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Siegfried Hofmann:
Die Oratorien der Akademischen Kongregationen
Ein Beitrag zur Ausstellung: Die Jesuiten in Ingolstadt

 

Die Kapelle des Colloquiums

Der von P. Jakob Rem ins Leben gerufene Kreis von Sodalen der beiden Kongregationen der Studenten wie der Gymnasiasten, der sich 1595 auch formell konstituierte, hatte schon bald eine Art Kapelle im Convict Sancti Ignatii, also im südlichen Teil des Hauptbaus des Kollegs erhalten.
Das Colloquium hatte seine spirituelle Mitte in der dem Ordensgeneral Franz Borgia zu verdankenden Kopie der in Maria Maggiore in Rom hochverehrten Ikone "Salus populi Romani". Dieses Bild wurde vollends durch das legendäre Geschehen von 1604 zum Gnadenbild.
Hinzu kam ein romanisches Crucifix, das der Legende zufolge auf der Donau angeschwemmt worden war.

Votivgaben, Altar

Alle Kirchen und für Gottesdienste genutzten Räume im Umfeld des Jesuitenkollegs konnten sich ungezählter kostbarer Zuwendungen erfreuen von Antependien, Ornaten, Stoffen für Baldachine und Altartücher über Altargerät aus Gold und Silber wie Kelche, Ciborien bis zu Heiligenbildern aus Silber, silberne Leuchter und vieles mehr.
Hinzu kamen Votivgaben in Gestalt von Bildern oder Sonstigem, die an entsprechenden Altären aufgehängt wurden. Keine der Ingolstädter Kirchen und Kapellen aber erfreute sich einer der Colloquiumskapelle vergleichbaren Zuneigung.
1660 erhielt dieses Colloquium eine neue Decke (Tabulat).
1661 folgten die Ausstattung der Wände und ein neuer Altar, das romanische Crucifix wurde hierbei als "heiliges Kreuz" besonders respektiert.

Innenraum

Aus dem Jahr 1664 ist ein Stich erhalten, der das Innere der Kapelle sichtlich detailgetreu wiedergibt.
Der Raum besaß eine kassetierte Decke, die sichtlich beim Umbau etwas angehoben wurde.
Der neue Altar zeigte im Mittelteil von vier Säulen gerahmt, das Bild der Dreimal Wunderbaren Mutter und als Figuren jeweils zwischen zwei Säulen Statuen des hl. Joachim mit dem Kinde Maria (rechts) und des hl. Joseph mit dem Jesuskinde (links, vom Beschauer aus gesehen).
Zur Linken des Altars (vom Beschauer aus) das romanische Crucifix und rechts das Bild P. Jakob Rems.
Die seitlichen Zuordnungen machen deutlich, daß die Richtungen nicht vom Beschauer, sondern vom Bilde der Dreimal Wunderbaren Mutter bestimmt waren, also Joseph und das romanische Crucifix an der hervorgehobenen rechten Seite standen.
Das ganze Bild ist »theatrum sacrum«, Engel halten den zurückgeschlagenen Vorhang.
Zur Rechten hält ein junger Mann eine Schriftrolle, die auf die jüngst erfolgte Neuausstattung der Kapelle hinweist.
1682 wurde für das Colloquium mit dem Bild der Dreimal Wunderbaren Mutter ein breiterer Zugang geschaffen.
Bereits 1688 erhielt der Altar wiederum ein eleganteres Aussehen, das in den Litterae annuae im einzelnen beschrieben wird, nachdem bereits ein kostbarer Baldachin angeschafft worden war.
1691 erhielt die Colloquiumskapelle für den Altar Statuen des hl. Joseph und des hl. Joachim aus solidem Silber im Wert von 800 Gulden und zur Zier des romanischen Crucifixes mit Blattwerk und Blütentrauben 300 Gulden.
1695 gab es nicht nur 2 neue Reliquiare und eine Monstranz, sondern auch eine Verschönerung des Zugangs durch Verkleidung der Wände und ein durch Malerei ("Pinsel") erneuertes Tabulat usf.
1703 stiftete Kurfürst Max Emanuel einen silbernen Baldachin über den Altar.
1710 erhielt das Colloquium 2 Altäre.
1720 kleidete man die Wände mit Teppichen aus.


Dr. Siegfried Hofmann.
Ingolstädter Kirchenbauten.
Die Kapelle des Colloquiums.
Im Ausstellungs-Katalog: Die Jesuiten in Ingolstadt. 1991. S. 75-79.
Gekürzt von Kurt Scheuerer.


siehe auch:


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