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Texte im Stadtmuseum Ingolstadt - Raum 3
Metallbarren-Handel und Metallwaren-Deponierung
in urgeschichtlicher Zeit

 
Die durch die Metalltechniken des Gießens und Schmiedens in größerem Umfang mögliche serienmäßige Warenproduktion fördert den herkömmlichen Tausch und Handel mit Roh- und Fertigwaren sehr.
Sie steigert aber auch die Wertbildung, Wertmessung und Schatzhäufung mit solchen Objekten.
Dazu ein Beispiel.

Die vielen Metallhorte der Frühbronzezeit aus rohen Halsringbarren oder glattgearbeiteten Ösenhalsringen können sowohl Zeugnisse dieses Metallhandels sein als auch Belege früher Schatzbildung (Thesaurierung) und Deponierung im Rahmen gesellschaftlicher Sitten oder religiöser Bräuche vorstellen.
Während hierbei die stereotype Barrenform zunächst als reine Handelsform und als eine Art primitiver Geldform zu sehen ist, entfällt möglicherweise beim Deponieren ein realer Wirtschaftswert zugunsten ideeller Werte. Entweder in symbolischer Hinsicht wie bei sozialer Geschenkverpflichtung des Besitzers oder im kultspezifischen Aspekt von Opfern und Weihgaben, Heiligem Geld (jeweils nach Analogien aus neuzeitlicher Völkerkunde bzw. antiker Religionsgeschichte).

Solche frühbronzezeitlichen Hortvorkommen setzen außerhalb der alpinen und vielleicht auch karpatenländischen Kupferbergbaugebiete ein (die Stätten der Metallverarbeitung sind aus organisatorischen Gründen von den Revieren des Erzbergbaus und der Erzverhüttung getrennt) und streuen weit ins nördliche und östliche Mitteleuropa.
Diese Halsringbarren-Vorkommen sind räumlich so weitgefächert und lassen sich als Deponierungen einer so langdauernden Zeitspanne erweisen, dass ein Verbergen und Verstecken infolge politisch-kriegerischer Ereignisse jedenfalls auszuschließen ist.
Jede Zeit hat ihre Werte laut Hegel.

Die Fundverteilung mehrteiliger Metalldepots an Donau und Altmühl umfasst Hortvorkommen mit Metallwaren verschiedenster Zusammensetzung und unterschiedlich-regelhafter Deponierungsweisen von der Bronzezeit bis zur Latènezeit.
Neben Fundpunkten von Ösenhalsring-Barren (Freinhausen, Hienheimer Forst, Ingolstadt) oder Beil-Horten der Frühbronzezeit (Köschinger Forst, Weltenburg, Wolnzach) erscheinen da Punkte der Urnenfelderzeit mit Schmuck-, Waffen- und Gerätformen (Feldkirchen und Mändlfeld) oder mit ganzen Metallformen nebst Metallbruch (Altessing, Köschinger Forst, Unterdolling) im regionalen Fundbild, das beide Zeitperioden als Epochen allgemeiner Deponierungen zu bestätigen vermag.
Die Latènezeit oder Jüngere Eisenzeit ist mit einem Eisenbarren-Depot (Seiboldsdorf) und vielleicht zufälligen Sammelfunden von Schmuck- und Gerätebeständen aus zerstörten Keltensiedlungen (Kelheim, Manching) sowie ersten Schatzfunden gemünzten Gelds vertreten (Irsching, Manching, Westerhofen). Aber auch Eisenbarren- und Eisengeräte-Depots sind für spätkeltische Verhältnisse wiederum zeittypisch.
Und um von Mehrfach oder Massendeponierungen urgeschichtlicher Metallobjekte auf die methodisch gleichfalls hierherzuzählende Gattung typenhafter Einzeldeponierungen zurückzukommen, ist noch ein Nadelopfer-Areal mit brauchmäßigen und zeitlich gestaffelten Nadelversenkungen der Bronze- und Urnenfelderzeit im Westlichen Donaumoos kartiert.

Dr. Rudolf Albert Maier, Tafeltext im Stadtmuseum Ingolstadt
Fotos: Kurt Scheuerer


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