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Astronomen im 17. Jahrhundert
Ein Beitrag zur Ausstellung: Sonne entdecken - Christoph Scheiner

 

David Fabricius, 1564-1617

David Faber Esensis; * 1564 in Esens, Ostfriesland; + 1617; Pastor in Resterhave und seit 1603 in Osteel.
Seit 1593 Briefwechsel mit Joost Bürgi oder Justus Byrgius, der beim Landgrafen von Hessen Hofuhrmacher und Astronom war.
1596 entdeckte er den ersten sich verändernden Stern Ceta Mira; hiervon informierte er Brahe und Kepler.
1589 gab er eine Karte von Ostfriesland heraus.
Briefwechsel mit Kepler (40 Briefe) 1601 bis 1609; hauptsächlich über den Planeten Mars.
Nach dem Tode Tycho Brahes 1601 erklärte Kepler, daß jetzt David Fabricius die erste Stelle unter den beobachtenden Astronomen zustehe und er durchaus mit Longomontanus, Scheiner und Marius gleichzusetzen sei.
Sein Sohn Johann befand sich 1610 in Leyden und hat wahrscheinlich ein Fernrohr mitgebracht.

Goercke, Ernst. SHVI Nov. 1985


Johannes Fabricius, 1587-1615

Ältester Sohn des David Fabvricius.
Er studierte Medizin in Helmstedt, Wittenberg und Leyden, promovierte jedoch 1611 zum Magister philosophae in Wittenberg.
Anfang Dezember 1610 entdeckte er die Sonnenflecken.
Joh. Fabricii Phrysii »De Maculis in Sole observatis, et apparente earum cum Sole conversione, Narratio etc. Witebergae Anno M.DC.XI.« Als Entdecker der Sonnenflecken wurde er angegeben von Marius im »Mundus Jovialis« 1614 und von Kepler in den »Ephemerides Novae« 1618.
Zur Priorität:
Schrift des Fabricius zur Herbstmesse 1611; Briefe des Apelles (Scheiner) Januar 1612 im Druck; Notiz Galileis im März 1612 veröffentlicht.

Goercke, Ernst. SHVI Dez. 1985


Simon Marius, Jupitermonde

Im Herbst 1608 gelang es Hans Lippershey ein Fernrohr zu erfinden, welches noch im gleichen Jahr auf der Frankfurter Messe vorgestellt wurde.
Da der geforderte Preis zu hoch war, ließ der Ansbacher Hofastronom Simon Marius in Nürnberg Linsen schleifen; im Sommer 1609 erhielt er dann sein Fernrohr und bemerkte bald vor, bald hinter dem Jupiter, in gerader Linie, einige kleine Sterne. Diese blieben auch dann bei dem Planeten, als dieser auf seiner Bahn weiterlief.
Am 29.12.1609 begann Marius, nachden er erkannt hatte, daß es sich um Monde des Jupiter handeln mußte, seine Bebachtungen zu notieren. In seinem Buch »Mundus Jovialis«, erschienen 1614, beschreibt er genau die Bahnen der Jupitermonde.

Im April oder Mai 1609 erfuhr Galilei von der Erfindung des Fernrohres, zweifelte aber daran. In Venedig ließ er sich Gläser schleifen und beobachtete zunächst den Mond; am 7.1.1610 entdeckte er die Jupitermonde, am 4.3.1610 veröffentlichte er seine Entdeckung.

Goercke, Ernst. IHbl 1/1984


Christoph Scheiner, 1573-1650

Christoph Scheiner (geb. 1573 in Wald bei Mindelheim, gest. 1650 in Neiße).
Er war von 1610 bis 1616 Professor der Mathematik an der Universität Ingolstadt, an der er bereits studiert hatte.
Scheiner hatte, assistiert von Johann Baptist Cysat, im März 1611 vom Turm der Kreuzkirche aus die Sonnenflecken beobachtet. Es kam zum Prioritätsstreit zwischen Scheiner und Galilei, der die Entdeckung der Sonnenflecken für sich (August 1610) in Anspruch nahm, ohne daß wohl beide die bereits im Juli 1611 in Wittenberg erschiene Schrift von Johannes Fabricius kannten.
Scheiner baute selbst ein astronomisches Fernrohr, schliff eigenhändig Linsen für seine Fernrohre, erfand 1603 den Pantographen (Storchschnabel) und entwickelte astronomische Geräte wie Helioskop und Helitrop.
Seine wissenschaftlichen Arbeiten über Fragen der Astronomie und Optik und über das menschliche Auge, genossen höchstes Ansehen. Sein Hauptwerk über die Sonnenflecken erschien 1630.


Johann Baptist Cysat, 1587-1657

Johann Baptist Cysat, geboren 1787 in Luzern, hatte ab 1611 in Ingolstadt bei Christoph Scheiner studiert und diesem als Mitarbeiter bei der Beobachtung der Sonnenflecken assistiert.
Er beschrieb erstmals den Orionnebel, den Neuen Stern von 1604 und in einer Mongraphie den Kometen von 1618.
1624 bis 1627 war er Rektor in Luzern, 1631 in Innsbruck, dann kurz in Eichstätt und dann wieder in Luzern bis zu seinem Tod 1657.


Rheita, 1604-1660

Joannes Burchardus Schyrle wurde vermutlich 1604 in Reutte in Tirol geboren und am 14.10.1623 an der Universität in Ingolstadt immatrikuliert. Hier besuchte er zunächst die Gymnasialklasse (nur in dieser durfte Astronomie gelehrt werden) und ab 1625 die erste Stufe des jesuitischen Philosophiekurses der Universität.
Nach dreijährigem Studium verließ er Ingolstadt.
Rheita präsentierte 1645 die Konstruktion eines aus vier Linsen zusammengesetzten Fernrohres, welches aufrechte Bilder lieferte. Im »Oculus Enoch et Eliae«, Antwerpen 1645, stellte Rheita das neue binoculäre Teleskop vor. Als terrestrisches Fernrohr verbreitete es sich vor allem in England rasch.
In Zusammenarbeit mit Johann Wiesel enstand in Augsburg die erste zentrale Produktionsstätte in Europa.
Gestorben 1660.

mau, DK, 18.4.1987 (Interview mit Ernst Gorcke)


Johann Wiesel, 1583-1662

Fernrohrbauer in Augsburg.
Handwerkliche Herstellung astronomischer Instrumente in Augsburg:
Christoph Schißler (um 1531-1608); Georg Friedrich Brander (1713-1783); Metallgeräte, oft kunstvoll verziert. Johann Wiesels Linsen waren wohl meistens in Papprollen befestigt.
1621 wurde Wiesel in Augsburg als Schreiber bezeichnet, 1625 bot er Brillen und Fernrohre zum Kauf an, 1630 arbeitete er für den Kaiser und den Kurfürsten von Bayern.
1608 war das Fernrohr in Holland erfunden worden, 1609 benutzte es Galilei erstmals zu astronomischen Beobachtungen.
1611 wurde Keplers »Dioptrice« in Augsbrug gedruckt, die erste Theorie des sogenannten astronomischen Fernrohrs mit zwei konvexen Linsen.
Dieses Keplersche Fernrohr hatte zwar ein größeres Gesichtsfeld und lieferte bessere Bilder als das holländische, stellte sie aber auf den Kopf. Schon Kepler gab an, daß man durch Hinzufügen einer dritten Konvexlinse aufrechte Bilder erhalten könnte.

Eustachio Divini, der erste gewerbsmäßige Fernrohrbauer in Rom, arbeitete etwa ab 1650. Im deutschen Raum ist Johann Wiesel der erste gewerbliche Fernrohrbauer, von dem etwas bekannt ist. 1637 bot er einen Tubus für 150 Reichstaler an.

1645, Anton Maria Schyrleus de Reita (aus Reutte in Tirol), Kapuzinerpater; astronomisches Werk »Oculus Enoch et Eliae«, Antwerpen: verschiedene Fernrohrtypen beschrieben. Käufer verwies er auf Wiesel und Mattmüller. Rheita hatte 1623 bis 1627 in Ingolstadt studiert und bis 1641 in Passau und Österreich gelebt. 1643 schrieb er aus Köln, 1644 war er in Augsburg, 1645 in Antwerpen.

Gervasius Mattmüller lebte seit 1637 als kaiserlicher Ingenieur und Optiker in Wien, 1644 war er zu einem Besuch in Augsburg.
Rheitte hatte ein Fernrohr aus vier Konvexlinsen erfunden; Wiesel baute etwa ab 1643 daran; 1645 wollte er das erste Gerät dem Kaiser liefern (Bauzeit 2 Jahre).
1647 Preisliste in England.

Wiesels größte Fernrohre der folgenden Jahre waren ausgezogen ca. 6 m lang (20 Schuh).
Er baute auch Mikroskope, Instrumente um Augenfehler zu erkennen, Geräte zum Linsenschleifen und Brillen jeder Art.
1650 Mikroskop aus drei Gläsern für 16 Reichstaler an den Kurfürst in München.

Keil, Inge. AAI, 1987, Nr. 2.


Christoph Clavius, 1537-1612

geb. 1537 in Bamberg.
Er lehrte fast fünf Jahrzehnte am Collegium Romanum, stand diesem zuletzt als Rektor vor, und wurde auch Kardinal.


Athanasius Kircher, 1601-1680

geb. 1601 in Geisa bei Fulda.
1629 Professur in Würzburg. Wegen der herannahenden Schweden begab er sich 1632 nach Avignon in Frankreich, dann nach Rom. Dort Museum Kirchnerianum.


Ignaz Kögler, 1680-1746

Ignaz Kögler (geb. am 11.5.1680 in Landsberg am Lech, gest. am 30.3.1746 in Peking), hatte von 1712 bis 1714 in Ingolstadt den Lehrstuhl für Mathematik, alte Sprachen und Hebräisch inne, auch er bewarb sich um die Entsendung in die Mission und konnte 1716 nach China aufbrechen.
1720 wurde er Direktor des Astronomischen Amtes in Peking und erhielt damit die Leitung der Sternwarte und die Überwachung des chinesischen Kalenders übertragen.
Er war einer der großen Vermittler abendländischer Wissenschaft nach China, ohne sich der fernöstlichen Tradition zu verschließen. Seine Werke erschienen teils in lateinischer, teils in chinesischer Sprache.
Er, der Mandarin 2. Klasse, genoß auch in Zeiten der Verfolgung der Kirche das Vertrauen und den Schutz der chinesischen Kaiser. (s.a. A. Huonder, S. 189 f.)

Hofmann, Siegfried. Die Jesuiten in Ingolstadt. 1991. S. 294.


siehe auch:


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