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Siegfried Hofmann:
Inkarnation
Ein Beitrag zur Ausstellung: Die Jesuiten in Ingolstadt

 
Für das theologische Denken des hl. Ignatius steht die Inkarnation an entscheidender Stelle.
Dieser sieht hierbei die Menschwerdung mit Recht als trinitarisches Geschehen.
An einer wichtigen Stelle in den ignatianischen Exerzitien steht die Meditation über die Menschwerdung. Sie wird trinitarisch wie auch in ihrem Bezug auf den ganzen Erdkreis gesehen, verdichtet im Geschehen der Verkündigung:

Meditation über die Menschwerdung

Einstellungen bei der Meditation

  • »Die erste Einstellung ist, den Vorgang vergegenwärtigen, den ich betrachten soll.
    Hier, wie die drei Göttlichen Personen die ganze Fläche oder das gesamte Erdenrund voll von Menschen überschauten und, sehend wie alle zur Hölle abstiegen, in ihrer Ewigkeit beschlossen, daß die zweite Person sich zum Menschen mache, um das Menschengeschlecht zu retten, und, als die Fülle der Zeit gekommen war, den Engel Gabriel zu Unserer Herrin sandten.
  • Die zweite: Zurichtung des Schauplatzes.
    Hier schauen die gesamte Weite des Erdenrundes, auf dem so viele und so verschiedenartige Völker wohnen; und nachher im besondern das Haus und die Zimmer Unserer Herrin in der Stadt Nazareth in der Provinz Galiläa.
  • Die dritte: Bitten um was ich begehre.
    Hier bitten um die innere Erkenntnis des Herrn, der für mich sich zum Menschen gemacht hat, dazu hin, daß ich jeweils mehr ihn liebe und ihm nachfolge...«

Betrachtungspunkte bei der Meditation

  • »Der erste Punkt ist:
    • Sehen die Personen, die einen und die andern.
      Und zuerst die über dem Erdkreis, in so großer Verschiedenheit der Tracht wie des Benehmens, die einen weiß und die andern schwarz, die einen im Frieden und die andern im Krieg, die einen weinend und die andern lachend, die einen gesund und die andern krank, die einen geboren werdend, die andern sterbend usf.
    • Zweitens: Sehen und erwägen die drei Personen wie auf Ihrem Königsstuhl
      oder Thron Seiner Göttlichen Majestät, wie Sie das ganze Erdenrund überblicken,
      und alle Völker in so großer Blindheit dahinleben und sterben und zur Hölle fahren sehen.
    • Drittens: Sehen Unsere Herrin und den Engel, der sie grüßt;
      und sich besinnen, um aus solchem Anblick einen Nutzen zu ziehen.

  • Der zweite:
    • Hören, was die Personen über dem Antlitz der Erde hin sprechen;
      wie sie sich untereinander unterhalten, wie sie schwören und lästern usf.
    • In gleicher Weise, was die göttlichen Personen sagen, nämlich:
      »Laßt uns die Erlösung des Menschengeschlechts wirken usf.«
    • Weiter, was der Engel und Unsere Herrin reden.
      Dann sich darüber besinnen, um aus ihren Worten einen Nutzen zu ziehen.

  • Der dritte:
    • Das Tun der Personen über dem Antlitz der Erde betrachten;
      wie sie einander schlagen und töten, wie sie zur Hölle fahren usf.
    • In gleicher Weise, was die göttlichen Personen tun,
      nämlich die Heiligste Menschwerdung wirken usf.
    • Und ebenso was der Engel und Unsere Herrin tun,
      wie nämlich der Engel sein Amt als Gesandter ausübt
      und Unsere Herrin sich demütigt und der Göttlichen Majestät Dank sagt.
      Dann sich darüber besinnen, um aus all dem einen Nutzen zu ziehen.

  • Zum Schluß eine Aussprache halten.
    Sich überlegen,
    • was ich den drei Göttlichen Personen sagen soll
    • oder dem Ewigen Wort, das Fleisch geworden ist,
    • oder Unserer Mutter und Herrin.
    Gemäß dem, was jeder in sich verspürt, wird er bitten um je bessere Nachfolge und Nachahmung Unseres Herrn, der soeben Fleisch geworden ist, und ein Vater unser beten.«

Literatur:
Ignatius von Loyola: Die Exerzitien. Übertragen von H. U. v. Balthasar, Einsiedeln 1979, S. 33 f.

Dr. Siegfried Hofmann. Die Jesuiten in Ingolstadt, 1991, S. 74-75. (Formatiert von Kurt Scheuerer)


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