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Julia Scholz und Dr. Max Böhm:
Kernseife und Wurzelbürste.
Die Große Wäsche im Wandel der Zeit.
Texte zur Ausstellung 2015 im Bauerngerätemuseum Ingolstadt-Hundszell

 
Foto: Stadtmuseum Ingolstadt

Wäschewaschen früher und heute

„Waschtag“ ist heute an jedem beliebigem Wochentag und fast zu jeder Tages- und Nachtzeit. Oft wird das Waschen quasi „nebenbei“ erledigt: Schmutzwäsche sortieren, in die Waschmaschine, Waschmittel dazu und Programm starten – schon läuft die Wäsche wie von allein. Welch ein Gegensatz zur Generation unserer Großmütter! Dort war die Wäsche noch eine anstrengende Handarbeit, die sich über Tage hinstreckte und nach einem festen zeitlichen Rhythmus erledigt wurde.

Technische Neuerungen und veränderte Sauberkeitsvorstellungen haben unser Waschverhalten verändert. Die Einführung elektrischer Wäscheschleudern und Waschmaschinen seit etwa 1960 hat das Waschen revolutioniert und wurde von den Frauen als ein Akt der Befreiung empfunden. Auf der anderen Seite führten steigende Hygienestandards einerseits und die Verfügbarkeit billiger Konfektionskleidung andererseits dazu, dass die Wäscheberge – trotz viel häufigeren Waschens – nicht kleiner wurden. Eine den Frauen ins Gewissen redende Waschmittelwerbung hat ihren Teil dazu beitragen, dass der Verbrauch an Zeit, Energie und Wasser in der Summe nicht unbedingt kleiner geworden ist.

Große Wäsche

Insgesamt wurde früher allein schon aus Zeitgründen viel seltener gewaschen als heute. Die zeitraubende Arbeit, neben der ja weiterhin gekocht und das Vieh versorgt werden musste, nahm man so selten wie möglich auf sich. Oft wurde nur alle vier Wochen oder noch seltener gewaschen. Auf dem Land gab es auch traditionelle Termine für die große Wäsche. Üblich war die große Wäsche zu Fasching, zu Ostern und Pfingsten, zwischen der Heu- und Getreideernte, vor Erntedank und Kirchweih, um Allerheiligen, zu Beginn des Advents und vor Weihnachten.

Die Empfehlungen der Ratgeberliteratur, die Wäsche aus hygienischen Gründen öfter zu wechseln, ging lange Zeit an der Realität vorbei. In der Praxis hing der Abstand der Waschtage nicht zuletzt vom Umfang des Wäschevorrats ab. Für dringend benötigte Kleidung wie Socken oder Windeln hat man nach Bedarf die „kleine Wäsche“ im Kochtopf auf dem Küchenherd eingeschoben.

Waschtag war in aller Regel der Montag. Auch in der Stadt war dies der übliche Termin. Berufstätige Frauen mussten das Waschen dagegen am Wochenende erledigen.

Gut eingeweicht ist halb gewaschen

Der Waschtag begann schon am Vorabend mit dem Sortieren und Einweichen. Getrennt wurde nicht nur weiße und bunte Wäsche, auch Wolle und Feinwäsche musste gesondert behandelt werden. Zum Einweichen benutzte man Holzbottiche („Waschzuber“). Seit den 1920er Jahren kamen Wannen aus Zinkblech in Gebrauch.
Ideal zum Einweichen wie auch zum Waschen selbst ist weiches Wasser. Kalkhaltigem Wasser, wie es in der Ingolstädter Gegend vorkommt, mussten Zusätze wie Alaun, Soda oder Borax beigegeben werden.
Die Wäsche blieb über Nacht stehen und wurde am nächsten Tag zuerst ausgewunden, bevor sie zum Kochen in den Waschkessel kam.

Die Waschküche

Ein eigener Raum nur fürs Wäschewaschen, ausgestattet mit allen nötigen Utensilien, blieb für viele Frauen ein Wunschtraum. Auf dem Bauernhof diente die „Waschküche“ meist mehreren Zwecken. Oft war sie zugleich Back- oder Schlachthaus und im Waschkessel wurden, mit wechselnden Einsätzen, Würste und Kesselfleisch gebrüht oder die Kartoffeln zum Füttern gedämpft.
Auf manchem Hof stand die Wanne mit der Waschlauge auch im Kuhstall und bei schönem Wetter im Freien. Gespült wurde die Wäsche, solange die Dörfer keine Wasserleitung besaßen, am Brunnen oder am Bach.
In den Ingolstädter Mietshäusern teilten sich in der Regel mehrere Parteien eine gemeinsame Waschküche im Keller oder ein Waschhäuschen im Garten.

Die ideale Waschküche
„Eine gute, geräumige Waschküche mit den notwendigen Einrichtungen versehen, erleichtert die Arbeit des Waschens ungemein; man findet sie in den besseren Häusern der großen Städte, besonders aber in feinen Villen jetzt oft in vollendeter Ausstattung. Da fehlt nichts; von der Wasserleitung, dem Herde, zwei Kesseln mit Abflußrohren, dem Gaskocher für Stärkebereitung, der Waschmaschine, dem großen Sandsteinbecken mit Zu- und Abfluß zum Spülen bis zu den verschiedenen Wannen und Bottichen, den Töpfen und Bottichen für Stärke- und Blaubereitung, den Waschbrettern, Litermaßen und Kellen.
In den neueren Mietshäusern liegt sie zumeist oben neben dem Trockenboden, in den Landhäusern auf flacher Erde, dem Bleich- und Trockenplatz nahe und verbunden mit der Roll- und Plättstube. Diese enthält die Wringmaschine, die Rolle, den großen Tisch zum Legen der Wäsche, einen kleineren Plättisch, die Plättbretter, die Eisen- und Rostetücher, die Wäschekörbe und alle Vorräte, in Porzellanbüchsen verwahrt, wie Stärke, Soda, Blaue, Borax usw.“
Das Buch der Wäsche, um 1910

Vorsicht, heiß!

Das Auskochen der Wäsche setzte sich im 19. Jahrhundert allgemein durch. Früher hatte man heiße Aschenlauge über die Wäsche gegossen und diesen Vorgang mehrmals wiederholt. Vor der Einführung synthetischer Waschpulver war im Raum Ingolstadt Kernseife das gebräuchliche Waschmittel. Sie musste klein geschnitten oder gerieben und durch Rühren im angeheizten Waschkessel aufgelöst werden. Preiswerter Ersatz für Kern- oder Schmierseife war das Soda, das aber die Hände der Wäscherin stark auslaugte.
Nun konnte die eigentliche Wascharbeit beginnen. Zuerst kam die Weißwäsche in den Kessel. Um das Anbrennen der Wäsche zu verhindern, musste immer wieder umgerührt werden. War die Weißwäsche fertig gekocht, kamen die Buntwäsche und weitere Sortimente in den Kessel, so dass die Lauge, bei abnehmender Hitze, mehrfach genutzt wurde. Um die Wäschestücke aus dem heißen Wasser zu holen, benutzten die Frauen einen großen Löffel oder eine Wäschezange aus Holz.

Der Schmutz muss raus!

Um hartnäckigen Schmutz und Flecken zu entfernen, musste die Wäsche nach dem Kochen von Hand bearbeitet werden. Die Schmutzstellen wurden mit Seife eingerieben und dann auf verschiedene Arten behandelt.
Althergebrachte Methoden waren, die Wäschestücke zwischen den Händen zu reiben und zu stauchen oder sie mit einem Klopfholz, dem Bleuel, zu traktieren.
Das Klopfholz wurde im 19. Jahrhundert vielerorts vom Waschbrett abgelöst. Dabei wird die Wäsche auf der gewellten Oberfläche eines Holzbretts (später meist eines Zinkblechs) gerieben.

Aus der Ingolstädter Gegend wird übereinstimmend berichtet, dass erst die Flüchtlinge und Vertriebenen nach 1945 Waschbretter mitgebracht hätten. Üblich war und blieb hier die Methode, die gekochte Wäsche auf dem Waschtisch mit einer Wurzelbürste zu bearbeiten.

Egal ob die Wäsche geschlagen, gebürstet, gerieben oder gerubbelt wurde - die körperliche Anstrengung für die Waschfrauen war groß. Rissige Hände und ein schmerzender Rücken waren nicht selten die Folgen dieser mühsamen Handarbeit.

“Sie spülen den ganzen Tag“

War die Wäsche sauber, so waren die Seifenreste zu entfernen. Die Frauen mussten jedes Wäschestück auswinden und anschließend mehrfach in klarem Wasser schwemmen („fleien“, „flahn“, „schwoabm“).
War kein fließendes Wasser vorhanden, so wurde die Wäsche in Wannen gespült. Man transportierte die Wäsche zum Dorf- oder Hofbrunnen oder holte das Wasser in Eimern zur Waschküche. Wasserleitungen hielten auf den Dörfern meist erst nach 1945 Einzug.
Einfacher gestaltete sich das Ausspülen an fließenden Gewässern. Hierzu gab es an vielen Flüssen und Bächen besondere Stege. In Gerolfing etwa wurde die Wäsche an der Schutter oberhalb der Schaumühle gespült.

Mindestens zweimal musste die gesamte Wäsche im kalten Wasser gespült werden. Für diese nasse Arbeit trugen die Frauen Holzschuhe (später Gummistiefel) und – wie bei der Arbeit allgemein üblich – Kopftuch und Schürze.

Auch an der Altmühl war das Schwemmen der Wäsche üblich:
„[…] ich war bei meiner Oma in Riedenburg und die hat da noch an der Altmühl gewaschen auf so einem Steg. Jedes Privatgrundstück hatte da einen kleinen Steg in die Altmühl rein. Die bunte Wäsche und auch die Weißwäsche hat man am Bach oder an der Altmühl gewaschen. Und die Oma [...] hat die Wäsche dann in der Altmühl gespült und geschwoabt, wie ma früher’s gsagt hat.“

Foto: Stadtmuseum Ingolstadt

Trocknen

Das Trocknen der Wäsche geschah in der Regel im Freien auf der Leine. Bei schlechtem Wetter wich man auf Speicher, Scheune oder Stube aus.
Vorher aber musste die Wäsche ausgewrungen werden. Woran heute kaum mehr jemand denkt: Diese Arbeit gehörte zu den körperlich schwersten der gesamten Waschprozedur. Die tropfnasse Wäsche wog schwer und zum Wringen großer Stücke, wie der Bettwäsche, war viel Kraft erforderlich. Hier wurde nach Möglichkeit zu zweit gearbeitet, wobei auch Kinder und Männer zum Einsatz kamen.

Eine erste Erleichterung brachten die Wringmaschinen, die in Aussehen und Funktionsweise den Mangeln gleichen. Allerdings blieben diese Geräte den besser situierten Häusern vorbehalten. Erst die Entwicklung der elektrischen Wäscheschleuder brachte für die meisten Hausfrauen das Ende der anstrengenden Handarbeit. Dass die Schleuder in vielen Haushalten oft Jahre vor der Waschmaschine angeschafft wurde, hing mit ihrem geringeren Preis zusammen, ist aber auch ein Hinweis darauf, wie beschwerlich das Wringen für die Frauen gewesen war.

Waschmittel

Das wichtigste Mittel zum Lösen des Schmutzes aus dem Gewebe war und ist das Wasser. Um dessen Wirksamkeit zu verstärken, wurden schon seit der Antike zusätzliche Reinigungsmittel verwendet. Insbesondere das Seifenkraut sowie tierische Produkte wie Rindergalle, Urin, Fett und Talg dienten seither zur Herstellung von Seife oder seifenartiger Flüssigkeit. Als Waschmittel diente auch die Aschenlauge, die man durch das Überbrühen von Holzasche mit heißem Wasser gewann.
Seifen wurden vielfach selbst hergestellt, denn die Bestandteile wie Fett, Talg oder Holzasche waren auf den Höfen vorhanden.
Es gab aber auch schon seit dem Mittelalter gewerbliche Seifensieder.

Chemisch industriell hergestellte Seifen verbreiteten sich erst Anfang des 20. Jahrhunderts. 1907 kam Persil als erstes sauerstoffhaltiges und damit selbst bleichendes Waschmittel auf den Markt. Seit 1934 gab es Einweich- und Vorwaschmittel zu kaufen, die ein Stunden langes Einweichen überflüssig machten.
Mit der Entwicklung der Waschvollautomaten brauchte es auch neue Waschmittel. Schaumgebremste Waschmittel (dixan 1957) auf synthetischer Basis sollten ein unkontrolliertes Aufschäumen verhindern.

Bläuen, Bleichen

Die moderne Waschmittelwerbung verspricht strahlend weiße oder auf Dauer leuchtend farbige Wäsche. Ob die Werbung nun immer hält was sie verspricht – eine besondere Behandlung erfährt die Wäsche nach dem Waschen nur noch selten.

Früher mussten dagegen Naturfasern wie Baumwolle oder Leinen einer besonderen Prozedur unterzogen werden, wenn man Wert auf strahlend weiße Wäsche legte.
Beim „Bläuen“ wurde dem Wasser im letzten Spülgang Waschblau aus Indigo oder Ultramarin zugesetzt. Eine Alternative zum chemischen Bläuen war die Rasenbleiche. Insbesondere große Wäschestücke wie Tisch- und Bettwäsche wurden hierzu bei Sonnenschein auf kurz gemähtem Rasen ausgelegt. Die Wäsche wurde immer wieder mit Wasser besprengt und zweimal pro Tag gewendet. Im Winter wurde die Wäsche durch das Frieren auf der Leine oder im Schnee weiß.

Weiß durch Blau und Sonne?
Die Wirkung des „Bläuens“ besteht darin, dass ein leichter Blaustich Vergilbungen oder den Grauschleier, der durch Kalkablagerungen in der Wäsche entsteht, für unser Auge „verdeckt“ und die Wäsche wieder strahlend weiß erscheinen lässt.
Das Bleichen in der Sonne geschah auf der „Bleiche“, einer besonders gepflegten Wiese, wo die Wäsche mehrfach mit der Gießkanne besprengt wurde. Unter der Einwirkung des Sonnenlichts entwickelt das Gras Bleichsauerstoff.

Foto: Stadtmuseum Ingolstadt

Waschen mit der Maschine

Experimente zum Mechanisieren des Waschens gab es seit dem 17. Jahrhundert, bedarfsgerechte Waschmaschinen kamen aber erst im späten 19. Jahrhundert auf den Markt. Verbreitet waren die Waschmaschinen in Form eines Holzfasses, dessen Deckel mit einem Flügelkreuz zum Rühren der Wäsche versehen war. Die Wäsche musste hier weiterhin im Kessel vorgekocht werden, die Maschine übernahm nur das Fertigwaschen.
Mit der Verwendung von Metallbottichen konnte die Lauge dann in der Maschine erhitzt werden, anfangs mit Holz und Kohle, später mit Strom. Solche Geräte wurden bis in die 1960er Jahre hinein verkauft.

Den ersten Waschvollautomaten, der mit Vorwäsche (Einweichen), Hauptwäsche, Spülen und Schleudern alle wichtigen Arbeitsschritte übernahm, wurde 1951 von der Firma Constructa vorgestellt. Die frühen Waschautomaten waren jedoch technisch unausgereift und mit einem Preis von rund 2000 DM für die meisten Haushalte unerschwinglich. Die vollautomatische Waschmaschine setzte sich daher erst in den 1970er Jahren durch.

Trommeltrockner, die ebenfalls schon in der Nachkriegszeit auf den Markt kamen, wurden anfangs nur zögerlich beworben. Die Marktforschung sagte diesen Geräten keinen großen Erfolg voraus, waren doch noch genügend Trockenplätze vorhanden.

Glatt und faltenfrei

Vor der Einführung von Jersey-Bettwäsche und bügelfreien Hemden musste noch jedes Teil geglättet werden, ehe es wieder in den Wäscheschrank wanderte.
Lange Zeit geschah dies mit Mangbrett und Rolle. Dazu wurde das Wäschestück um einen Holzstab gewickelt und dieser unter einem Brett mit glatter Oberfläche hin und her gerollt. Gusseiserne Wäschemangeln, bei denen die Wäsche zwischen gegenläufigen Holzwalzen glatt gepresst wird, blieben den „besseren Häusern“ vorbehalten.
In den Städten gab es gewerblich betriebene Kaltmangeln. Hier wurde ein zentnerschwerer Holzkasten über eine große Holzwalze geführt. Glatte Wäschestücke ohne Knöpfe wurden mit Leintüchern um die Holzwalze gewickelt und unter der schweren Last auf Glanz geplättet.

Einem anderen Prinzip folgen die Bügeleisen: Hier geschieht das Glätten nicht mehr so sehr durch Druck sondern primär durch Wärme. Verbreitet waren die aufklappbaren Kohle-Bügeleisen, seltener die so genannten „Rutscherl“, bei denen man die auswechselbaren Plätteisen auf der Herdplatte aufheizte. Die Arbeit mit beiden Arten von Bügeleisen erforderte Geschick, damit vor allem die empfindliche Wäsche nicht verbrannte.
Mit der Einführung elektrischer Bügeleisen brauchte die Arbeit nicht mehr zum Aufheizen des Gerätes unterbrochen werden.

Autoren: Julia Scholz und Max Böhm


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