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Tafeltext zur Ausstellung:
Vom Werden einer Stadt - Ingolstadt seit 806
Ingoldesstat – die Suche nach dem Kammergut

 
Die Stadt Ingolstadt feierte im Jahr 2000 ihre Stadtwerdung vor 750 Jahren mit vielen Aktivitäten, darunter die Ausstellung „Vom Werden einer Stadt – Geschichten & Gesichter“. Dargestellt wurde der Werdegang der Stadt von 1250 bis 1950. Damals stand die Herzogs-, Universitäts-, Festungs- und Industriestadt im Mittelpunkt.
Im Jahre 2000 begann die Spurensuche nach einer urkundlichen Unbekannten, dem nicht überlieferten Datum der Stadtgründung. 2006 basiert das Stadtjubiläum auf einer Überlieferung der kaiserlichen karolingischen Kanzlei, auf einem Erlass Karls der Großen. Dazu hatte er im Jahr 806 die fränkischen Großen zum Hoftag in Diedenhofen im heutigen Lothringen versammelt. Dort wurde die „Divisio regnorum“ beschlossen, das Reichsteilungsgesetz oder Testament Karls des Großen für den Fall seines Todes.
Die Zukunft des Reiches wurde in einer Art Grundgesetzt festgelegt, die Teilung nach altgermanischer Tradition unter den Söhnen geplant. Bayern wurde Pippin zugesprochen, die beiden Höfe Ingolstadt und Lauterhofen allerdings ausdrücklich ausgenommen.
Sie wären mit dem ganzen Westteil des bayerischen Nordgaus an dessen Bruder Karl gefallen, damit ihm über das Aostatal der Weg nach Italien offen stünde.
841 übergab Ludwig der Deutsche seinem Kanzler, Abt Gozbald von Niederaltaich, Besitzungen in Ingolstadt zu Eigen. Die Schenkung umfasste zwei Kirchen und den Haupthof mit den darauf befindlichen Gebäuden, Salland, das unmittelbar vom Haupthof aus bebaut wurde, 130 Tagwerk Ackerland und Wiesen für 40 Fuhren Heu, 22 Leibeigene, 22 Hufen für Unfreie und 12 Hufen für Sintmannen samt den dazu gehörenden Ländereien, Wiesen, Wälder, Gewässer, Mühlen, Knechte und Mägde. Bis ins 13. Jahrhundert bleibt Ingolstadt in geistlicher Hand.
Die genaue Lage des Haupthofes und damit der Schaltzentrale des ausgedehnten Staatsgutkomplexes, der „villa Ingoldesstat“, ist sein Generationen umstritten. Trotz enger und vorbehaltloser Zusammenarbeit war es auch zum Jubiläum 2000 den Historikern und Archäologen nicht gelungen, ein gemeinsames Bild von den Anfängen Ingolstadts zu entwerfen. Die Schriftquellenforscher suchen den Haupthof, die „curtis dominicata“, im Areal um die älteste Stadtpfarrkirche St. Moritz im Herzen der Altstadt, während die archäologische Seite dem östlichen Vorort Feldkirchen mit seiner Marienkirche und seinem römischen Donauübergang den Vorzug gab. 2006 soll die Ausstellung und ein Expertentreffen mit Historikern und Archäologen im Oktober neue Erkenntnisse, vielleicht sogar ein gemeinsames Bild vom „Ingoldesstat“ Karls des Großen erbringen.

Textgrundlage: Katalog zur Ausstellung, S. 154-159.


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