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Texte im Stadtmuseum Ingolstadt - Raum 8
Die römische Prunkvilla bei Westerhofen

Gutshöfe und Siedlungen zwischen Donau und Altmühl

Unter den Denkmälern des ländlichen Bau- und Wohnwesens der Römerzeit werden die Hauptgebäude oder Herrenhäuser der Gutshöfe am meisten beachtet, mehrere architektonische und ökonomische Bautypen der Villa rustica sind so bekannt. Die Ruine einer 1856 bei Westerhofen teilweise ausgegrabenen Villa weicht von diesen Bautypen ab.

Stadtmuseum Ingolstadt. Foto: Kurt Scheuerer

Der Westerhofener Bau liegt an einem nach Süden abfallenden Hang und ist mit Bruchsteinmauerwerk fundiert. Die Gliederung der im Gesamtgrundriss rechteckigen Anlage wird durch einen Innenhof mit vierseitig umlaufender Säulenhalle (Peristyl) und durch den aus der Mitte des Nordtrakts vorspringenden großen Apsisraum (ein Atrium) bestimmt. Im Westtrakt befinden sich Baderäume. Der Hauptzugang wird in der Südfront anzunehmen sein.

Stadtmuseum Ingolstadt. Foto: Kurt Scheuerer

Das mit Blick von Südosten versuchte Rekonstruktionsbild kann trotz vieler Unsicherheiten doch einen Eindruck von der großzügig-monumentalen und geschlossenen Anlage der Villa vermitteln, aus deren Atrium das hier eigens vorgestellte Fußboden-Mosaik stammt.
Die Größe des Baus, der repräsentative Säulenhof und Mosaikraum, die Thematik und Qualität des Mosaiks selbst rechtfertigen die Annahme einer für Erholung und Jagd bestimmten Prunkvilla, die als Landsitz des Provinzstatthalters von Rätien, des Regensburger Legionslegaten, in Frage kommen könnte.

Stadtmuseum Ingolstadt. Foto: Kurt Scheuerer

Die Verbreitungskarte der Gutshöfe (Villae rusticae) und bürgerlichen Siedlungen (Vici) im Ingolstädter Raum zeigt gut die Bindung der Orte an das Straßennetz, während die Platzwahl der Gutshöfe mehr von Bodengüte und Wassernähe abhängig ist: Die Fundstellen verteilen sich am Südrand der Frankenalb mit meist lehmigen Böden und auf dem Lößbedeckten Höhenrücken zwischen Albrand und Donauniederung, dagegen bleiben die Niederterrassen- und Moorflächen südlich des Stroms ebenso wie das Tertiärhügelland nahezu ohne Villenbelege. In der sichtlichen Wertschätzung landschaftlich schön gelegener Punkte klingt Erinnerung an die italische Gartenkultur und Bukolik an.

Dr. Rudolf Albert Maier, Tafeltext im Stadtmuseum Ingolstadt
Fotos: Kurt Scheuerer


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