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Texte im Stadtmuseum Ingolstadt - Raum 40
Die Ingolstädter Erdölraffinerien

 
Stadtmuseum Ingolstadt. Foto: Kurt Scheuerer

Im Zuge der Wirtschaftsförderung des früher überwiegend von seiner Agrarstruktur geprägten Bayern wurde in der Nachkriegszeit besonders auch nach Verbesserungen zur industriellen Seite hin geplant.
Neben anderem dachte man an eine transalpine Erdölleitung vom Mittelmeer in die Gegend nördlich von München, wo in neu zu errichtenden Raffinerien das Rohöl verarbeitet werden sollte.

Ende der Fünfzigerjahre trat das Bayerische Wirtschaftministerium mit der staatlichen italienischen Erdölgesellschaft (ENI) in Verhandlungen ein. Aufgrund genauer Kalkulationen sowie wegen seiner zentralen und verkehrsgünstigen Lage wurde der Ingolstädter Raum sehr bald als Raffineriestandort favorisiert.
1959 stand fest, dass Ingolstadt den Endpunkt einer in Genua beginnenden Pipeline bilden sollte.
Zur Realisierung des Projektes wurde mit deutschem und italienischem Kapital die Südpetrol AG gegründet, die für ihre geplante Raffinerieanlage ein 170 ha großes Gelände hinter dem Auwaldsee erwarb.

An dem sich durch die Stationierung von erdölverarbeitender Industrie abzeichnenden Wirtschaftsaufschwung in Bayern wollten auch andere partizipieren.
Ein französisches Firmenkonsortium, das den Bau einer Pipeline von Marseille nach Karlsruhe betrieb, plante eine Verlängerung ihrer Ölleitung in den Raum Ingolstadt. Die Verlängerung dieser Pipeline um knapp 300 km ließ sich ohne große Probleme bewerkstelligen und zog die Ansiedlung mehrer erdölverarbeitender Industrien im (ehemaligen) Landkreis Ingolstadt nach sich: Die Esso AG bei Desching die Shell AG auf dem Erlachfeld bei Katharinenberg, die Gelsenkirchener Bergwerks AG (ERN) bei Neustadt sowie die BP bei Vohburg.
Der Raum Ingolstadt war damit Mitte der Sechziger Jahre zu einem Schwerpunkt der deutschen Erdölindustrie, zusammen mit den beiden Kraftwerken bei Großmehring und Irsching gar zum Energiezentrum Bayerns geworden.

Ein jähes Ende der Aufwärtsentwicklung fand die Ingolstädter Erdölindustrie 1973 durch die Ölkrise. Es setzte eine Rückwärtsentwicklung ein, die aufgrund des dramatischen Verbrauchsrückgangs sowie der Rezession von 1979 mit der Schließung der Shell AG im Jahre 1982 ihren vorläufigen Endpunkt erreichen hatte.
Aber auch bei der ERIAG (vormals Südpetrol AG) wurden Umstrukturierungen und Kapazitätsabbau erforderlich.
1985/86 wurde ein Raffinerieverbund mit der BP in Vohburg geschlossen, von 389 Beschäftigten konnten lediglich 199 gehalten werden.

Tafeltext im Stadtmuseum Ingolstadt, ca. 1990. - Foto: Kurt Scheuerer


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