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Dr. Karl Heinz Rieder:
Das Römerkastell Böhming

 

Geschichte des Kastells in Böhming

Modell des Kastells

Von der Befestigung des Kastells konnte man einen spitzen Graben und eine Mauer mit Tor- und Ecktürmen nachweisen. Darunter zeigten sich Spuren eines Vorgängerkastells in Holzbauweise. Im Zentrum legte man Teile des Stabsgebäudes frei, das von der heutigen Dorfkirche überbaut ist. Außerhalb des Kastells befand sich ein Badegebäude und ein kleiner Tempel. Südlich des Kastells schließen sich ein relativ großes Lagerdorf (vicus) und das zugehörige Gräberfeld an.

Leben im Kastell Das Kastell wurde vermutlich unter Kaiser Hadrian in der 1. Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. als Holzkastell errichtet. Es brannte wohl während der Markomannenkriege (165-180 n. Chr.) ab. Der Wiederaufbau als Steinkastell erfolgte laut einer Bauinschrift unter Kaiser Commodus im Jahr 181 n. Chr. Mit einer Größe von 0,7 ha beherbergte es eine Numeruseinheit (ca. 150-200 Mann). Aufgabe der Besatzung war der Grenzschutz am nahe gelegenen Limes und die Sicherung des Altmühlübergangs bei Kipfenberg. Im 3. Jahrhundert zerstörten Alamannen die Anlage.

Einblick in das Lagerleben
Nachbau des Westtores vom Kastell Böhming
(Römer und Bajuwaren Museum Burg Kipfenberg)


Bauinschrift des Kastells Böhming

Während der ersten Ausgrabung 1898 fand Winkelmann eine fast vollständige Bauinschrift aus Ellinger Sandstein.
Die ursprünglich am Südwesttor angebrachte Inschrift bekundet die Fertigstellung des Steinkastells im Jahr 181 n. Chr. unter Kaiser Commodus. Begonnen hatte den Bau eine Abteilung der III. Italischen Legion aus Regensburg, vollendet wurde er durch Mannschaften der in Pfünz stationierten I. Breukerkohorte, einer aus dem heutigen Ungarn stammenden Auxiliareinheit.
Der Name von Commodus wurde - vermutlich auf Veranlassung seines Nachfolgers - ausgemeißelt. Einige Jahre später füllte man die Lücke jedoch mit Stuck wieder auf und ergänzte die fehlenden Buchstaben mit roter Farbe.

Lateinischer Text und deutsche Übersetzung:

Imp. Caes. Luc(io) Aur(elio) Antoni(n)o
Aug(usto) C[ommodo] Armen(iaco) Parth(ico)
Germ(a)n(ico) Sarm(atico) Trib(unicia) pot(estate) VI co(nsule) III p(atre) p(atriae)
Spicio Ceriale leg(ato) Aug(usti) pr(o) pr(aetore) vex(illarii)
leg(ionis) III Ital(icae) vallum fece(runt) c(uram) a(gente) Iul(io)
Iulino c(enturione) leg(ionis) III Ital(icae) item portas cum
turrib(us) IIII perfec(tas) ab Ael(io) Forte c(enturione)
leg(ionis) III Ital(icae) praep(osito) c(o)h(ortis) I Br(eucorum) Imp(eratore) III Bur[ro cos]

Bauinschrift des Kastells Böhming

Bauinschrift des Kastells Böhming aus dem Jahr 181 n. Chr.
(Kopie, Original im Museum für Ur- und Frühgeschichte, Eichstätt.)

Unter dem Herrscher Lucius Aurelius Antoninus Augustus Commodus,
dem Sieger über Armenier, Parther, Germanen und Sarmaten,
der seit sechs Jahren tribunizische Amtsgewalt besaß,
zum dritten Mal Konsul war
und den Ehrentitel Vater des Vaterlandes trägt,
und unter seinem Statthalter Spicius Cerialis
hat eine Abteilung der III. Italischen Legion (aus Regensburg)
unter der Leitung des Centurios Julius Julinus
die Umwehrung errichtet, ebenso die Tore mit vier Türmen.

Die Baumaßnahme wurde vollendet
unter dem (Regensburger) Centurio Aelius Fortis,
zugleich Kommandant der I. Breukerkohorte (in Pfünz).

Dies geschah in dem Jahr,
als Commodus (zum dritten Mal)
und Burrus (zum ersten Mal) Konsuln waren
(d. h. 181 n. Chr.).


Siehe auch:

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