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Der Landtag 1516 in Ingolstadt
Dr. Beatrix Schönewald:
Ratgeber der Herzöge: Hieronymus von Croaria

 
Foto: Stadtmuseum Ingolstadt

Hieronymus von Croaria gehört zu den herausragenden Juristen des ausgehenden 15. Jahrhunderts. Seine Familie war in Konstanz ansässig, eine Patrizierfamilie, die 1398 von König Wenzel das königliche Palatinat erhielt. Die Pfalzgrafenfreiheiten wurden 1469 und 1504 bestätigt.

Das Geburtsjahr von Hieronymus ist nicht bekannt, er immatrikulierte sich 1476 an der Artistenfakultät in Basel. Das Studium der Rechte absolvierte er in Pavia, abgeschlossen wohl mit dem Doktortitel utriusque iuris. Am 15. Februar 1486 begann er seine Lehrtätigkeit an der Universität in Tübingen. Vom Grafen Eberhard V. im Bart von Württemberg wurde ihm das vakante Ordinariat für kanonisches Recht an der Tübinger Juristenfakultät übertragen.

Hieronymus von Croaria, * um 1460/1463 vermutlich in Konstanz; † 1527, Kupferstich, Stadtarchiv Ingolstadt Graphische Sammlung

Croaria gehörte zu jener Schicht gefragter und exzellent ausgebildeter Juristen, deren italienischer Doktortitel die finanziellen Türen weit aufstieß. So wechselte er 1491 auf das Ordinariat für weltliches Recht (römisches, kaiserliches Recht bzw. Zivilrecht). Croaria wurde in den Sommersemestern 1492 und 1496 zum Rektor der Universität Tübingen gewählt.

Herzog Georg der Reiche von Bayern-Landshut bot ihm 1497 das Ordinariat für kanonisches Recht an der Hohen Schule in Ingolstadt an. Croaria wechselte auch vor dem Hintergrund der dynastischen Krise nach dem Tod Eberhards im Bart und erarbeitete Vorschläge für eine Universitätsreform auf herzogliches Geheiß. Gleichzeitig war er Konsulent, Rechtsberater der Reichstadt Nürnberg.

Im Jahr 1501 ehelichte Croaria Eva von Reischach, die Tochter des württembergischen Rats und Obervogts von Stuttgart.

Er wurde zum Rat Herzog Georgs bestallt und war Mitglied des Hofgerichts. Nach Georgs Tod 1503 und dem sich anschließenden Landshuter Erbfolgekrieg wechselte er 1504 in die Dienste Herzog Albrechts IV. von Bayern-München und seines Sohnes Herzog Wilhelm IV.

Gleichzeitig war er 1507 Fiskalprokurator beim Reichskammergericht, 1508 auch königlicher Kammerfiskal und ließ sich in dieser Zeit von seiner Professur beurlauben.

Als das Reichskammergericht von Regensburg nach Worms Ende April 1509 übersiedelte, nahm er seine Lehrtätigkeit in Ingolstadt bis Juni 1516 wieder auf.

Der erfahrene und begabte Jurist wurde bald darauf mit Billigung des bayerischen Herzogs zum Nachfolger Johannes Reuchlins als Bundesrichter für die Fürsten im Schwäbischen Bund gewählt.

Als die Spannungen mit Leonhard von Eck wegen der Universitätsreform zunahmen, wechselte Hieronymus von Croaria in die Dienste der Pfalzgrafen von Neuburg. Im gleichen Jahr wurde er Rat und Diener von Haus aus des Pfalzgrafen Friedrich II., der bis 1522 als Regent in Pfalz-Neuburg fungierte.

Celtis verkehrte bei Croaria in Ingolstadt, und versuchte, ihn nach Wien zu ziehen. 1510 erwirkte Croaria die Berufung des 24jährigen Johannes Eck nach Ingolstadt.

Er diente 1520 dem jungen Herzog Philipp von Pfalz-Neuburg aus Anlass einer vorübergehenden schweren Erkrankung als Hofmeister. Seit 1529 war er Landvogt an den Grafschaftsgerichten Höchstädt und Graisbach, Pfleger zu Monheim, Hofjunker Herzog Ottheinrichs von Pfalz-Neuburg und hatte dessen Geburtshoroskop für politische Fragen von höchster Tragweite auszuwerten, wobei er den Nürnberger Astronomen Johann Schöner zu Hilfe rief. Zuletzt trat er 1524 politisch hervor in seinem Bemühen um die Einigung aller Wittelsbacher Fürsten und Linien zur Sicherung der Kurwürde und gegenseitigen Erbfolge und um ein Schutzbündnis gegen die böhmisch-ungarische Gefahr.

Er erwarb 1515 Schloss und Dorf Tapfheim bei Doanuwörth und wurde auch oettingischer Lehensmann. Kaiser Maximilian I. belehnte ihn 1516 mit Halsgericht und Blutbann zu Tapfheim.

Croaria war maßgeblich beteiligt am richtungsweisenden Entwurf zur bayerischen Gerichtsordnung von 1520, zusammen mit einem Entwurf von Appellationsvorschriften als förmliches Rechtsmittel.

Er starb 1527 und hinterließ drei Söhne und eine Tochter.


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