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Wanderung durch die
Stadtgeschichte von Ingolstadt

 
Stadtführung von KS
Wanderplan zur Erkundung von Ingolstadt. Kurt Scheuerer.

 

Um einem auswärtigen Besuch die Stadt zu zeigen, oder um als Neubürger seinen zukünftigen Aufenthalt kennen zu lernen, empfiehlt es sich, eine historische Wanderung durch Ingolstadt zu unternehmen. Dabei kann man auch das Selbstverständnis der alten Ingolstädter erst so richtig würdigen und es sich durch Kenntnisnahme zu eigen machen.
(Ein Hinweis: Bestehen Sie nie auf genauen Zahlenangaben, Cirkawerte genügen vollständig und sind vorstellbarer.)

Beginnen Sie (1) außerhalb des Neuen Schlosses am dortigen Kinderspielplatz. Sie erkennen, dass in die Außenanlage des Schlosses ein altes Stadttor eingebunden ist, das alte Feldkirchner Tor. Herzog Ludwig der Gebartete von Bayern-Ingolstadt hatte die beiden Häuser neben dem Feldkirchner Tor gekauft und diese mit der - nunmehr gesperrten - Toranlage zu seiner neuen Residenz erhoben. Die Bürger führten deshalb Klage beim Kaiser, welcher den Herzog zum Bau eines Ersatztores verurteilte. Dieses wurde dann etwas nördlich des alten Tores (2) errichtet.
Stellen wir uns vor den Eingang zum Neuen Schloss (3), dann erkennen wir, dass die Ludwigstraße eigentlich in ihrer Verlängerung zum alten Tor zeigt. Und nun verstehen wir auch, weshalb der spätere Weg, aus der Stadt heraus, einen Bogen um das Schloss macht.
Und Sie verstehen nun auch, welch eine unabhängige Stellung eigentlich die bayerischen Herzogsstädte ihrem Fürsten gegenüber einnahmen.

Das Neue Schloss selbst wurde im 15. Jh. vom Ingolstädter Herzog begonnen und nach seinem Tod von den Landshuter Erben weiter und fertig gebaut.

Gehen Sie nun zum Carraraplatz (4) - nach unserer italienischen Partnerstadt so benannt - und betrachten Sie das Gebäude der Marieluise-Fleißer-Bibliothek, das Alte Schloss. Da dieses in späteren Zeiten als Lagerhaus benutzt wurde, wird es unehrerbietig auch als "Herzogskasten" bezeichnet. Hier residierte der junge Herzog von Bayern-Ingolstadt kurz nach 1300, als er als Ludwig der Bayer zum deutschen König und später zum Kaiser erwählt wurde. (Für Besuch aus Berlin von Interesse: Mit seiner zweiten Heirat bekam er die Markgrafschaft Brandenburg, die er dann an seinen Sohn vererbte.)

In der Mauthstraße (5) erkennen wir, dass sich das Gelände sanft zur Donau hin absenkt. Die erste Stadt mit dem Alten Schloss als Südost-Ecke war in hochwassersicherer Höhe erbaut worden.
Wir stehen nun (mit Blick nach Westen) vor der mittelalterlichen Synagoge. Deren Grund war später den Augustinermönchen zum Bau einer Klosteranlage übergeben worden. Im Platz sind die Umrisse der Augustinerkirche des frühen 18. Jhs eingelassen. Eine Tafel erinnert an das Flieger-Bombardement im Frühjahr 1945, als die Kirche zerstört wurde und dabei in ihrem Keller über 100 Flüchtlinge starben.

Salzstadel am Salzmarkt - um 1900
Der an der Nord-Süd-Achse der Stadt liegende
Rathausplatz (6) war früher der Salzmarkt.
Das Salz war von Reichenhall auf den Salzstraßen nach
Ingolstadt gebracht worden, um dann nach Franken weiter
transportiert zu werden. Zwischengelagert wurde es im
Salzstadel, der ebenfalls 1945 zerstört worden war.
Heute ist dort das Sparkassengebäude.

Im Süden wurde der Platz vom früheren Lauf der Schutter
- des Ingolstädter Mühlenflusses - abgeschlossen.
Am Schutterufer standen bis ins 19. Jh. die Fleischbänke,
dann das Stadttheater.
Im Südosten des Salzmarktes hatte Kaiser Ludwig der Bayer das Spital gestiftet. Daher stand auch
sein Brunnen früher auf diesem Platz.

Rosette St. Moritz. Foto: KS
In der Moritzstraße (7) stehen wir vor der ältesten Kirche von Ingolstadt,
der Unteren Pfarr, der Moritzkirche. Seit dem 9. Jh. befand sich ein großer
Teil der Stadt im Besitz des Klosters Niederaltaich, dessen Patron der
Heilige Mauritius war.
Hier bewundern wir die schöne gotische Rosette am Kirchengiebel.
Als Ende des 13. Jhs die Franziskaner im Norden vor der ersten Stadt-
mauer ihre große Kirche bauten, hatten sie einen starken Zustrom an
Gläubigen. Der Moritzpfarrer war nun gezwungen, seine Kirche zu ver-
schönern - daher auch die Rosette -, um wieder Besucher in seine Kirche
zurück zu holen.
Der Turm rechts ist der in städtischem Besitz befindliche Pfeifturm, dessen Türmer die Brandwacht
zu halten hatte.

Durch die breite Dollstraße gehen wir zur Hohen Schule (8), der alten bayerischen Landesuniversität, die sich heute in München befindet. An dem Platz davor befanden sich mehrere Bursen, Wohnheime für Studenten und deren betreuendem Professor.
Das Gebäude selbst war von Herzog Ludwig dem Gebarteten im 15. Jh. als eine Art Armenhaus gestiftet worden; die Bewohner mussten nach dessen Tod täglich für das Seelenheil des Herzogs beten.

Das Münster (9) war als Hofkirche und Grablege der Herzöge begonnen worden. Die Grundstein-Tafel befindet sich am Südtor, welches auch eine schöne gotische Figurengruppe der Heiligen Drei Könige zeigt.
Am früheren Haupteingang im Westen und an den Türmen sehen wir, dass die Kirche nach dem Tod des letzten Herzogs nicht mehr vollendet worden war.
In ihrem Inneren sind besonders bemerkenswert die spätgotischen Steinmetzarbeiten in den Seitenkapellen und der Altar, welcher zum hundertjährigen Jubiläum der Universität gestiftet worden war.

Nördlich des Münsters (10) entstand im späten 16. Jh. die ausgedehnte Klosteranlage des Jesuitenordens, welcher sein oberdeutsches Zentrum in Ingolstadt hatte. Seine Angehörigen stellten zum großen Teil auch die Professoren der Universität.

Wiederum nördlich davon befindet sich die Kirche der Professoren- und Studentenkongregation Maria de Victoria mit ihrer Innenausschmückung durch die Gebrüder Asam und der kostbaren Lepanto-Monstranz.

Die Jesuitenstraße entlang gehen wir zum Kreuztor (12).
Südlich davon befindet sich der Wasserturm (13), welcher den Einlass der Schutter schützte. Nun kommen wir in einen Bereich der Stadt, welcher immer wieder von Überschwemmungen bedroht war. Daher war hier auch der Grund billig und die Häuser klein.
Dort befindet sich auch die Anatomie, ein Erweiterungsbau der Universität aus dem 18. Jh., mit dem sehenswerten Apotheken-Garten und dem Deutschen Medizinhistorischen Museum.

Nun kann die Stadtwanderung beendet werden. Man kann aber auch rechts am Hallenbad vorbei über den Fleißersteg zum Glacis, der westlichen Parkanlage, gehen. Wendet man sich nach Süden kommt man an zwei bedeutenden Plastiken der Konkreten Kunst vorbei zur Donau, welche man auf der Glacisbrücke überquert.
Hier geht man durch den Luitpoldpark nach Osten. Nach Überquerung der Münchenerstraße kommt man zum Reduit Tilly, einem Teil der Befestigungsanlage des 19. Jhs. Dort wollte sich der bayerische König am Ende des Ersten Weltkrieges zurückziehen, kam jedoch nicht mehr dazu.
Über den Fußgängersteg kommt man dann zurück zum Neuen Schloss.


Kurt Scheuerer, 2000


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