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Tafeltext zur Ausstellung:
Vom Werden einer Stadt - Ingolstadt seit 806
Die Rolle von Schutter und Donau

 
Die Donau und der ehemalige Stadtbach Schutter, der von Nordwesten kommend bei Ingolstadt den Strom erreicht, spielen eine besondere Rolle bei der Erforschung des Kammergutes Ingoldesstat. Die Einmündung der Schutter in die Donau soll einen zentralen Bereich des ausgedehnten Gutskomplexes, möglicherweise sogar die Lage des Herrenhofes anzeigen. Im späten Mittelalter lag diese Mündung im Bereich der Altstadt. Wo sie sich in den Jahrhunderten davor befand, ist dagegen nicht mit Sicherheit zu sagen. Möglicherweise trieb die Schutter schon die überlieferten Mühlen des frühmittelalterlichen Kammergutes und Jahrhunderte später drei herzogliche Mühlen an, die in den ältesten Urbaren der Wittelsbacher bei Ingolstadt aufgeführt werden. Ihre Mündung in die Donau könnte dann schon um 1200 im heutigen Gebiet der Altstadt gelegen haben.

Kleinere Wasserläufe wie Schutter, Mailinger und Köschinger Bach waren wegen des geringen Tiefgangs der Wasserfahrzeuge in karolingischer Zeit als Verkehrswege geeignet. Ihre Mündungen boten als Bootsanlegestellen den Schutz, der an den ungebändigten großen Flüssen wie der Donau nicht zu finden war. Zudem stellte die Schutter möglicherweise die bequemste Verbindung zur Altmühl und über den Karlsgraben letztendlich an den Rhein dar.

Von ähnlich großer Bedeutung wie die Schuttermündung dürfte wohl der alte römische Donauübergang südlich von Feldkirchen gewesen sein. Er gilt als wichtiges Argument für die Befürworter der Lage des Herrenhofes bei der Feldkirchener Marienkirche.

Südöstlich des Ortes sind die alten Donauarme und der Damm der Römerstraße bis heute gut erkennbar. Wenig östlich, bei Mailing, münden Mailinger und Köschinger Bach in die Donau. Während des frühen oder hohen Mittelalters überflügelte der Donauübergang bei Ingolstadt den alten Übergang bei Feldkirchen. Ob er seine Bedeutung schon in der Karolingerzeit einbüßte, ist nicht bekannt. So sind zwei wichtige Bezugspunkte des Kammergutes Ingolstadt und seines Herrenhofes noch nicht ausreichend erforscht.

Mit Hilfe räumlicher Verschneidungen von Grundwasseroberflächen, Topografie und geologischer Karten wird daher momentan versucht, die Entwicklung der Donau zwischen Bergheim und Vohburg nachzuzeichnen. Bereits die Grundwassermächtigkeiten (Stärke der wasserführenden Kies- und Sandschichten) im Süden der Donauauen zeigen die „alte Hauptachse“ des Flusses an. Die unterhalb der quartären Hochterrasse verlaufenden und bis weit südlich der Altstadt abgelagerten harten Tone des Tertiärs zwangen die Donau in natürlicher Weise, den Flussverlauf weit im Süden zu nehmen. Hier verläuft bis heute die Südgrenze des Bistums Eichstätt, was auf die Bedeutung des dortigen Flusslaufes bei der Festlegung der Bistumsgrenzen im frühen Mittelalter hinweist. Im Norden bereiten die dort vorhandenen Tone dem Fluss eher Probleme beim Eintiefen. Das Areal der späteren Altstadt lag somit in römischer und frühmittelalterlicher Zeit allenfalls an einer untergeordneten Flussschleife der Donau.

Zur Lage der Schuttermündung in frühmittelalterlicher Zeit geben im Südwesten der Ingolstädter Altstadt mehrere Ausgrabungen wichtige Anhaltspunkte, während die Verhältnisse in ihrem Südosten, also südlich der Moritzkirche und des Herzogskastens, noch unübersichtlich sind. Daher wird mit Hilfe von Bohrprofilen versucht, ein geologisch-sedimentologisches Modell der südlichen Altstadt von Ingolstadt zu erstellen. Im Herbst 2006 sollen erste Ergebnisse im Rahmen eines Kolloquiums in Ingolstadt diskutiert werden. Es besteht berechtigte Hoffnung, auf diesem Weg die Frage zu klären, wo die Schutter im Frühmittelalter in die Donau mündete.

Nach derzeitigem Kenntnisstand muss auf jeden Fall auch damit gerechnet werden, dass die heutige Altstadt damals nicht das Mündungsgebiet war. Westlich der Altstadt hätte die Schutter wesentlich bessere Möglichkeiten zur Anbindung an die Donau.

Hier reichen kleine Zuflüsse zur Donau und heute verlandete Donaualtarme zum Teil sehr nahe an den sichtbar kanalisierten Schutterlauf heran. So ist ein wichtiges Indiz für die Lage des Herrenhofes von Ingoldesstat, das lange Zeit ins Feld geführt wurde, momentan auf dem Prüfstand.

Textgrundlage: Katalog zur Ausstellung, S. 80-85.


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