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Texte im Stadtmuseum Ingolstadt - Raum 5
Zu Kleider und Schmucktracht,
Lebens- und Kunststil der Kelten,
Nationalschmuck Torques und Mythentiere als Münzmotiv

 
Bei aller Wirkung südländischer Lebensweisen, Religions- und Kunstformen auf die Kelten ist die Selbstbehauptung der nördlichen Mythenwelt und der hier bestehenden Formstrukturen stark genug zur Schaffung eines eigenen Stils. So werden harmonisch gereihte pflanzliche Ornamentmotive griechischen Ursprungs im Latènestil jäh unterbrochen und im Gegensinn weitergeführt bzw. asymmetrisch komponiert. Oder die im nördlich-eurasiatischen Bereich traditionell hohe Bewertung des Tiers innerhalb des Weltgefüges findet im Latènestil erneut bildnerischen Ausdruck und zwar in spezifisch zergliedernder Art - solche Zergliederung führt dann etwa zur Bildung von Mischwesen oder zu maskenhafter Darstellung von Mensch und Tier. Ein magisch bestimmtes, irrational gespanntes Lebens- und Weltgefühl zeigt sich darin.

Stadtmuseum Ingolstadt. Foto: Kurt Scheuerer

Auch Körperzier und Kleidertracht die Kelten werden dadurch stark geprägt. Beispielsweise sind Gürtel und Ringe Hauptobjekte der Latènekunst und gemäß allgemein-primitiver Glaubensvorstellungen zudem Träger magischer Kraft.
Die Bronzegürtelketten keltischer Frauen werden so mit figürlichen Gliedern wie dem scharf profilierten Pferdekopf des Manchinger Exemplars versehen, der maskenhaft-dämonisch wirkt.
Die eisernen Schwertketten der Männergürtel sind eher in technischer Manier kunstvoll gestaltet, plattgehämmert oder flächig punziert, sie zieren auch den nackt kämpfenden Krieger.
In ähnlicher Weise ist die Torques als Halsschmuck und Grabbeigabe von Männern und Frauen der Frühlatènezeit zunächst reelles Trachtteil, späterhin ideelles nationales Symbol wie auch Attribut keltischer Gottheiten und wird zu römischer Zeit dann als militärisches Ehrenzeichen übernommen.

Auf Keltenmünzen wie den sog. Regenbogenschüsselchen aus Westerhofen ist die Torques mit Mythentieren kombiniert und damit als Göttersymbol erkennbar. Gerade die Bilder und Zeichen der Münzen zeigen die Eigenwilligkeit keltischer Kunst und Abkehr von allen klassisch-antiken Vorbildern.
Die untenstehenden Manchinger Kleinsilbermünzen, sog. Büschel-Quinare nach frührömischen Denaren und Quinaren, tragen auf der Vorderseite statt eines menschlichen Kopfprofils nunmehr wilde Haarwirbel, fast skalpartige Haarbüschel, und auf der Rückseite das symbolhafte gallische Pferd.
Auf den Vorderseiten der schüsselförmigen Westerhofener Goldmünzen nach griechischen Stateren erscheinen Vogelköpfe mit Schlangenleib, Mischwesen in Art sog. Rolltiere des eurasisch-skythischen Tierstils.
Vögel sind den Kelten überhaupt wichtige Symboltiere, sie wirken bildhaft an Fibeln oder auf Helmen (dazu die Vogelfibel von Gaimersheim) und lebend beim Orakel.

Dr. Rudolf Albert Maier, Tafeltext im Stadtmuseum Ingolstadt, um 1980
Fotos: Kurt Scheuerer


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