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Vom Werden einer Stadt - Ingolstadt seit 806
Sonderausstellung im Stadtmuseum

 
Am 9. Mai 2006 startet im Stadtmuseum Ingolstadt eine neue Sonderausstellung:
Ingolstadt seit 806 - Vom Werden einer Stadt.
Die Ausstellung läuft bis zum 10. September.

Das Jahr 806 ist ein zentrales Datum in der Geschichte Ingolstadts. Die Stadt will es in diesem Jahr allen ihren Bürgern ins Bewusstsein rufen. Was bedeutet dieses Datum, und wie sah damals Ingoldesstat aus? Diesen und vielen anderen Fragen möchte die Ausstellung im Stadtmuseum Ingolstadt nachgehen.

806 ist keineswegs das Gründungsdatum Ingolstadts. Vieles spricht dafür, dass die Geschichte unserer Stadt noch weiter zurückreicht. Wie die ersten Bayern insgesamt, so dürften auch die ersten Ingolstädter manche Hinterlassenschaft des untergegangenen Römischen Reiches genutzt haben: die Ackerfluren, die verfallenden Gebäude der Gutshöfe, vor allem aber das Straßennetz. Bei Feldkirchen lagen ein Straßenknotenpunkt und ein wichtiger Donauübergang, weswegen dort eine wenn nicht die Keimzelle Ingolstadts vermutet wird.

Die Ausstellung beginnt mit dem Erbe der Römer und den frühesten Spuren der Germanen in der Region.

Im 7. Jahrhundert war Bayern lange Zeit vom benachbarten Frankenreich relativ unabhängig. Der berühmte fränkische Hausmeier Karl Martell versuchte im frühen 8. Jahrhundert die Oberhoheit über Bayern wiederherzustellen. Seine Feldzüge trafen sicher zuerst unseren Raum. Die Aufsehen erregende Fünffachbestattung bayerischer "Adeliger" aus Großhöbing im Schwarzachtal, an der damaligen Westgrenze Bayern gelegen, führt diese unruhigen Zeiten anschaulich vor Augen.

Die schriftliche Überlieferung zu Ingolstadt setzt jedoch knapp drei Generationen später ein. Sie ist schlaglichtartig, zufällig, wie auch archäologische Funde sich oft nur durch glückliche Umstände und Zufälle einstellen. Die Ausstellung widmet sich daher in drei Räumen dem Thema "Überlieferung". Wie entsteht unser Bild von den damaligen Menschen? Woher wissen wir, wann sie wo lebten und welche Aufgaben sie erfüllten. Welche ihrer Tätigkeiten wurden schriftlich fixiert oder haben dauerhafte Spuren im Boden hinterlassen? Urkunden und Buchillustrationen, Grabbeigaben und Siedlungsfunde fügen sich mosaiksteinartig zusammen und ergeben ein farbiges, an vielen Stellen aber auch noch unscharfes Bild von der Frühzeit Ingolstadts.

Die Reichsteilungsurkunde Karls des Großen aus dem Jahr 806 teilt Herrschaft, Land und Mobilien unter den Söhnen des Kaisers auf: Italien, das man auch Lombardei nennt, und Bayern, wie Tassilo es besessen hat, außer den beiden Höfen namens Ingolstadt und Lauterhofen, die früher Tassilo zum Lehen hatte und die zum Nordgau gehören.
Karl sollte den Zugang zu Italien erhalten, deshalb werden die beiden Orte Ingolstadt und Lauterhofen aus Pippins Erbe herausgenommen. Allerdings sterben Pippin und Karl, allein Ludwig der Fromme überlebt. Die Verfügung verliert somit an Rechtskraft. Das Original ist nicht mehr erhalten, wohl aber gibt es Abschriften in etlichen Codices. Die wichtigste Quelle für den Wortlaut sind die MGH Capitualaria und die Reichsannalen, die das Datum der Verfügung überliefern.

Wie muss man sich das Ingolstadt der Zeit Karls des Großen und seiner Nachfolger vorstellen? Ein Herrenhof, zwei Kirchen und zahlreiche Gehöfte für Sendboten und Unfreie sind schriftlich überliefert. Gefunden wurden davon bislang nur wenige Scherben von Tongefäßen und eine - allerdings bemerkenswerte - Gewandschließe in Form eines Kreuzes. Das kleine Schmuckstück wurde nahe der Moritzkirche entdeckt, wo von jeher der Herrenhof von Ingolstadt mit einer der beiden Kirchen angenommen wird. Der Herrenhof selbst konnte bislang allerdings nicht entdeckt werden. Dafür können Vergleichsbeispiele eine ungefähre Vorstellung von ihm vermitteln.
Ein Höhepunkt der Ausstellung ist ein Evangeliar der Karolingerzeit, das für Ingolstadt hergestellt wurde und im Original zu sehen ist.

Nach dem 9. Jahrhundert fällt Ingolstadt sozusagen in eine "prähistorische" Zeit zurück. Für Jahrhunderte fehlt jede schriftliche Nachricht. Mit dem 13. Jahrhundert und der Verwaltungsorganisation der tatkräftigen Wittelsbacher Herzöge erscheint Ingolstadt jedoch in einem neuen Licht.

Diese jüngeren Erkenntnisquellen erlauben zahlreiche Rückschlüsse auf die Zeit der Karolinger und liefern Stoff für spannende Diskussionen. Sie lassen den Werdegang Ingolstadts vom Königsgut Karls der Großen zur Residenzstadt der Wittelsbacher in vielen Punkten erkennbar werden. Dennoch bleibt noch viel Raum für neue Entdeckungen. Mit dem Bau des Alten Schlosses ist die Zugehörigkeit der Stadt zum Herzogtum Bayern bis heute augenfällig geblieben. Ein Modell der Schlossbaustelle bildet den Schlusspunkt der Ausstellung.

IN Newsletter vom 08.05.2006


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