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Pioniere der Archäologie
Ausstellung im Stadtmuseum Ingolstadt

Geschichtslose Vorstädte?

Die Wüstung ”in der Zell”

Zell 1580
Eine Neubausiedlung südlich der Antoniusschwaige - keine Kirche, keine alten Bauernhäuser. Wer würde an dieser Stelle ein Dorf aus dem Mittelalter suchen? Und dennoch haben genau an dieser Stelle schon vor einem halben Jahrtausend Menschen gelebt. Die meisten Bewohner der Humboldstraße und der Großen Zellgasse wissen davon heute freilich nichts mehr.

Auch den Ingolstäder Historikern wäre die genaue Lage des alten Dorfes bis heute unbekannt, wenn nicht Dr. Reichart in den 30er Jahren den Kiesabbau westlich von Ingolstadt aufmerksam verfolgt hätte. In den hellen Kiesgrubenwänden zeichneten sich deutlich Abfallgruben und die Standspuren von hölzernen Hauspfosten ab. Sie waren mit dunklem Erdreich verfüllt. Auch zwei Brunnen wurden damals entdeckt.

Leider besitzen wir von den Siedlungsresten südlich der Antoniusschwaige nur ein einziges Foto. Es zeigt einen der beiden Brunnen, der aus Kalksteinen erbaut war. Daher wissen wir nicht, wie groß das Dorf einmal gewesen ist. Die Funde aus der Wüstung sind leider nur das, was die Menschen damals als unbrauchbaren Abfall weggeworfen hatten: Scherben zerbrochener Gefäße, Knochen geschlachteter Tiere und dergleichen. Dennoch sind sie die einzigen "Zeitzeugen", die uns etwas über das Alter und die Geschichte des untergegangenen Dorfes erzählen können.
Wann das Dorf entstand, ist unbekannt. Dr. Josef Reichart schlägt das frühe Mittelalter vor. Aber die wenigen Funde belegen nur, daß die Siedlung im späten Mittelalter bestand. Immerhin ist die Wüstung "in der Zell" ein weiterer Beleg dafür, daß das Umland der Stadt Ingolstadt im Mittelalter stärker aufgesiedelt war, als man sich das heute oft vorstellt. Erst die Neuzeit brachte manchen Dörfern den Untergang.

Die Siedlung "in der Zell" fand ihr Ende im 16. Jahrhundert. Darauf weist auch ihr archäologisches Fundmaterial hin. Dr. Reichart dachte dabei an die große Kanonade vor den Toren Ingolstadts im Jahre 1546. Die brennenden Dörfer auf dem Holzschitt Hans Mielichs lassen den Gedanken als nicht abwegig erscheinen. Sicherlich haben die vielen Kriege und Belagerungen, in die die Landesfestung verstrickt war, mit dazu beigetragen, daß viele Menschen das sichere Leben in den Mauern der Stadt dem Landleben vorzogen.


Text und Gestaltung der Ausstellung: Dr. Gerd Riedel, Stadtmuseum Ingolstadt.

Rundgang durch die Ausstellung


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