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Texte im Stadtmuseum Ingolstadt - Raum 40
Audi in Ingolstadt

 
Stadtmuseum Ingolstadt. Foto: Kurt Scheuerer

Durch die Zerstörung oder Stilllegung von Industriebetrieben waren nach dem II. Weltkrieg in Ingolstadt annähernd 4.000 Arbeitsplätze verloren gegangen. Zusätzlich vermehrte sich die Zahl der Arbeitssuchenden ständig: 4.000 Heimatvertriebene wurden bis 1948 in Ingolstadt ansässig, weitere 10.000 hatten sich im Landkreis niedergelassen. Ingolstadt lag in der Wohnungsdichte mit Würzburg und Passau an der Spitze in Bayern.
Die Aufgabe, so viele auf engem Raum gedrängte Personen zu beschäftigen, schien kaum lösbare Probleme aufzuwerfen. Da stellte es einen Glücksfall dar, dass sich aus dem 1945 in Ingolstadt gegründeten Zentrallager für Auto-Union-Ersatzteile eine Produktionsstätte für Kraftfahrzeuge entwickelte und bereits 1950 mehr als 4.000 Beschäftigte zählte.

Das heutige Kennzeichen von Audi, die vier Ringe, geht auf das Markensymbol der Auto Union zurück. 1932 wurde diese aus dem Zusammenschluss der vier Firmen Audi, DKW, Horch und Wanderer gebildet, 1969 kam noch NSU dazu.

Das Ersatzteilgeschäft war nur eine Interimslösung gewesen, die Kraftfahrzeugproduktion sollte wieder fortgesetzt werden. 1949 lief bereits die serienmäßige Fertigung von Schnell-Lastern und Personenwagen in den Werkshallen auf dem Gelände hinter der Friedenskaserne an. Die Fläche der Fabrikationsräume und des Werkgeländes erreichte 1955 mit 160.000 m² zehnfache Größe gegenüber 1949. Die Motorradproduktion, die mit einer Monatsfertigung von 80 Maschinen begonnen hatte, wurde bis 1955 auf eine Tagesleistung von 400 Stück gesteigert. Die DKW RT 125 war zu dieser Zeit das beliebteste Motorrad in Deutschland.

1958 gingen 88 % der Geschäftsanteile an die Daimler-Benz AG. Obwohl die Zweiradproduktion nach Nürnberg ging, zeitigte dies für Ingolstadt keine negativen Folgen, da die Kraftwagenproduktion gleichzeitig um 33 % erhöht wurde. Die Situation sollte sich sogar verbessern, da auf einem großen erweiterungsfähigen Gelände direkt neben der Eisenbahnlinie München-Nürnberg das damals modernste europäische Automobilwerk mit 236.000 Quadratmeter Fläche entstand. Etwa 10.000 Beschäftigte arbeiteten an der Fertigung des DKW 12 und des Auto Union 1000. 1964 wurde das Stammkapital der GmbH von 80 auf 160 Millionen DM erhöht. Das Volkswagenwerk übernahm das erweiterte Kapital und erwarb noch zusätzlich Anteile von Daimler Benz. 1966 kam dann das Ende der Zweitakt-Ära. Die Fahrzeuge mit dem zukunftsorientierten Viertaktmotor erhielten fortan den Namen "Audi". 1969 fusionierten die Auto Union GmbH und die NSU AG, Großaktionär des Unternehmens wurde die Volkswagen AG in Wolfburg. Der Weg der wiedererstandenen Marke Audi führte steil nach oben.
1970 konnte die Produktion um 20 Prozent gesteigert werden. Der Audi 80 des Jahres 1972 bildet den Ursprung einer ganzen Generation von Audi-Modellen einer erfolgreichen Mittelklasse-Serie.

Als erste Automobilfirma brachte Audi 1980 mit dem Audi Quattro ein Fahrzeug mit permanentem Allradantrieb für den Alltagsgebrauch auf den Markt. Mit diesem Auto gewann Audi 1982 die Rallye-Marken-Weltmeisterschaft zu der ein Jahr später auch die Rallye-Fahrer-Weltmeisterschaft hinzukam.

1987 erreichte die Beschäftigtenzahl mit 39.600 einen Höhepunkt. Etwa vier Fünftel aller Beschäftigten in Großbetrieben waren in Ingolstadt bei Audi tätig. Dies verdeutlicht für Ingolstadt eine wirtschaftliche Monostruktur mit einer gefährlichen Konjukturabhängigkeit, wenngleich die seit Gründung im Jahre 1945 überaus positiven arbeitspolitischen und wirtschaftlichen Auswirkungen für Ingolstadt natürlich unumstritten sind.

Tafeltext im Stadtmuseum Ingolstadt, ca. 1990.


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