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Hafnerei-Ausstellung im Stadtmuseum Ingolstadt 2010
Die Universität

 
Herzog Ludwig der Reiche von Bayern-Landshut wandte sich 1458 mit dem Wunsch an Papst Pius II., für sein Herzogtum in Ingolstadt eine Universität errichten zu dürfen. Nach dem päpstlichen Einverständnis im darauf folgenden Jahr 1459 begannen in Ingolstadt keine Planungen für größere Baumaßnahmen zur Unterbringung der neuen Institution. Man griff vielmehr auf eine fromme Stiftung Herzog Ludwigs des Gebarteten zurück.
Hauptgebäude der 1472 eröffneten Universität wurde sein nach 1434 errichtetes Pfründnerhaus, das an die neuen Bedürfnisse angepasst wurde. Der monumentale Bau liegt wenig südlich des Ingolstädter Münsters, am Rand der Gründungsstadt des 13. Jahrhunderts.

Foto: Kurt Scheuerer
Foto: Kurt Scheuerer

Die im Herbst 2005 in der Konviktstraße ausgegrabene Hafnerei (Töpferei) lässt direkte Bezüge zur Universität während ihrer ersten Jahrzehnte erkennen. Die Werkstatt stand ebenfalls nahe beim Münster und knapp außerhalb der Stadtumwehrung des 13. Jahrhunderts. Eine Reihe von Gelehrtendarstellungen im Fundgut der Hafnerei findet keine Parallelen in vergleichbaren Fundkomplexen des süddeutschen Raums und rechtfertigt die Zuweisung zur „Hohen Schule“.

Model und Fertigprodukte von Nischenkacheln zeigen Professoren, die an ihren aufwändigen Gewändern und charakteristischen Kopfbedeckungen erkennbar sind. Daneben stellte die Hafnerei in der Konviktstraße auch große Bildplatten mit Gelehrtendarstellungen her, die möglicherweise einst das Hauptgebäude der Universität schmückten.

Besonders fein ausgearbeitet ist eine Serie, die Reichsfürsten zeigt. Die Landgrafen von Thüringen sind durch eine Aufschrift gekennzeichnet, der Markgraf von Brandenburg als Reichskämmerer durch einen großen Schlüssel.

Eine Kachelserie aus dem Collegium majus der alten Universität Erfurt zeigt offenbar dieselbe Kombination von Universitätsangehörigen und Reichsfürsten. Männlichen Halbfiguren in pelzbesetzten Gewändern, die ein Szepter tragen, legen den Gedanken an Rektorendarstellungen nahe.
Der Kontakt zu humanistisch geprägten Auftraggebern im Umfeld der Universität Ingolstadt führte sicher zur frühen Auseinandersetzung der hiesigen Hafner mit humanistischem Gedankengut. So namhafte Persönlichkeiten wie der deutsche Erzhumanist Conrad Celtis oder Johannes Aventinus lehrten hier. Selbst diese berühmten Gelehrten könnten hinter manchen Darstellungen aus der Konviktstraße stehen.

Die Abbildungen musizierender Damen gehören zunächst zu damals allgemein beliebten Bildmotiven, die auch ohne Bezug zu Universitäten auftreten, beispielsweise in Straubing. Dort sind sie wohl Teil von Allegorienserien wie den Sieben Freien Künsten, die im Laufe des 16. Jahrhunderts zunehmend in Mode kommen.
Allerdings gibt die Gründung der Ingolstädter Hohen Schule gerade der Pflege der Musiktheorie neue Impulse. Für die Ingolstädter Auftraggeber mag das bei der Auswahl der bestellten Motive durchaus eine Rolle gespielt haben. Ein Bezug zum humanistischen Geist der Universität ist demnach auch bei den musizierenden Damen gut denkbar.

Text: Dr. Gerd Riedel, 2010


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