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Die Lilie
in den Kreuterbüchern von Leonhart Fuchs

 

Von Gilgen. Cap. CXXXVII.

Foto: Kurt Scheuerer

  

Die krafft und würckung.

Gilengöl ist guet zue erweychung der nerven, in sonderheyt aber zue der verherten mueter.
Die bletter und wurtzel verzeren mittelmässig. Seind derhalben so sie warm werden übergelegt guet zue dem brandt vom feür, und denen so von natern gebissen seind.
Die wurtzel allein geröst oder in äschen gebraten und zerstossen mit rosenöl vermischt, und übergelegt, ist dem brandt seer dienstlich. Heylet auch alle andere wunden zuesamen, in essig gebeytzt und jngemacht.
Der safft von den blettern mit essig und hönig gesotten, ist ein guete artzney zue allerley wunden frisch und allt.
Die wurtzel mit hönig vermischt und zerstossen, heylet die abgeschnitten nerven oder sennadern, und die verruckte glider. Dieser gestalt gebraucht, vertreibt sie allerley flecken und mäler an der haut, und sonderlich under dem angesicht, die fliessende geschwär, und schüppen des haupts.
Gedachte wurtzel zerstossen mit essig, Bilsenkraut, und Weytzen meel, uber die geschwollen unnd hitzige gemecht gelegt, stillt den schmertzen derselbigen unnd weycht die geschwulst.
Der same getruncken ist guet denen so von den schlangen gebissen seind.
Die bletter wann sie grün seind, leschen sie das rotlauff.
Die wurtzel in wein gesotten unnd drey tag on underlaß über die hüneraugen gelegt, vertreibt dieselbigen. Mit öl gesotten und angestrichen, macht sie das nach dem brandt das har wider wechst.
Der safft von den blümen angestrichen, bringt den schweyß, und macht eyter.

Fuchs, Leonhart. New Kreüterbuech. Basell 1543.


De Crino. Cap. CXXXVII.

Nomina.

Die alten Dichter der Griechen erdichteten, daß die Lilie aus der durch die Milch der Juno besprengten Erde erwachsen sei.
Denn als der Knabe Herkules, den Jupiter aus der Alkmene gezeugt hatte, zu den Brüsten der schlafenden Juno hinkam und sich mit Milch angefüllt hatte, floß, als er nach dem Saugen wegging, reichlich von der Milch aus dem Busen heraus.
Weil im Himmel durch den unsicheren und umherstreifenden Knaben beim Saugen sie verschüttet wurde, bewirkte sie einen Milchweg, und weil sie auf der Erde versprengt wurde, schuf sie die in milchiger Blüte schimmernde Lilie und wird daher Rose der Juno genannt.

Fuchs, Leonhart. Plantarum historiae. S. 358. (Übersetzung durch Gerhard Wilczek. 1979.)


"Nach einer anderen Erzählung geschah es hingegen so, daß Hermes das Herakleskind der schlafenden Hera in ihrem himmlischen Gemach an die Brust legte, und als sie es vor Schmerz von sich warf und ihr die Milch weiterfloß, entstand die Milchstraße."

Kerényi, Karl. Die Mythologie der Griechen. Band II, S. 111.
Quelle: Apollonius Rhodius 1. 1117


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