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Texte im Stadtmuseum Ingolstadt - Raum 40
Erdöl – Gewinnung und Verarbeitung

 
An der Erdoberfläche, insbesondere in den Ländern um den persischen Golf, in Mesopotamien und Palästina, also im gleichen Mittleren Osten, der auch heute in der Erdölwirtschaft der Welt eine entscheidende Rolle spielt, gibt es Stellen, wo Erdöl von selbst an die Erdoberfläche tritt. Mit einfachsten Mitteln gewonnen, diente es bereits in frühesten Zeiten vielfältigsten Zwecken.

Schon in der Steinzeit verwendeten die Bewohner der Pfahlbauten Asphalt (griech. "Erdpech") zum Einkitten ihrer Steinwerkzeuge in Stielen. Asphalt, ein Gemenge von Bitumen (Verdunstungsrückstand des Erdöls) und Gestein, diente auch den Phöniziern bereits zum Abdichten ihrer Boote. Die Ägypter benutzten weit vor unserer Zeitrechnung Erdöl für Beleuchtungszwecke und Erdpech zum Einbalsamieren der Mumien. In der Antike hatte Erdöl auch kriegstechnische Bedeutung, wie in Brandsätzen und Brandpfeilen, oder in Form von Flammenwerfern auf Mineralölbasis, die als "Griechisches Feuer" bekannt geworden sind.

Aus der arabischen Literatur des Mittelalters ist bekannt, dass Erdöl durch Destillation weiterverarbeitet wurde. Die Araber konnten auf diese Weise bestimmte Eigenschaften verbessern.

Auch in Deutschland wurde seit dem 15. Jahrhundert "Steinöl" verwendet. Mönche am Tegernsee verkauften bereits um 1430 das ausfließende, leichte "St.-Quirnius-Öl", um Mensch und Tier von Rheumatismus, Haut- und Magenkrankheiten zu heilen. Georg Agricola lieferte 1556 in seinem Werk "De re metallica" eine eingehende Beschreibung der Erdölgewinnung.

Bis ins 19. Jahrhundert sind immer wieder Hinweise auf die Verwendung von Ölaustritten in der alten und neuen Welt zu finden. Von einer systematischen Bohr- und Gewinnungstätigkeit kann aber erst gesprochen werden, als "Colonel" E.L. Drake 1859 in Titusville (Pennsylvanien, USA) in 21 m Tiefe fündig wurde und pro Tag etwa 1,5 m³ Rohöl förderte.

Bis um die Jahrhundertwende dauerte dann, bedingt durch die Erfindung des Verbrennungsmotors, ein rasanter Förderanstieg an. Die vielfach spekulative Seite der Erdölgewinnung wurde allmählich mit zunehmenden geologischen Erkenntnissen, dem aufkommenden geophysikalischen Verfahren, der wissenschaftlichen Durchdringung des Wesens der Erdöllagerstätten und schließlich durch die Verbesserung von Bohr- und Fördertechnik allmählich in ruhigere Bahnen gelenkt.

Wenngleich die Förderung, der Transport sowie die Verarbeitung des Erdöls zweifelsohne auch mit großen Risiken verbunden ist ("Ölpest", Trinkwasserverunreinigung), bleibt die wichtige Rolle der Erdölprodukte bis in unsere Zeit unbestritten.

Tafeltext im Stadtmuseum Ingolstadt, ca. 1990.


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