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Siegfried Hofmann:
Die Hl. Kreuzkirche
Ein Beitrag zur Ausstellung: Die Jesuiten in Ingolstadt

 
Das Hieronymuskirchlein wurde den Jesuiten schon bald zu klein.
Eine Erweiterung schien nur im Anschluß an das bisherige Kirchlein im Westen möglich, wo die von Johann Egolph von Knöringen, dem Bischof von Augsburg, 1573 - 1575 errichtete Bibliothek stand.
Der Herzog stimmte zu, die Bibliotheksbestände wurden 1587 in die Hohe Schule übertragen, der Rat der Stadt Ingolstadt überließ einen Streifen von 5 Fuß Breite von der öffentlichen Straße zum Neubau, das Bibliotheksgebäude wurde den Jesuiten übergeben, schon am 30. Sept., dem Hieronymusfest, konnte die Grundsteinlegung durch die Herren Joachim Fugger und Lichtenauer erfolgen.
Der Plan (»die Visierung«) wurde von München abgeholt. Diese Notiz der Abrechnung muß im Zusammenhang mit der Beauftragung des Münchener Baumeisters Wilhelm Egckl (Öckhl) durch Herzog Wilhelm V. mit der Oberleitung der Baumaßnahmen an dem Erweiterungsbau des Jesuitenkollegs (Schulen und Ignatianum) gesehen werden. Dh.: Auch wenn sich Egckl in Ingolstadt eines örtlichen Baumeisters (Ahasver Stern oder Reinhard Stern) bedient hatte, dürfte die Planung der Kirche sein Werk gewesen sein.

Foto: Kurt Scheuerer Foto: Kurt Scheuerer

  • 1588 erreichte die Kirche dann die volle Höhe, am 21. November wurde das Dachwerk (»tectum«) aufgesetzt und am 24. Dezember das Dach mit Ziegeln gedeckt. Eine Sakristei wurde angebaut.

  • 1589 erreichte dann der Turm seine beabsichtigte Gestalt. Die Kirche war annähernd fertiggestellt worden.

    Stifter
    Herzog Wilhelm V. und dessen Gemahlin Renata wurden als Stifter und Wohltäter für die Schenkung des Grund und Bodens wie auch einer größeren Summe Gelds gefeiert, des Herzogs Bruder Ferdinand ließ 4 Glocken beschaffen, der Eichstätter Bischof schenkte Geld und Materialien, andere Spender schlossen sich an.

    Hauptraum
    Die bisherige Hieronymuskapelle wurde zur Vorhalle mit Mittelsäule, sie öffnete sich in 3 Arkaden zum Hauptraum, der Hieronymusaltar - wohl jener, der 1581 aus München geliefert worden war - wurde auf die Fassadenseite zwischen den beiden Eingängen übertragen.
    Der Hauptraum hatte 5 Fensterachsen und schlichte Wandvorlagen (Pilaster) und war mit einer flachen kasettierten Holzdecke ausgestattet. Die Kasettendecke nahm das Prinzip der Zweischiffigkeit der Vorhalle auf, auch in den Mittelfeldern scheint die Gewölbestruktur anzuklingen. Über der Vorhalle entstand ein Emporenraum.
    Die Fassade erhielt sicherlich auch durch Wilhelm Egckl ein neues, der Renaissance verpflichtetes Gesicht.

    Seitenaltäre
    Am 28. Oktober 1589 weihte der Regensburger Weihbischof Johann Bapt. Bichelmayr 3 Seitenaltäre, den einen zu Ehren Mariens mit Reliquien des Hauses von Loreto und der heiligen Jungfrauen Gertrud, Thekla und Euphemia, der hl. Witwe Felicitas und anderer, den zweiten zu Ehren aller Heiligen mit Reliquien des Apostels Bartholomäus, des Märtyrers Pancratius und des Bekenners Jsaac, der 11 000 Jungfrauen und anderer, den dritten in der Hieronymuskapelle zu Ehren des hl. Hieronymus mit Reliquien des hl. Hieronymus und des hl. Martin sowie 4 neue Glocken, die Herzog Ferdinand gestiftet hatte, die eine zu Ehren des hl. Kreuzes, die andere zu Ehren Mariens, die dritte aller Heiligen und die vierte zu Ehren Johannes des Täufers.

    Kirchweihe
    Am 29. Oktober folgte die Weihe des Hochaltars mit Reliquien des hl. Kreuzes, der Gesellschaft des hl. Quiriacus, des heiligen Hieronymus und anderer und die ganze Kirche zu Ehren des hl. Kreuzes unter Teilnahme der Ingolstädter Bevölkerung und der drei in Ingolstadt weilenden bayerischen Prinzen; nach dem Festmahl hielt der junge Ferdinand eine Rede in der Kirche.
    Der Bayerische Herzog und seine Gemahlin schickten am 30. Oktober aus Anlaß der Kirchweihe ein vergoldetes Kreuz.

    Im gleichen Jahr wurde die Kirche zur Grablege für die Jesuiten bestimmt, die bis dahin im Hieronymuskirchlein bestattet worden waren.

  • 1590 wurden Chorgestühl und Kirchenbänke aufgestellt und die Grablege ausgestattet. Zur Ausstattung gehörten weiterhin Kanzel und Beichtstühle sowie Gitter vor den Altären.

  • 1591 wurde der Marienaltar und die Stühle aus Holz beim Allerheiligenaltar geliefert.

  • 1593 erhielt die Kirche von Herzog Wilhelm V. 6 Reliquiare von dem Gefolge der hl. Ursula und der Märtyrer von Trier aus St. Martin.

    Altäre
  • 1595 wurde am Tag der Aufrichtung des hl. Kreuzes der Hochaltar zum Heiligen Kreuz, den der Jesuitenbruder Stephan Huber, ein in Bildhauerarbeiten erfahrener Mann, errichtet hatte, vom Eichstätter Suffragan in Anwesenheit der drei bayerischen Prinzen geweiht.
    Erzherzog Ferdinand stiftet dazu 1000 ungarische Dukaten zur Goldfassung der Statuen und des Altars, dem Erzherzog wurde ein Bild des Altars übersandt.
    Gleichzeitig wurde der Allerheiligenaltar vollendet, am Tag der Einweihung der Kirche wurde er der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
    Der Marienaltar sollte nicht viel geringer als der Hochaltar ausfallen, war aber sichtlich noch nicht fertiggestellt.

    Ausstattung
    Die Frage nach der Ausstattung der Kirche rührt angesichts der maßstabsetzenden Rolle des Ingolstädter Kollegs für Theologie und kirchliche Erneuerung an Grundsätzliches.
    Die kasettierte Holzdecke des Langhauses hatte eine Feldeinteilung, die den Rippenfigurationen der zweischiffigen Vorhalle nachempfunden war. Dieses Täfelwerk hatte Caspar Freisinger mit »Figuren« in Ölfarbe bemalt.
    Man wird hierbei an Engel denken, ähnlich den Seccos in der annähernd gleichzeitigen Seitenkapelle des Ingolstädter Münsters - dort mit den Themen des Gloria und der Passion (Arma Christi).
    Auch bei diesen Kapellen waren bewußt die Abbildbereiche des Himmels - in den Feldern zwischen den Rippen Engel ohne jegliche terrestrische Andeutungen - und des Irdischen deutlich von einander geschieden.

    Hochaltar
    Der nicht mehr erhaltene Hochaltar war - nach dem Hochaltar von 1560/72 im Münster - das zweite große Altarwerk aus der Zeit der Gegenreformation in Ingolstadt.
    Er war ein großer Flügelaltar mit zum Teil (an den Innenseiten?) geschnitzten Flügeln und einem erheblichen Anteil an Malerei, auch wenn die Beschreibung Papebrochs von 1660 Fragen offen läßt, da er zwischen ursprünglichem Bestand und Veränderungen des 17. Jhs nicht unterschied.
    Thema des Hochaltars war die Passion: in der Mitte der Gekreuzigte zwischen den Schächern.
    Den Entwurf für den Altar hatte sicherlich Caspar Freisinger, der wohl bedeutendste Ingolstädter Maler der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts geliefert.
    Der große Altar war ähnlich dem Altar im Münster ein Flügelaltar gewesen, wenn auch mit modernen Zutaten wie Säulen.
    Als Flügelaltar dürfte er wie jener ähnlich der Liturgiereform in der Folge des Konzils von Trient eine idelle Rückbindung an die Altarform der vorreformatorischen Kirche, wenn auch mit zeitgenössischem Formenarsenal dargestellt haben.
    Dank der aufwendigen Vergoldung muß dieser Altar von kostbarer, sakraler Wirkung gewesen sein, wohl Ausdruck der bewußten Bejahung sakralsplendiden Gepränges bei Kirchenausstattung und Altarbau, die in der zeitgenössischen Theologie seine theologisch-prinzipielle Grundlegung erfahren hatte.

  • Im Jahr 1600 erhielt die Kreuzkirche neben 6 Antependien und 12 Kaseln u.a. drei Schränke, deren einer von besonderer Größe und Schönheit war.

  • 1609 kam der langersehnte Allerseelenaltar hinzu.

  • 1611 wurden neben dem Hochaltar Emporen bzw. Oratorien (»odea«) errichtet und eine Monstranz beschafft.

  • 1619 stiftete eine adlige Frau 300 Gulden für vier Bilder der jesuitischen Heiligen.

  • 1620 gingen der Kirche als Geschenk nicht nur silberne Leuchter, sondern auch 2 Tafeln aus Silber mit den Bildern von Jgnatius und Franz Xaver zu.

  • 1624 erfolgte dann ein weitgehender Umbau.

    An jeder Seite wurden die Längswände des Kirchenraums aufgebrochen und zwischen die Pfeiler je 3 Kapellen eingefügt: die beiden ersten für Altäre des hl. Jgnatius und Franz Xaver, die zweiten des hl. Joseph des hl. Karl - wohl Karl Borromäus, der erst 1610 heilig gesprochen worden war und den Jesuiten durch die Gründung des Jesuitenkollegs in Mailand verbunden war -, das 3. Kapellenpaar war dem heiligen Joachim und der hl. Anna und gegenüber dem hl. Aloysius vorbehalten.

    Die Kapellen und die Kirche selbst erhielt eine Stuckierung mit Quadratur-, Blüten-, Blatt- (wohl Akanthus) und Fruchtmotiven.
    Über den Kapellen gewann man einen Umgang.
    Über dem Pflaster aus sechseckigen Steinen erhob sich die Wölbung aus Schreinerarbeit, die Mauerwerk vortäuschte.
    Die drei vorhandenen älteren Altäre wurden auf Hochglanz gebracht.
    Dazu kam eine neue Kanzel.

    Tilly
    Als General Tilly am 30. April 1632 in Ingolstadt seinen Verletzungen erlag, wurde er unter dem Altar in der jesuitischen Grablege in der Hl. Kreuzkirche bzw. der Hieronymuskapelle (Vorhalle) beigesetzt, ebenso wie Graf Heinrich von Harrencourt.
    Der Ingolstädter Statthalter Graf Werner von Tilly, der Neffe des verstorbenen Generals, schenkte bei seinem Abschied eine »silberne, vergoldete Kapelle« im Wert von 1760 Gulden, die eine Statue Mariens, des Johannes und des am Kreuz hängenden Christus enthielt, dazu einen Kelch mit Patene, ein Ciborium u.a.

  • 1640 wurde der Turm der Hl. Kreuzkirche, der vor zwei Jahren abgedeckt wurde, repariert und für die Kirche eine Orgel errichtet.

    Tabernakelaltar
  • 1656 erhielt die Kirche eine auffallend wertvolle Ausstattung des Hochaltars, wohl in Gestalt eines vorgesetzten Tabernakelaltars.
    Er wird in den Litterae annuae detailliert beschrieben.
    Die Basis war aus Holz, Ebenholz nachahmend. Sie erstreckte sich auf beiden Seiten des alten Altars bis zur Mauer.
    Die Mitte bildete ein wenig höherer Tabernakel, innen mit roter Seide ausgestattet. An der Frontseite befand sich ein Bild des Abendmahls aus Silber.
    An festlichen Tagen wurde ein ebenfalls schwarzer Holzaufsatz benützt, dessen unterer Teil eine Höhle für das Ciborium zur Austeilung der Eucharistie hatte; es wurde durch das Zeichen des an das Kreuz gehefteten Retters ausgefüllt, das durch Strahlen den Erdkreis erleuchtet.
    Der obere Teil enthielt zuoberst eine Nische, deren Spitze in Silber den Namen Jesu, von vergoldeten Strahlen umgeben, zeigte.
    Unter dieser Nische wurde an Festtagen die Monstranz zur Anbetung des Allerheiligsten ausgesetzt.
    Zu Seiten des mittleren Teils waren Silbertafeln des hl. Petrus und des hl. Paulus angebracht.
    Unter den seitlichen Bögen standen 4 Brustbilder der jesuitischen Heiligen Ignatius, Xaver, Aloysius und Stanislaus.
    Dann kamen noch außerhalb des Altars 4 weitere Silbertafeln mit Bildern des hl. Franz Borgia und von drei der japanischen Märtyrer hinzu.
    Die Kurfürstin schenkte überdies ein silbernes Kreuz.

    Durch die Umbaumaßnahmen ist die Kirche zu einer tonnengewölbten Wandpfeilerkirche mit stuckierter und freskierter Decke und einem halbrund geschlossenen und kuppelüberwölbten Chor geworden.
    (s.a.: Beschreibung von Papebroch 1660)

  • 1663 erhielt der Turm der Kirche ein neues Dach, das mit Kupfer gegen Schäden abgesichert wurde.

  • 1671 wurde durch das Engagement aller 4 Fakultäten eine Silberbüste des hl. Franz Borgia erworben.

  • 1675 wurde dem Turm eine neue Kuppel aus solidem Kupfer aufgesetzt. Damals hatte der Turm wohl die Gestalt erhalten, die der Kupferstich von Wening zeigt.

  • 1681 wurden 2 kleinere Tabernakel für die Seitenaltäre erworben.

  • 1684 ... Barockisierung der Giebelfassade.

  • 1685 wurde dann an die Fassade die letzte Hand angelegt, die Statuen wurden in Nischen von der Farbe roten Marmors gesetzt und die Insignien oben in der Mitte in goldenen Buchstaben angebracht.

  • 1686 erhielt die Kirche 2 neue Altäre an beiden Seiten, der eine war der Dreifaltigkeit, der andere dem Chor der heiligsten Jungfrauen geweiht, mit entsprechenden Bildern, jeder von beiden kostete 400 und mehr Gulden.

  • 1687 wurde ein neuer Tabernakel beschafft zur Verwahrung des Ciboriums.

  • 1692 ersetzten neue, hellere Fenster die älteren. Das Gewölbe der älteren Kuppel aus Holz, schon früher kunstvoll stuckiert, aber dunkel, wurde nach Maßgabe der alten Gestalt wiederhergestellt. Ein neues Kommuniongitter wurde beschafft.

  • 1698 unterzog man die als jesuitische Grablege dienende Hieronymuskapelle, den Vorraum der Kreuzkirche, einer Restaurierung.

  • 1724 wurden 9 Beichtstühle angeschafft, die in den Jahresberichten als sehr elegant gerühmt werden und die Bilder trugen.

Dr. Siegfried Hofmann. Gekürzt von Kurt Scheuerer


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