Archäologie   Febr.
2006
Nr. 35
Aktuell
Entdeckungen und neue Funde aus der Region Ingolstadt

 
Eine 4500 Jahre alte Grabbeigabe? Oder nur ein verlorenes Beil ...
Gde. Wettstetten, Lkr. Eichstätt

Jahrzehnte schon war der besondere Stein in den Händen von Familie Ampferl. Wohl dachte man, etwas Besonderes gefunden zu haben und dass es sich um ein Steinbeil handelt, aber was es damit auf sich hat, entzog sich den Betrachtern. Allenfalls der Gedanke an die Steinzeit, die graue Vorzeit, war aufgekommen.
Der Zufall wollte es, dass das Werkzeug an Anton Katarzynski, dem 2. Bürgermeister von Wettstetten, gelangte, der in Gerd Welker einen Freund der heimatlichen Geschichte kannte und wusste, dass dieser mit archäologischen Funden umzugehen versteht. Mit der vermuteten Zuordnung in die Epoche der Schnurkeramik, womit Gerd Welker wohl richtig liegt, erhielt der Verfasser das Objekt zur näheren Begutachtung. Das Einsatzbeil ist für diese Zeitstellung im Vergleich zu anderen Funden der Region allerdings außergewöhnlich groß, besitzt aber alle für schnurkeramische Einsatzbeile typischen Merkmale.
Bei einer Länge von 15,6 cm hat es eine Breite von 5,5 cm und eine Dicke von 3,2 cm. Sein Gewicht beträgt 503 g. Das Gerät aus graugrünem Amphibolith ist fast vollständig überschliffen und hat deshalb nur noch wenige Reste natürlicher Bruchflächen. Die Kanten des rechteckigen Querschnitts sind leicht angeschliffen, also facettiert. Außer an der Schneide, wo sich geringfügige jüngere Verletzungen finden, ist das Beil unversehrt.
Als Fundort wird die Flur „Wend” südlich des Geißbergs genannt. Eine einzige Rostspur könnte von einem eisernen Ackergerät verursacht worden sein. Die am Beil anhaftenden Sedimentreste, ein hellgraues Feinsediment, spricht für eine Lagerung im mineralischen Boden.
Ob es von seinem einstigen Besitzer verloren wurde, oder gar die Beigabe im Grab eines Mannes war, wissen wir nicht. Doch viereinhalbtausend Jahre dürfte es sicher alt sein und damit aus einer Zeit stammen, als die Ägypter begannen, Pyramiden zu bauen.

Steinbeil. Foto: Welker
 
Maßstab: ca. 1:2 - - Vergrößerung
Stadtmuseum Ingolstadt
rechts: Vermutliche Schäftung
Schäftung. Foto: Welker


Text: Dr. Karl Heinz Rieder - - Foto, Zeichnung und Herstellung: Gerd Welker - - Historischer Verein Ingolstadt e.V.

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