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Archäologie Aktuell - Ausgrabungen in Ingolstadt
Mas • se

 

Mas • se, die [Substantiv, feminin] = große Anzahl, Menge

Für den Ausstellungsaspekt Masse steht vor allem die große Zahl von Hafnereiprodukten (Erzeugnisse aus Töpferwerkstätten) des 16. und 17. Jahrhunderts.

Der Schwerpunkt der Präsentation liegt auf den Funden dreier Werkstattgruben einer Hafnerei, die einst in der Sebastianstraße, also ebenfalls im Norden der Altstadt, gelegen haben muss. Die in den wenigen Werkstattgruben sehr zahlreich angetroffene, ungebrauchte Ofenkeramik, Patrizen („Ur-Modelle“), Modeln (Matrizen, Negativabdrücke der Patrizen) und Stempel geben einen Eindruck von der hohen handwerklichen Qualität der Produktion. Dass diese Waren ihre Abnehmer fanden, belegen die Kachelfunde vom Ingobräu-Gelände.
Trotz großer Fundmengen und nur geringer räumlicher Distanz der Fundstellen zueinander lassen sich in beiden Komplexen keine eindeutigen Übereinstimmungen finden. Die nahe gelegene Hafnerei in der Sebastianstraße kann bislang nicht als Herstellungsort der Kacheln benannt werden.

Im Ingolstadt des 16. und 17. Jahrhunderts gab es weitere Hafner, die den Markt bedienten. Ihre Produktionsorte und Waren liegen – archäologisch betrachtet – noch im Verborgenen. Und doch geben die Funde von der Sebastianstraße einen schlaglichtartigen Einblick in die Herstellung und den Kreislauf der Produkte. Aber es bleiben viele offene Fragen: Lassen sich motivische Vorlagen für die Kacheln benennen? Gibt es Vorlieben bestimmter Motive? Lassen sich chronologische Unterschiede herausarbeiten oder kann in der Motivwahl der Wunsch des Auftraggebers erkannt werden? Besitzen die Motive unterschiedliche Bedeutungsebenen? Können Werkstattbezüge und -kontakte herausgearbeitet werden? Welche Rolle spielte der Hafner? Wie weit reichte sein Handwerk in die künstlerische Ausgestaltung? Was führte zur Entsorgung so zahlreicher, offenbar intakter Fertigprodukte?

Die Beantwortung dieser Fragen wird zukünftig auf Grundlage einer fachwissenschaftlichen Auswertung der Ausgrabung, einer Erfassung und Bewertung des Fundguts und einer Auswertung der Archivalien gelingen. Dann werden den in der Ausstellung als Masse präsentierten Einzelfunden zahlreiche weitere Funde aus verschiedenen Fundzusammenhängen des gesamten Stadtgebiets hinzugefügt werden müssen, um ergänzende Ergebnisse zur Kultur- und Sozialgeschichte Ingolstadts gewinnen zu können.

Text: Dr. Ruth Sandner


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