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Sagen aus Ingolstadt
Jakob Balde zerschellt die Leier

 
In der ersten Phase des Dreißigjährigen Krieges studierte Jakob Balde an der bayerischen Landesuniversität in Ingolstadt. Hier schwärmte er für ein Mädchen, welches in der Harderstraße gegenüber dem Kloster Gnadenthal wohnte.
Eines Nachts brachte er ihr ein Ständchen auf der Straße vor ihrem Haus in der Harderstraße, sie erhörte ihn jedoch nicht.
Da vernahm er aus dem gegenüber liegenden Kloster den Chorgesang der Gnadenthalschwestern, welcher ihm die Vergeblichkeit seines irdischen Bemühens aufzeigte und ihn veranlasste, dem weltlichen Leben zu entsagen und sich dem geistlichen Leben zuzuwenden.
Er zerschmetterte seine Leier.
1624 fand er Aufnahme in den Orden der Jesuiten.

Moral:
»Vanitas vanitatum, et omnia vanitas«
Ein traum/ sag ich/ ist Eytelkeit/
  Ist alls ein traum/ was Eytel.

Hintergrund:

Im frühen 17. Jh. war es in Europa üblich, die Vergeblichkeit des menschlichen Bemühens zu besingen. In den weltlichen Dingen konnte nicht der Sinn des Lebens zu suchen sein, dieser mußte im Metaphysischen gefunden werden.
Besonders Jakob Balde, der in dieser Zeit an der Universität in Ingolstadt studierte und dort auch als Professor für Rhetorik wirkte, schmähte den trügerischen Schein der Welt.
In dem Gedicht hecatombe de vanitate mundi geschah dies sowohl in lateinischen Versen als auch in deutscher Übertragung. Es war 1636 erschienen, also noch in seiner Ingolstädter Zeit.

1638 veröffentlichte Balde sein Gedicht »Ehrenpreiß Mariae«, in dem Jahr, in welchem er von Ingolstadt nach München abberufen wurde.
Um Nachvers findet sich die Grundlage für die Sage mit der zerschellten Leier:

Wer ist der dises Lied gemacht/
  Wann einer auch darff fragen.
Villeicht hat er gar offt zu Nacht
  Ein Stuck herab geschlagen.
Er sagt nit wo/jetzt ist er fro/
  Daß d'Llauten sey zertrimmert:
Umb Saytenspil er sich so vil
  Hinfüran nicht mehr kümmert.


Siehe auch:

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