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Die Schweden vor Ingolstadt im April/Mai 1632
Wo lagen ihre Verschanzungen?

 
Den 29. April mit Tagesanbruch ließen sich einige Abtheilungen schwedischer Cavallerie in der Nähe von Ingolstadt blicken. ...
Nach leichten Scharmützeln des Vormittags besetzten die Schweden den aus einem Erdaufwurf bestehenden, mit einer Mauer umgebenen Galgen, und stellten auf dessen äußerstem Rand Stücke kleineren Kalibers auf, die sie selbst herbeizogen, in der Absicht, die auf dem Stadtwalle beschäftigten Arbeiter damit zu vertreiben.
(Balde, S. 43.)
Nach Einbruch der Nacht ward die Stadt auf 2 Punkten vom Feinde angegriffen; ... (Donauthor und Schiffbrücke beim Schloss).
Beide Punkte wurden mit einer solchen Wuth angegriffen, daß die tapferen Anführer selbst bekannten, sie erinnerten sich noch bei keiner Belagerung eines solchen Ungestüms und solcher Hartnäckigkeit beim Stürmen. Schon ging Pulver und Blei aus; das grobe Geschütz, besonders von der Burgschanze, ruhte keinen Augenblick. ...
Vier von den Unsrigen blieben, 300 von den Feinden; einige wurden gefangen, darunter ein Edler aus Lebenstein. "Wenn ihr, sagte er, den Reiter nächst mir bekommen hättet, hättet ihr den König."
Wenigstens geht die Sage, der König habe, um seiner Leute Muth zu steigern, denselben große Versprechungen gemacht, sei selbst mit verhängtem Zügel bis an den Wall vorgesprengt, und habe dann seinen Degen in den Boden gesteckt mit den Worten: "Bis hieher müßt ihr kommen", worauf die Feinde, wie sie gerne Alles für eine gute Vorbedeutung nehmen, und in der Meinung, es sei schon Alles gewonnen, den mörderischen, viermal fruchtlosen Angriff machten.
(Balde, S. 44.)

Merian

Freitag, 30. April 1632
Den 30. April sah man die Feinde mit Aufwerfung neuer Schanzen beschäftigt, die Schanze beim Galgen erhöhen, Bäume aus dem nahen Wäldchen herbeiführen, und Bauern als Schanzer zwangsweise zu der schweren Arbeit anhalten.
Aber auch die Unsrigen waren nicht müßig, und feuerten viel aus grobem Geschütz. Der geschickte Feuerwerker bei der Kanone auf dem Marienthurme, der den Feinden wiederholt großen Schaden that, erhielt eine besondere Belohnung, weil er einen Schweden, der besonders keck umherritt, und mit großer Geschäftigkeit bald hier bald dorthin rapportierte, so geschickt traf, daß dieser ohne Kopf vom Pferde fiel, und dieses ohne den Reuter dem Lager zulief, was unseren Leuten viel zu lachen gab.
(Balde, S. 44/45.)
Die Schanzarbeiten wurden unter der Leitung eines angeblich aus Augsburg mitgebrachten Offiziers (Ingenieurs) von Bauernburschen und -mädchen ausgeführt, die man aus den umliegenden Dörfern zusammengetrieben hatte. Auf bayerischer Seite will man beobachtet haben, dass diese Leute unablässig zum Arbeiten angetrieben wurden und nicht einmal eine Schnaufpause machen durften. Durch das Geschützfeuer aus der Festung wurden die Arbeiten empfindlich gestört. ...
(Kuhn, S. 113.)

Stadtarchiv

Man will beobachtet haben, wie der Augsburger Ingenieur, als er am frühen Nachmittag einen eben aufgeworfenen Wall bestiegen hatte, um einige Anordnungen zu treffen, durch einen Schuss aus diesem Geschütz zerrissen wurde und tot in den Graben stürzte. Die schwedischen Quellen ermöglichten eine Nachprüfung dieser Beobachtung so wenig wie eine Bestätigung der für diesen Tag weiter erzählten Begebenheit, wonach sich - wie schon am 29. - so auch am 30. April ein höherer schwedischer Offizier in prächtiger roter Uniform auf einem Schimmel reitend gezeigt habe, der bald bei den Verschanzungen, bald im Lager, bald anderswo zu tun hatte. Der Generalfeldzeugmeister Kratz, der sich eben bei den Konstablern auf der Eselbastei befand, rief, als er den Reiter erblickte, dem zunächst stehenden Büchsenmeister zu: "Schieß mir doch einmal den roten dort herunter!" Der Büchsenmeister richtete sein Geschütz, legte Feuer an und streckte mit einem wohlgezielten Schuss tatsächlich den Reiter zu Boden, worauf ihm der erfreute General als Anerkennung 6 Reichstaler schenkte. Im übrigen verlief der Rest des Tages ohne Plänkeleien.
(Kuhn, S. 114.)

4. Mai
Am frühen Morgen gegen 3 Uhr schickten sich die Schweden an das Lager zu verlassen. ... Nachdem die Kroaten mit Plündern im Lager fürs erste ihr Mütchen gekühlt hatten, nahmen sie die Verfolgung der feindlichen Nachhut auf. Diese war, während das Gros des Heeres die Straße nach Wolnzach eingeschlagen hatte, bis in die Gegend von Reichertshofen gekommen. Dort befand sich auch noch der König, mit seiner Begleitung. Er hatte am Morgen Generalrendezvous gehalten und saß eben bei der Mittagstafel. Dass er nicht gerade heiterer Laune war, wie die Jesuiten melden, lässt sich denken. Als im Laufe des Gespräches die Äußerung fiel, die Belagerung der bayrischen Landesfestung habe an 2000 Mann gekostet, soll er zornig ausgerufen haben: "Das wird mir Ingolstadt noch büßen!" Während man noch weiter redete, ertönte plötzlich der Alarmruf: "Die Kroaten kommen!" In aller Eile wurde die Tafel, bei der der Reichertshofener Pfleger aufgewartet hatte, abgeräumt, die Pferde herbeigeführt und aufgesessen. Mit knapper Not gelang es den Markt zu verlassen, während auf der anderen Seite die ersten bayrischen Reiter hereinstürmten. ...
(Kuhn, S. 126/127.)

Eine willkommene Beute wurde am Nachmittag des 4. Mai auch auf der Donau gemacht. 5 Ulmer Schiffe, mit Wein, Bier und Lebensmitteln beladen, waren in Unkenntnis der Lage bis nahe an die Stadt herabgekommen. Als die Schiffer merkten, dass es nicht schwedische, sondern bayrische Reiter waren, die ihnen entgegensprengten, hatten sie nur noch so viel Zeit zwei von den Schiffen zu versenken, die drei anderen fielen mit ihrer Ladung den Reitern in die Hände.
(Kuhn, S. 127.)

Jakob Balde´s Tagebuchextract,
oder kurze Beschreibung der Belagerung der Festung Ingolstadt durch die Schweden im Jahre 1632,
seiner Huldigung Tillys entnommen. Münchner Ausgabe von 1729 B. VII. p. 41-46.
Aus: Kollektaneenblatt für die Geschichte Bayerns, insbesondere des ehemaligen Herzogtums Neuburg, Jg. 10, 1844.

Kuhn, Hanns
Die Schweden vor Ingolstadt. 28. April - 4. Mai 1632
Sammelblatt des Historischen Vereins Ingolstadt 50 (1931), S: 79-143.

Zusammenstellung: Kurt Scheuerer. Fotos: Stadtarchiv Ingolstadt


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