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Dr. Dr. Heiner Meininghaus:
Sebastian Osterrieder - Krippenfigur in Galvanotechnik

 
In den Kirchen von Gaimersheim und Zuchering werden jedes Jahr die Krippen von Sebastian Osterrieder (1864-1932) zur Weihnachtszeit erneut aufgebaut.
 
Foto: Stadtarchiv Ingolstadt Birgit Gebhard
Foto 1. Hirte mit Lamm auf den Schultern.
Foto: Stadtarchiv Ingolstadt Birgit Gebhard
Foto 3. Bruchstelle am Hals mit freiliegender Kupferschicht und französischem Hartgips.
 
Manchmal kann man durch eine Beschädigung eines alten Gegenstandes Erkenntnisse gewinnen, an die keiner bisher gedacht hat. So geschehen mit einer Figur von Sebastian Osterrieder, bei der eine Bruchstelle am Hals des Widders auf den Schultern des Hirten eine Kupferschicht freilegt.

Foto: Stadtarchiv Ingolstadt Birgit Gebhard
Foto 2. Bruchstelle am Hals des Lamms. Freiliegende Kupferschicht an der Bruchstelle und an der Nasenspitze.

Sebastian Osterrieder, auch genannt der “Krippenwastl”, fertigte seine Krippenfiguren aus “französischem Hartguss” einer Mischung aus Alabastergips, Champagnerkreide und Hasenleim und goss dies in vorgefertigte Formen. Dies erlaubte eine größere Serienproduktion. Diese Herstellung ist ausführlich in dem neuen Buch “Sebastian Osterieder” von Hermann Vogel dargestellt.

Unbekannt dagegen ist bis heute, dass Osterrieder seine Figuren auch mit einem Mantel aus Kupfer in Galvanotechnik hergestellt hat. Diese Figuren hatten den Vorteil, dass sie erheblich unempfindlicher und stosssicherer waren als die aus “französischem Hartguss“. Diese Technik war aber erheblich teuerer und solche Figuren sind wohl nicht sehr häufig verkauft worden. Die Herstellungstechnik dieser Figuren war wie die des “französischen Hartgusses” Betriebsgeheimnis.

Vermutlich sind die Figuren zuerst aus “französischem Hartguss” hergestellt worden und wurden dann anschließend in einem Elektrokupferbad galvanisiert. Hatte sich dann eine Kupferschicht auf den Figuren angesammelt, wurden sie angezogen und angemalt, sodass hinterher kein Unterschied zwischen beiden Ausführungen mehr erkennbar war.

In dem Buch “Sebastian Osterrieder” von Hermann Vogel sind weit über hundert Standorte von Osterrieder Krippen aufgeführt. Ob sich darunter auch solche mit Figuren in Galvanobeschichtung befinden, ist bis heute nicht untersucht worden und wird sicherlich der zukünftigen Forschung vorbehalten bleiben.

Foto: Stadtarchiv Ingolstadt Birgit Gebhard
Foto: Stadtarchiv Ingolstadt Birgit Gebhard
Foto 4. Liegendes Lamm.
Foto 5. Rückseite des liegenden Lamms mit sichtbarer Kupferschicht und typischen Pusteln bei Galvanisierung.

Danksagung an Herrn Egidius Roidl, Leitender Restaurator im Bayrischen National Museum.
Text: Dr. Dr. Heiner Meininghaus, Ingolstadt.
Fotos: Stadtarchiv Ingolstadt Birgit Gebhard.


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