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Beatrix Schönewald:
Ingolstädter Maler vergangener Jahrhunderte

 

Ausstellung im Stadtmuseum Ingolstadt. Dezember 1994.

Die Ausstellung versucht zwar, einen möglichst vollständigen chronologischen Überblick über Ingolstädter Maler zu bieten, angefangen bei den frühesten Beispielen wie die Tafelbilder aus dem 15. Jahrhundert über Caspar Freisinger (ca. 1560-1599) oder Johann Evangelist Hölzl, bis hin ins 19. Jahrhundert zu Gustav Schröpler und Leo Samberger und ins 20. Jahrhundert zu Malern wie Karl Tinti, Gustl Schneider oder Alois Schölß, dennoch kann sie keine Vollständigkeit beanspruchen.

Sie wurde aus den Beständen des Stadtmuseums und aus Privatbesitz bestückt. Es sollte ganz bewußt nur aus lokalen Quellen geschöpft werden.
 

Überblick

Die Malerei des 15. Jahrhunderts

Die hausrechtlichen Teilungen der Wittelsbacher Herzöge brachten es mit sich, daß Ingolstadt seit 1392 Residenzstadtcharakter erhielt. Die glanzvolle Zeit der spätmittelalterlichen Herzöge ist noch heute spürbar, wenn man vom Neuen Schloß am Herzogskasten vorbei zum Münster Zur Schönen Unserer Lieben Frau geht. Diese steinernen Zeugnisse höfischer Baukunst zeigen auch andere handwerklich-künstlerische Arbeiten in höchster Vollendung: das einmalige Beispiel von Zimmererkunst in Form des Dachstuhls, das filigrane Werk der Steinmetzen und Bildhauer, die unübertroffene Kunst der Freskenmalerei.
Es war die Zeit der im Handwerk organisierten Maler wie Jörg Westhuser, Erhard Schremel, des Gabriel Herl oder Melchior Feselen.
Höfische Kunst und Bürgersinn ließen in Ingolstadt, getragen von wirtschaftlicher Prosperität, ein hoch entwickeltes kulturelles Leben entstehen, daß im Jahre 1472 noch durch die Universität bereichert wurde.

Die Malerei des 16. und 17. Jahrhunderts

Bedeutete das Aussterben der Ingolstädter Herzogslinie bereits im 15. Jahrhundert eine gewisse Stagnation in der Entwicklung der Stadt, so traf zumindest die Konzentration der herzoglichen Regierung nach München das lokale Kulturschaffen. Hochrangige Künstler hielten sich vermehrt am Münchener Hof auf, Aufträge des wittelsbacher Hauses ergingen vor allem für München.

In Ingolstadt blieb aber vor allem der Glanz des geistigen Zentrums an der Universität. Mit den Jesuiten erhielt sie nach dem Tod von Professor Eck neues Ansehen.
Das Bürgertum war im Rat der Stadt repräsentiert und er ließ sich selbstbewußt für das Privilegienbuch portraitieren. Die Handwerker organisierten sich in Zünften und trugen zum wirtschaftlichen Wohlstand bei. Fromme Stiftungen an Kirchen und Spitäler, Porträts, Kunsthandwerkliches von Goldschmieden oder Schreinern oder Bildhauern standen hoch im Kurs.
Die Druckkunst ist in diesem Zusammenhang nicht zu vergessen, Meisterwerke wie Apians Astronomicum Caesareum stehen hier an erster Stelle.

Caspar Freisinger gehört neben Ulrich Windberger zu den herausragenden Künstlern in Ingolstadt. Von ihm sind fast nur Zeichnungen überliefert.

Folgende Namen haben meist nur sehr lokalen Bezug wie Melchior Ritterle (1600-1614 nachweisbar), Pangraz Wagner (1602-1654 nachweisbar), Martin Schliem (1606-1627 nachweisbar), Hans Rosendorfer (1614-1632), Andreas Perger (1620-1657), Michael Haug (ca. 1620-1634), Hieronymus Degen (1621-1625), Johann Huber (1635-ca.1650), Georg Steinberger (um 1638), Marquard Höck (1656-1684), Christoph Mello d.Ä. (1665-1675), Mathes Arzkofer (1667-1674), Johann Höss (1676-1731) oder Johann Ignaz Augustin (1688-1738 nachweisbar).

Die Malerei des 18. und 19. Jahrhunderts

Die Ingolstädter Maler des 18. Jahrhunderts haben keine Spitzenqualität erreicht, dennoch erhielten sie auch außerhalb der Stadt zahlreiche Aufträge.
Es sind Maler wie Ignaz Augustin Kufer (um 1717), Johann Thomas Mello (1720-1750 nachweisbar), Johann Anton Zächenberger (1719-1728 nachweisbar), Thomas Deyrer (1725-1767), Anton Appel (1731-1755), Christoph Heingartner (1718-1740), Martin Maurer (1740-1742 nachweisbar), Johann Peter Federhauser (1749-1772), Hieronymus Krieglederer (1761-1178), die sich in solidem Handwerk übten. Einige Maler ragen allerdings heraus: Johann Evangelist Hölzl und Joseph Dietrich.
Allen gemeinsam ist ihr vorwiegendes Schaffen für kirchliche Einrichtungen, die zu den Hauptauftraggebern dieser Zeit zählte.
Die in den Tischvitrinen gezeigten Portraits Ingolstädter Bürger vermitteln einen Eindruck in das Selbstverständnis des Bürgertums. Da ist wenig von selbstbewußtem und vornehmen Auftreten zu spüren, vielmehr atmen die Bilder große Bescheidenheit.

Die Folgen der napoleonischen Kriege und die Verlagerung der Universität von Ingolstadt über Landshut nach München zu Beginn des 19. Jahrhunderts bewirkten einen starken Einbruch der wirtschaftlichen Situation in Ingolstadt. Erst mit König Ludwigs I. von Bayern Pläne zur Errichtung der Landesfestung begann eine neue Zeit der Bautätigkeit. Der Baumeister Leo von Klenze verkörperte höchsten künstlerischen und ästhetischen Anspruch in der Gestaltung der Bauten und Räume.

Ingolstadts Rang als Festungsstadt ließ den künstlerischen Impetus zurücktreten. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts und vor allem im 20. Jahrhundert blühte ein neues, individuelles künstlerisches Schaffen auf, die neuen Kunstrichtungen vor allem aus Frankreich aufnehmend.

Der Künstler auf dem freien Markt, ohne staatliche oder kirchliche Auftraggeber im Hintergrund, ist eine neue Erscheinung, die den alten, handwerklich geprägten Berufsstand ablöste. Die Ausbildung an der Kunstkademie oder Autodidaktentum treten an seine Stelle.

Die Malerei des 20. Jahrhunderts

Die kulturelle und künstlerische Entwicklung der Stadt in unserem Jahrhundert zu beschreiben, heißt, eine Auswahl zu treffen. Zu vielfältigsind die Strömungen, vor allem seit dem 2. Weltkrieg, zu umfangreich das Schaffen der einzelnen Künstler.

Zu Beginn des Jahrhunderts erschütterte das Ende des 1. Weltkriegs die Stadt in ihren Grundfesten. Es löste eine eigenartige Mischung aus kleinbürgerlicher Tradition und militärischer Weitläufigkeit ab, wie sie Marieluise Fleißer oder auch Rudolf Hartmann beschreiben. Der Versailler Frieden entzog ihr die wirtschaftliche Grundlage: das Militär und die damit verbundene Produktion.
Die kurze Friedenszeit endete im Terror des Nationalsozialistischen Reiches. Nicht wenige Maler erhielten Berufsverbot oder zogen sich freiwillig zurück.

Das Jahr 1945 brachte wohl die radikalste Veränderung im politischen und wirtschaftlichen Bereich mit sich. Ingolstadt steht gleichbedeutend für Auto- und Ölraffinerien, ein neuer Lebensstandard wird geprägt. Die in der Ausstellung gezeigten Gemälde aus dieser Zeit sind allerdings eher retrospektiv zu verstehen, die Künstler wie Schölß oder Schneider veränderten ihre Stilrichtung nur wenig.

Dr. Beatrix Schönewald, 1994


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