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Pioniere der Archäologie
Ausstellung im Stadtmuseum Ingolstadt

”Kriminalarchäologie”

Nach 500 Jahren Tatort wiederentdeckt

In einer dunklen Spätwinternacht des Jahres 1546 geschieht vor den Toren Ingolstadts ein abscheuliches Verbrechen. Auf geweihter Erde wird der Mesner der Nikolauskirche von Hard zusammen mit seiner Frau erschlagen. Erst nach Tagen findet man die Leichen. Das Abendessen stand noch halb aufgegessen auf dem Tisch. Der Mord wird trotz hoher Belohnung nie aufgeklärt.

Hard 1580
Wenige Jahre später ist das Dorf Hard mit seiner Nikolauskirche verschwunden. Es war wohl dem Ausbau Ingolstadts zur Festung zum Opfer gefallen. Im Laufe der Jahrhunderte geriet es in Vergessenheit. Nur die Harderstraße, auf der man Ingolstadt in Richtung Norden verläßt, erinnert mit ihrem Namen noch heute an diesen Ort.

In den Schriftquellen des 13. Jahrhunderts läßt sich die Siedlung Hard als ein ansehnliches Dorf mit mehreren Höfen nachweisen. Zu seiner Nikolauskirche gehörte auch ein eigener Friedhof. Anders als auf dem Plan des Umlandes von Ingolstadt im Spätmittelalter dargestellt, lag also Ingolstadt damals nicht "allein auf weiter Flur".

Erneut ist es der Aufmerksamkeit von Dr. Josef Reichart zu verdanken, daß der Schauplatz des Verbrechens wieder bekannt wurde. Beim Bau einer neuen Wohnanlage nördlich der Ingolstädter Altstadt beobachtete er menschliche Bestattungen und alte Mauerzüge. Dabei fand er außer Scherben von Tongefäßen auch zahlreiche Glasscherben.

Da gläserne Trinkgefäße im Mittelalter zunächst selten waren, glaubte Dr. Reichart, seine Glasfunde hätten nicht bei festlichen Mählern, sondern zur Aufbewahrung von Reliquien in einem Gotteshaus gedient. Die aufgedeckten Gräber bestärkten ihn in seiner Auffassung, die Kirche von Hard entdeckt zu haben.

Während die Bestattungen wirklich auf ein nahegelegenes Gotteshaus hinweisen, scheinen die Glasfunde, bestehend aus Becher- und Flaschenscherben, doch eher auf den Eßtisch zu gehören. Sie passen gut zu den vielen aufgefundenen Schüsselbruchstücken, aus denen im 16. Jahrhundert auch gegessen wurde. Ob einige von ihnen wohl dem unglücklichen Mesner und seiner Frau gehört haben?


Text und Gestaltung der Ausstellung: Dr. Gerd Riedel, Stadtmuseum Ingolstadt.

Rundgang durch die Ausstellung


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