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Hafnerei-Ausstellung im Stadtmuseum Ingolstadt 2010
Das Herzogshaus

 
Die mittelalterliche Raumausstattung der Ingolstädter Schlösser ist heute weitestgehend verloren. In den letzten Jahren mehren sich jedoch Funde, die Hinweise auf die einstige Pracht geben. Es handelt sich bei ihnen fast ausschließlich um Hafnereiprodukte.

Eine Werkstatt in der Harderstraße im Norden der Altstadt lieferte 2002 direkte Hinweise auf den Raumschmuck herzoglicher Gebäude. Eine Wandfliese trug sogar die persönliche Devise Herzog Ludwigs des Gebarteten, die bekrönte Sonne mit der Umschrift "Als wie sie will". Ihre Herstellung geschah zweifellos im herzoglichen Auftrag. Eine Wappenhalterkachel und qualitätvolle Maßwerkkacheln legen ebenfalls den Gedanken an die Schlösser und ihre verlorene, spätmittelalterliche Raumausstattung nahe.

Die bemerkenswerten Funde aus der Harderstraße werden von denen der Hafnerei in der Konviktstraße des Jahres 2005 noch weit übertroffen. Sie stellte neben Gebrauchsgeschirr Speisemodel, Figuralplastik, Bildplatten als Bauschmuck und Kacheln für repräsentative Öfen her, ebenso wie die etwas ältere Werkstatt in der Ingolstädter Harderstraße oder etwa zeitgleiche Hafnereien andernorts. Die Herstellung lebensgroßer Tonfiguren hebt jedoch den Stellenwert der Werkstatt in der Konviktstraße besonders hervor, ebenso wie der innovative Brennofen.

Foto: Kurt Scheuerer

Der direkte Bezug zum Herzogshaus ist in der Konviktstraße durch den Model einer Gesimskachel mit dem Wappen der Wittelsbacher Herzöge sowie weiteren Wappendarstellungen auf Kacheln gesichert. Die Nischenkacheln mit dem Wappen der Visconti aus Mailand unterstreichen zusätzlich die Hochrangigkeit der Auftraggeber. Sie gehören mit großer Wahrscheinlichkeit zu einem Ofen aus dem Umfeld der Wittelsbacher, mit den Wappen der Ingolstädter Herzöge.

Foto: Kurt Scheuerer

Der erste Wittelsbacher Herzog aus der Linie Bayern Ingolstadt, Stephan der Kneißel, war mit Thaddea Visconti von Mailand vermählt, der Tochter des Barnabo Visconti. Sie war die erste von drei Visconti Töchtern und brachte das Wappen mit nach Bayern. Möglicherweise war der Ofen für eines der Schlösser gedacht und zu Ehren der herzoglichen Vorfahren mit deren Wappen versehen.

Zudem wurden nahe beim Alten Schloss, in der Franziskanerstraße (Neckermanneck) mehrere Fragmente von Bildkacheln und platten(?) ausgegraben, die offensichtlich aus Formen des "Künstlers" der Konviktstraße hergestellt wurden. So ist der Herzogshof als Abnehmer nicht nur über die Motive auf den Erzeugnissen, sondern möglicherweise auch über den "hauseigenen" Abfall greifbar.

Text: Dr. Gerd Riedel, 2010


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