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Jan Gunnar Weinig:
Eisenzeit - Hallstatt- und Latènezeit
gekürzt von Kurt Scheuerer

 
"Erstmals genannt werden die Kelten von Hekataios von Milet um 500 v.Chr. ...
Um 600 begann die griechische Kolonisation in Süditalien und Südfrankreich.
In Mittelitalien erblühte ab dem 8. bis 6. Jh. v.Chr. das Etruskerreich, bis es schließlich am Ende des Jahrtausends im Römischen Reich aufging. ...
Aristoteles (384-322 v.Chr.) stellte die Frage nach dem »Wahrsein«, »Dasein«, »Was-sein«.
Der Mensch wurde »Zoon Politikon«."

"Neben einheimischen bronzezeitlichen Wurzeln wurden im sogenannten »Osthallstattkreis« Einflüsse aus dem skythischen, westasiatischen Steppenbereich und damit auch der Kulturen Zentralasiens erkennbar.
Wenig später wurden schließlich, bedingt durch die Gründung der ersten griechischen Kolonien im westlichen Mittelmeerraum, durch den Handel mit Etruskern und Phönikern mediterrane Züge wesentlicher Bestandteil der Sprachkultur nördlich der Alpen, die aus heutiger Sicht die Kelten nahe an eine Hochkultur heranführten."

Die Region um Ingolstadt bildete eine Kontaktstelle zwischen Ost und West.
Im Laufe des späten 7. Jhs traten neue Handelsprodukte an Stelle der Bronze.
"Über lange Zeit verhandelte man nicht nur skandinavischen Bernstein, ost- und südeuropäische Edelmetalle, das Salz der Alpen, Glas aus Syrien, Koralle und Muscheln des Mittelmeeres über jene »Straßen«. ...
Ein neues Selbstverständnis der »politischen« Elite, basierend auf der gesellschaftlichen Differenzierung während der Urnenfelderzeit, moderner aufgezäumte Pferde, verbesserte Waffen und Gebrauchsgegenstände aus Eisen, damit verbunden neue Techniken, wie auch die Töpferscheibe," fanden ihren Weg nach Süddeutschland.

"Die Brandbestattungen in Flachgräbern oder Urnen wichen unter Beibehaltung vieler bronzezeitlicher Reminiszenzen ohne wesentlichen Bruch großen Grabhügelfeldern, wie etwa in Hallstatt, und gipfelten am Ende der Entwicklung in den »Fürstengräbern«, so dem Grab von Hochdorf bei Stuttgart.
In der Tradition der Urnenfelderzeit zeigten sich zudem befestigte Herrensitze. Kleine Gutshöfe oder nach mediterranem Vorbild ausgebaute »Festungen«, wie der Mont Lassois in Burgund oder die Heuneburg in Württemberg, überzogen flächig das Land und überlieferten so die Struktur einer frühen »Adelsgesellschaft«. ...
Festmahl und Gelage, ein Gastgeberideal, wie es ansatzweise schon zur Urnenfelderzeit erkennbar war, spiegelten sich im Totenritual in Form von Trinkgeschirrsätzen, Bronzeeimern, Sieben und Schöpftassen wider. Der Wagen mit eisernen Beschlägen wurde als Statussymbol Kennzeichen der Oberschicht der Bevölkerung."

"Der Wechsel der späten Hallstattzeit zur Frühlatènekultur ist im Falle der Sachkultur weitgehend an einer neuen, durch die antike Welt geprägten Stilistik festzustellen, die sich nach kurzer Zeit im Gebrauchs- und Kunsthandwerk auch der einfachen Menschen durchsetzte." Palmetten, Voluten, figurale Motive treten an die Stelle der geometrischen Verzierungen der Hallstattkultur. Mensch und Tier werden abstrahiert naturalistisch dargestellt.

Mit dem beginnenden Mittellatène setzten sich kleine Flachgräberfriedhöfe durch, die Reichhaltigkeit der Beigaben nahm ab.

Die offenen ländlichen Siedlungen lagen völlig ungeschützt über das südlich der Donau flache, leicht hügelige Land verteilt. "Kleine, einschiffige Gebäude meist mit sechs bis acht Pfosten und dazwischenliegende »Vierpfostenspeicher« stehen in weiten Abständen entlang der ... Niederterrasse".

Im Gewerbegebiet bei Kösching wurde ein befestigtes Heiligtum mit Brandopferschächten der mittleren und späten Hallstattzeit 1992 entdeckt. "Im Feuchtbereich, zwischen mehreren Quellen gelegen, verbinden sich hier Brand- und Quellopfer."

Zwischen den Grabhügeln der älteren und mittleren Hallstattzeit fanden sich nördlich der Donau viele kleine »Urnenbestattungen« der Späthallstattzeit. Die Sitte der Brandbestattung ist also nie völlig aufgegeben worden.


Jan Gunnar Weinig
in: Archäologie um Ingolstadt. Kipfenberg 1995. S. 113-126.

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