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Texte im Stadtmuseum Ingolstadt - Raum 4
Ahnengrab, Steinpfeiler und Menschenbild

Zur Stele aus dem Hallstatt-Hügelgräberfeld bei Mailing

Oft bergen Hügelgräber nur eine einzelne Bestattung, doch können auch Nachbestattungen eingebracht und der zentralen Erstbestattung zugeordnet werden. Aus solchem Folge- und Abhängigkeitsverhältnis lässt sich eine gewisse Familientradition und Ahnenverehrung erkennen, zudem sind die Grabausstattungen selbst in günstigen Fällen sozial gestuft und zeitlich gestaffelt.

Besonders hervorragende und vielleicht heroisierte Ahnen können in Form eines Mals oder Bilds sichtbar bleiben. Ein bei den Hügelgräbern Am Köschinger und Mailinger Bach ausgeackerter Pfeiler von ortsfremdem Kalkstein stand einst sicher auf der Kuppe des Hügelgrabes 23 und verkörperte dessen Toten.
Das entspricht einer in West-, Mittel- und Nordeuropa seit der Jungsteinzeit üblichen symbolischen Vorstellung des Menschen, die während der Eisenzeit eine Art Renaissance erfährt (erst selbständige sowie gereihte Monolithe oder Menhire und dann funerale Stelen), wenngleich hier auch späterhin rohe Steine belebt gedacht werden.
Aus dem weiteren Arbeitsgebiet des Museums braucht man dafür nur an den Steinernen Mann bei Mauern als Geschichtsobjekt und Sagendenkmal zu erinnern.

Skizze: Kurt Scheuerer
Skizze: Kurt Scheuerer
Skizze: Kurt Scheuerer

Allerdings wird zur Hallstattzeit auch die Kunst figürlicher Menschendarstellung nach griechisch-italischen Vorbildern dem nordalpinen Kulturraum vermittelt.
Skizze: Kurt Scheuerer
Während dabei etwa eine schematisch-figürliche Grabstele von Stockach noch abstrakt-geometrischer Zier- und Bildtradition verhaftet bleibt, wird das fast lebensgroße Grabstandbild des Kriegers von Hirschlanden schon naturalplastisch gegeben. Diese steinerne Großplastik stellt einen Krieger in kultischer oder heroischer Nacktheit mit phallischer Geste und Waffenschmuck dar, der gewiss zur Führungsschicht des Westhallstattkreises zählt und insofern mit den vornehmen Waffenträgern, Reitern und Wagenfahrern verglichen werden kann, die auf den toreutischen Arbeiten des Osthallstattkreises erscheinen.

Auf den Figurenfriesen jener sog. Situlenkunst werden übrigens noch festliche Gelage- und Kampfspiel-Szenen sowie Umzüge vorgeführt, wie sie in bescheidenerer Form auch in der Zone um Altmühl-Alb und Ingolstädter Donaustrecke im Totenkult der Hallstattzeit anzunehmen sind.
Zweifellos bilden solche Ahnengräber und Malstätten eine weitere Klasse religiöser Zentren in der durch Hügelgräberfelder geradezu rhythmisierten frühen Kulturlandschaft - als Orte periodischer Versammlungen und Opfer im Gräberdienst.

Dr. Rudolf Albert Maier, Tafeltext im Stadtmuseum Ingolstadt
Fotos: Kurt Scheuerer


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