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Siegfried Hofmann:
Die Kirche des ehemaligen Klosters in Biburg
Ein Beitrag zur Ausstellung: Die Jesuiten in Ingolstadt

 
Kirchen Biburg und Allersdorf. Foto: Kurt Scheuerer

Kirche Biburg. Foto: Kurt Scheuerer
Die Kirche in Biburg war mit dem ehemaligen Kloster im letzten Jahrzehnt des 16. Jhs an das Ingolstädter Jesuitenkolleg gekommen.
Damit gingen zwei große Kirchen in die Verantwortung der Ingolstädter Jesuiten über: die eigentliche Klosterkirche und die ehemalige, heute abgebrochene Pfarrkirche.
Das Kloster Biburg war für das Ingolstädter Kolleg in erster Linie von wirtschaftlicher Bedeutung.
Zusammen mit der Wallfahrtskirche in Allersdorf und der Kirche in Perka bildete es aber auch ein seelsorgerliches Zentrum.
Das Kloster war durchwegs nur mit wenigen Patres und Brüdern besetzt.
Überdies diente Biburg als sommerlicher Erholungsplatz für das Ingolstädter Kolleg.

Klosterkirche

Die erhaltene Klosterkirche gehört zu den großartigen Zeugnissen romanischer Architektur in Bayern. Eine Weihe der Kirche ist 1133 bezeugt, der erhaltene Bau dürfte im wesentlichen noch im 12. Jh. fertiggestellt worden sein. Die Seitenschiffe wurden um 1400 gewölbt, das Mittelschiff um 1530.

Kirche Biburg. Foto: Kurt Scheuerer Kirche Biburg. Foto: Kurt Scheuerer

Die Jesuiten begannen schon sehr bald, die Kirche für ihre Zwecke zu adaptieren.
Bereits 1602 richteten sie in ihr eine Sakristei ein. 1609 führten sie eine Renovierung durch, neue Altäre und ein Odeum wurden errichtet. 1621 wurde der Kirche ein Odeum für Musik (wohl eine Empore oder ein Oratorium) angefügt. 1670 erhielten die Türme der Kirche Hauben.

Klosterkirche, Barockisierung

1685 wurde dann die Kirche barockisiert.
Der Jahresbericht läßt die bewußte Planung der Maßnahmen deutlich werden.
Man habe die alte, aus solidem und trockenem Stein errichtete Substanz der Kirche in Gestalt des Kreuzes und die Einwölbung des Mittelschiffs und der Seitenschiffe belassen.
Dunkle und unnütze Einbauten seien entfernt und vier neue Fenster eingebrochen worden, hierbei ging es in erster Linie um den Gewinn von mehr Licht für den Innenraum. Die Kirche habe ihr angenehmes Aussehen, auch hätten die Wände mit dem Gewölbe durch wiederholte Bemalung den alten Glanz zurückerhalten. Durch die beiden größeren Fenster zu beiden Seiten des Hochaltars habe man mehr Licht erzielt.
Die beiden Seitenaltäre seien aus dem Dunklen in die beiden Arme des Chors übertragen worden, wobei jeder Altartisch durch einen quadratischen Stein mit marmorner Oberfläche ersetzt worden sei.
Das Pflaster habe man durch ein neues Pflaster aus weißem Stein ersetzt.
Zur Sakristei, die ein neues Gewölbe erhalten habe, sei ein neuer, bequemer Zugang geschaffen worden, indem die Stiege mit Steinstufen gefestigt worden sei.
Die nicht unelegante Kapelle habe man ebenfalls mit einem Steinboden ausgestattet.
Eine neue Krypta sei geschaffen worden, sie habe nun den Platz unterhalb der rechten Seite des Chors erhalten.
So weit der Jahresbericht.

Pfarrkirche

Ein Jahr später verfuhr man auf ähnliche Weise mit der dem heiligen Protomartyrer Stephanus geweihten Pfarrkirche. Die alten Fenster wurden entfernt, neue aus durchsichtigem Glas beschafft und ein Teil des Pflasters durch geschnittenen und kunstvollen Stein ersetzt.

Klosterkirche, Altar

1687 wurde die 1685 begonnene Barockisierung zu Ende geführt.
Zu den beiden, ein Jahr zuvor errichteten Seitenaltären kam nun der Hauptaltar im Chor hinzu.
Dieser habe laut Bericht die von der Erbsünde reine Jungfrau und Gottesgebärerin im Bilde gezeigt, dessen Wert auf 100 Gulden geschätzt wurde; es dürfte sich hierbei um das Bild handeln, das heute an der Westwand der Kirche hängt.
Der Aufbau des Altars habe aus schwarzem Holz, vergoldeten Basen, Gebälk, Voluten und entsprechendem herabhängendem Schnitzwerk bestanden. Vier größere Säulen hätten das Bild umgeben, zu denen vier flachere, kanellierte Pilaster hinzugekommen seien. Auf den Säulen habe der Aufbau als mächtige Krone geruht.
Den unteren Teil des Altars habe ein Tabernakel zur Verwahrung der Eucharistie mit acht Säulen und dem vielfältigen Glanz von vergoldetem Beiwerk gebildet.
Hinzu seien ein neuer Predigtstuhl gekommen und der Kanzelkörper mit Figuren "der Himmlischen" und einer Krone als Kanzeldeckel.
Für den Kircheneingang habe man neue Türen, aus Eiche geschnitzt, beschafft.
Auch die Hauskapelle habe einen neuen kunstvollen Altar aus Holz erhalten.

Klosterkirche, Nebenaltäre

1690 wurde der Kirche an der Seite, an der der Altar der heiligen Katharina stand, eine Vorhalle angefügt.
1697 erhielt der Turm vier neue Glocken an Stelle der alten.
1736 wurde ein neuer Altar zu Ehren des heiligen Sebastian gestiftet. Er stand außerhalb des Chors unter dem vorderen Gewölbejoch der linken Seite im hellen Licht zweier Fenster. Zu ihm gehört wohl das in der Kirche erhaltene Altarbild des heiligen Sebastian.
Die Jesuiten errichteten in dessen unmittelbarer Nähe einen zweiten, dem heiligen Ignatius geweihten Altar.

Dr. Siegfried Hofmann. Die Jesuiten in Ingolstadt, 1991, S. 85-97.
Bearbeitet von Kurt Scheuerer, Ingolstadt


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