Logo Kurt Scheuerer Wissensspeicher zur Geschichte von Ingolstadt  
Texte im Stadtmuseum Ingolstadt - Raum 5
Verbreitung der Latènekultur,
Keltenwanderungen und Darstellungen der Kelten

 
Die Wanderungen und Eroberungszüge der Kelten oder Gallier sind historische Tatsache, so fraglich die auslösenden Ursachen sind und so groß die Schwierigkeiten sein mögen, im weiteren mitteleuropäischen Bereich zwischen Fundniederschlägen der allgemeinen Ausbreitung latènezeitlicher Sach- und Kulturformen einerseits und der besonderen Fundverbreitung zufolge der Keltenwanderungen andererseits zu unterscheiden. Wahrscheinlich sind die Keltenvölker selbst auch mehr durch Sprache und Geistestypus zusammengehalten als durch somatische Übereinstimmung verbunden.
Mittels der Archäologie ist jedenfalls das mitteleuropäische Ausgangsgebiet dieser Keltenvölker zu Beginn der Wanderzeit um 400. Chr. annähernd zu umreißen, mit Hilfe historischer Nachrichten und Kombinationen lässt sich dann auch die keltische Expansion wie in der unten gegebenen Karte skizzieren.
Stadtmuseum Ingolstadt. Foto: Kurt Scheuerer
Berühmte Fixpunkte sind dabei die Eroberung von Rom im Jahr 387 v.Chr. und die gleichfalls nur unvollkommen geglückte Einnahme und Plünderung von Delphi 279 v.Chr., oder schließlich der Übergang der Gallier 278 nach Kleinasien, der zur Einrichtung des bis 25 v.Chr dauernden Galater-Staats in der phrygischen Hochebene führt.

Während keltische Originalfunde bis zur Mittleren und Unteren Donau in relativ breiter Streuung vorhalten, können solche Sachüberlieferungen in den exponierten Gebieten die historischen Daten zu den Keltenzügen nicht mehr illustrieren, da dort rasche Hellenisierung erfolgt. Umso besser kommt die Wirkung dieser kriegerischen Völkerwanderung auf die Zeitgenossen in schriftlichen und bildlichen Darstellungen der Kelten zum Ausdruck.
So geht die bekannte römerzeitliche Marmorskulptur des Sterbenden Galliers auf ein im Original verlorenes Bronzebild vom figurenreichen Denkmal des Königs Attalos I. von Pergamon zum Sieg über die Galater des Jahrs 228 v.Chr. zurück. Entsprechend der literarischen Schilderungen der großen Gallier-Einfälle des 4. und 3. Jahrhunderts, wonach die Barbaren nackt gekämpft hätten, ist auch dieser Krieger in heroischer Nacktheit wiedergegeben, jedoch mit der Torques, einem gedrehten offenen Halsring mit Stollenenden, als keltischem Nationalzeichen geschmückt.
Neben diesem frühen Keltenbild des 3. Jahrhunderts v.Chr. in hellenistischem Stil werden unten dann noch die steinerne Kopfplastik eines Boier-Fürsten oder heroisierten Boiers von schematisch-primitiver Faktur aus dem 1. Jahrhundert v.Chr. sowie der porträthafte Bronzekopf eines jungen Helvetier-Chefs in gallorömischer Manier des 1. Jahrhunderts n.Chr. vorgeführt.

Dr. Rudolf Albert Maier, Tafeltext im Stadtmuseum Ingolstadt, um 1980
Fotos: Kurt Scheuerer


Siehe auch:

Impressum - - - Nachricht an den Gestalter der Seiten: Kurt Scheuerer
Zur Auswahl Archäologie im Stadtmuseum - - - - - Zur Auswahl Objekte im Stadtmuseum Ingolstadt
Zur Auswahl Materialsammlung Kurt Scheuerer