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Ein Lößprofil im Stadtgebiet von Ingolstadt

 
Mit Ausnahme zweier südlich der Donau gelegenen Schotterkörper bei Neuburg a.d. Donau und Bad Gögging haben sich derartige Sedimente der risszeitlichen Mittelterrasse in größerem Umfang nördlich der Donau erhalten.
Der umfangreichste zusammenhängende Sedimentkörper erstreckt sich im Norden um das Stadtgebiet von Ingolstadt und ist durchschnittlich ca. 6 m mächtig. Die Basis dieser quartären Sedimente bildet eine blaugrau gefärbte tonige Facies der oberen Süßwassermolasse, die ihrerseits wieder in unterschiedlicher Mächtigkeit den Jura überlagert. Im Bereich östlich von Ingolstadt sind diese Schotterkörper vorwiegend an ihren südlichen Flanken überlagert von würmzeitlichen Lößpaketen, die nach Süden hin jeweils an Mächtigkeit zunehmen. Im Ingolstädter Areal waren derartige Beobachtungen bislang nicht machbar.

Stadtmuseum Ingolstadt. Foto: Kurt Scheuerer

Eine Baustellenkontrolle am Ingolstädter Busbahnhof hat 1988 erstmals einen Aufschluss geliefert, an dem eine Lößauflage zutage trat. Das Profil ist insofern von besonderem Interesse, als es pleistozäne und holozäne Bodenbildungsvorgänge widerspiegelt, die andere Aufschlüsse bisher nicht in der Deutlichkeit zeigten. Der Löß hat sich hier offensichtlich in einer Geländemulde abgelagert, deren Ausmaß noch nicht feststeht.

Stadtmuseum Ingolstadt. Foto: Kurt Scheuerer

Über dem risszeitlichen Schotter mit hohem Sandanteil zeichnet sich eine bis zu 40 cm starke dunkle Schicht ab, die nach unten und oben von einem Humusband begrenzt wird. Die ursprünglich wohl horizontale Lagerung ist mehr oder weniger schwach überprägt durch solifluidale Vorgänge.
Diese Zone wird überlagert von einem knapp 1 m starken sandigen rostbraunen Löß, der deutlich periglaziale Veränderungen zeigt. Eine Kryoturbation wird dabei überprägt von einer darauffolgenden Solifluktion.
Den hangenden Abschluss des Profils bildet ein knapp 1 m starkes ungegliedertes Lößpaket. An seiner Basis findet sich eine Zone mit Kalkkonkretionen. Die obersten 30 cm zeigen eine Verbraunung nach Tonverlagerung aus dem heute gekappten holozänen Oberboden.
In diesem Horizont eingetieft konnte man die Fahrspuren eines mittelalterlichen Wagens erkennen.
Überlagert wird die Abfolge von modernen Aufschüttungen.
Der Aufschluss am Busbahnhof hat einen weiteren Einblick in die jungpleistozäne Landschaftsentwicklung gezeigt. Punktuell wird hier das komplizierte Wechselspiel von Morphologie und Klimageschichte sichtbar.

Dr. Karl Heinz Rieder, Steinzeitliche Kulturen an Donau und Altmühl, 1989, S.15/16.
Tafeltext im Stadtmuseum Ingolstadt - Fotos: Kurt Scheuerer


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