukosten. Da die Bauleistungen zu einem späteren Zeitpunkt erbracht werden, wurde dies indiziert, um die zu erwartenden Baupreissteigerungen abzubilden (21,5 Millionen Euro).

Da zum Ende der Leistungsphase 2 noch Informationen fehlen und weitere Untersuchungen nötig sind, wurde ein Risikobudget in Höhe von 40 Millionen Euro gebildet. Dieses gilt es in den folgenden Leistungsphasen zu bewerten und zu reduzieren.

Die in der Beschlussvorlage aufgezeigten Kosten zeigen einen realistischen Kostenrahmen für die notwendige Sanierung inklusive Nebenkosten.

Bitte beachten Sie: Hierbei sind noch keine Fördermittel berücksichtigt.

Mit der nächsten Stufe, der Entwurfs- und Genehmigungsplanung (Leistungsphasen 3 und 4), wird das Projekt deutlich konkreter: Räume, Funktionen, Materialien, Technik, Energiebedarf und Bauabläufe werden genau durchgeplant. Daraus entsteht eine belastbare Kostenberechnung, die Grundlage für den Förderantrag und einen endgültigen Beschluss des Stadtrats ist.

Erst dann wird verbindlich entschieden, ob und wie saniert wird. Das ist ein üblicher und bewährter Prozess bei öffentlichen Großvorhaben – damit verantwortungsvoll und auf belastbarer Grundlage über hohe Investitionen entschieden werden kann.

6. Wie hoch ist der städtische Eigenanteil - und wie viel Fördergelder gibt es?

Das stichhaltig zu erheben, dafür dient der vorliegende Grundsatzbeschluss im Juli 2025. Grundsätzlich könnten bis zu 75 Prozent der förderfähigen Kosten vom Freistaat übernommen werden (nach Art. 10 BayFAG). Die genaue Höhe hängt aber vom Umfang der Maßnahme, der Antragstellung und der Einordnung des gesamten Gebäudekomplexes ab. Um die Fördermittel beantragen zu können, ist es nötig, eine detaillierte Planung (Leistungsphasen 3 und 4) vorlegen zu können. Dabei werden auch weitere Förderoptionen geprüft, zum Beispiel durch die Bundesregierung und das Landesamt für Denkmalpflege.

7. Warum wird in der aktuellen Haushaltslage überhaupt an der Sanierung festgehalten?

Ohne Sanierung können Theater und Festsaal nicht weiter betrieben werden. Ein Verschieben der Sanierung führt zu Mehrkosten von mindestens 55 Millionen Euro, allein durch Preissteigerung, Bauverzögerung und zusätzliche Aufwände. Fördermittel würden verloren gehen. Der jetzige Zeitpunkt ist aus Sicht der Verwaltung daher trotz angespannter Haushaltslage mittelfristig die wirtschaftlich sinnvollere Lösung.

8. Werden dadurch andere wichtige Projekte gestrichen - etwa im Bildungsbereich?

Nein, das ist nicht der Fall. Fakt ist: In den Bildungsbereich, der eine Pflichtaufgabe ist, wird weiterhin massiv investiert. Allein für die Sanierung und den Neubau von Schulen sind von 2026 bis 2032 352 Millionen Euro eingeplant, für Kindertageseinrichtungen weitere 22 Millionen Euro. Das zeigt: Der Bildungsbereich wird nicht benachteiligt – trotz der geplanten Sanierung des Hämer-Baus.

9. Was bedeutet die Beschlussvorlage für den Stadtrat im Juli konkret - und was nicht?

Der Stadtrat trifft keine endgültige Sanierungsentscheidung. Er stellt lediglich den dringenden Sanierungsbedarf fest, beschließt die notwendige Schließung des Gebäudes (2026/2027) und ermöglicht die Beauftragung der nächsten Planungsphasen, die finanzielle Klarheit über die Fördermittel und den kommunalen Eigenanteil schaffen. Die finale Entscheidung über Baubeginn und Investition fällt voraussichtlich 2026, nach Vorliegen der konkreten Fördermittelzusage und einer geprüften Kostenberechnung

10. Gibt es während der Sanierung Theateraufführungen sowie eine Ersatzräumlichkeit für Veranstaltungen in Ingolstadt?

Ja. Das Stadttheater hat mit dem "Theater am Glacis" eine temporäre Ersatzspielstätte mit 460 Plätzen. Das Große Haus mit über 660 Plätzen und der für einen normalen Theaterbetrieb notwendigen Bühnentechnik kann damit aber nicht ersetzt werden. Für kleinere Veranstaltungen bieten sich verschiedene Säle und Veranstaltungsräume im Stadtgebiet an.

Für große Veranstaltungen im Festsaal mit über 500 Personen (rund 140 pro Jahr) werden noch Lösungen gesucht. Alle bekannten Liegenschaften (Kaufhof, Exerzierhaus, Halle 9, Maritim, DK-Hallen oder Spiegelsaal Kolpinghaus) wurden bereits gründlich geprüft und sind aus unterschiedlichsten Gründen ungeeignet.

11. Warum wird im Theater am Glacis (Interimsspielstätte) noch nicht regelmäßig gespielt?

Das Theater am Glacis wird derzeit für einen künftigen Theaterbetrieb ausgestattet. Im Vergleich zum Großen Haus im Hämer-Bau verfügt es jedoch über eine geringere Zuschauerkapazität. Bevor für zentrale Bereiche, wie das Junge Theater sowie Büros für die Mitarbeiter noch keine geeigneten Flächen gefunden sind, ist ein Umzug zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich.

Ein regulärer Spielbetrieb ist erst nach der Schließung des bisherigen Theatergebäudes vorgesehen, da eine gleichzeitige Inbetriebnahme beider Spielstätten mit den vorhandenen personellen und technischen Ressourcen nicht umsetzbar und auch nicht sinnvoll ist.

Um das neue Haus bereits im Vorfeld kennenzulernen und die Voraussetzungen für einen späteren reibungslosen Übergang zu schaffen, ist das Stadttheater in der Spielzeit 2025/26 mit einer Neuproduktion und einer Wiederaufnahme am Theater am Glacis präsent.

12. Kann das Theater nicht während des laufenden Betriebs oder in Teilabschnitten saniert werden?

Eine Sanierung im laufenden Theaterbetrieb ist aus baulichen, technischen und sicherheitsrelevanten Gründen nicht umsetzbar. Die Generalsanierung umfasst praktisch das gesamte Gebäude, insbesondere die veralteten technischen Anlagen (Heizung, Lüftung, Stromversorgung, Wasserleitungen, Bühnentechnik) müssen vollständig erneuert werden. Dazu müssen alle alten Anlagen, Leitungen, Verkabelungen etc. entfernt werden, es handelt sich weitgehend um eine Entkernung des Gebäudes.

Weil viele dieser Anlagen durch das ganze Haus verlaufen – teils in Ortbeton ausgeführt und damit Teil des Gebäudes – wären Lärm, Erschütterungen, Staub und evtl. Schadstoffbelastung so hoch, dass Proben oder Aufführungen während der Arbeiten ausgeschlossen sind. Auch aus Gründen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes ist ein paralleler Betrieb nicht möglich.

Eine Sanierung in Teilabschnitten wäre theoretisch denkbar, aber extrem aufwendig und teuer. Es müssten aufwendige Abschottungen eingebaut, provisorische Technik installiert und separate Fluchtwege nachgewiesen werden. Das verlängert die Bauzeit, erhöht die Kosten deutlich und birgt zusätzliche Risiken. Deshalb empfiehlt die Projektsteuerung: Sanierung in einem Guss – damit es schneller, sicherer und wirtschaftlicher gelingt.


Die Sitzungsvorlagen zur Sitzung Juli 2025 sind abrufbar unter:

Stand: 22.07.2025