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Stadtmuseum Ingolstadt - Archäologische Radtour - 7. Station:
Die Alte Burg bei Lenting

 
Heute kennt man in Lenting vor allem das Wasserschloß, das sich in der Niederung am Lentiger Bach befindet und von einem breiten Wassergraben umschlossen ist. Seine Ursprünge lassen sich bis in das 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Es zeigt sich heute in der Gestalt des 17. Jahrhunderts.

Dieses Schloß ist aber nicht der älteste Edelsitz von Lenting, auch wenn bis 1977 kein weiterer bekannt war. Herrn Georg Pfeilschifter, Lehrer an der Volksschule in Lenting, fiel bei der Betrachtung des Grabsteines Friedrichs von Grumbach und seiner Tochter Apollonia die Bezeichnung "von und zu alten Burck" als Herkunftsbezeichnung der Adeligen von Grumbach auf. Da es sich seiner Meinung nach bei dieser alten Burg nicht um das Wasserschloß handeln konnte, machte er sich in Lenting auf die Suche nach einem anderen, älteren Edelsitz.

Da mittelalterliche Burgen gerne Höhen aufsuchen, während die Schlösser der Neuzeit eher in den Niederungen zu finden sind, begab sich Herr Pfeilschifter an den höchsten Punkt Lentings, etwa 100m nördlich des alten Dorfes. An dieser Stelle steht heute die Bergkapelle aus dem Jahre 1870.

Das Gelände ist im Westen durch den Bau des Kindergartens stark verändert worden. Der Osten der alten Burganlage, die sich in Nordsüdrichtung auf einer Länge von etwa 40m erstreckt, ist anhand der Böschung (noch 3,3m Höhe) heute noch sehr gut erkennbar. Besonders auffällig ist der baumbestandene, unbebaute Streifen, der vor der Böschung des Burghügels liegt. Es handelt sich dabei um den verfüllten Burggraben, der die Anlage ursprünglich umschloß.

An der Scheitellinie der Böschung unternahm Herr Pfeilschifter in Absprache mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege eine Sondierungsgrabung. Er stieß dabei auf mehrere Kulturschichten, die er dokumentierte. An Funden kamen zahlreiche Keramikscherben, Tierknochen und verkohlte Steine ans Licht. Entlang der Scheitellinie der Böschung ließ sich eine Mauer aus lose verlegten, behauenen Steinen nachweisen.

Die aufgefundene Keramik läßt sich ins Hochmittelalter (11./12. Jahrhundert) datieren. Sie bestätigt die Vermutung von Herrn Pfeilschifter, daß es sich bei dieser Wallgrabenanlage neben der Alten Landstraße von Lenting um das Podium einer untergegangenen Burg handelt.

Diese Burg befindet sich an einem markanten Punkt. Wenig östlich verläuft die alte Nordsüdverbindung nach Ingolstadt über die Donau. Ihre Rolle als europäische Fernstraße wird heute durch die benachbarte Autobahn deutlich vor Augen geführt. Unterhalb der Burg verlief die wichtigste Römerstraße in dieser Gegend, die Fernstraße Augsburg-Regensburg, die in unserem Raum Kösching mit Nassenfels verband. Sie dürfte auch noch im Mittelalter eine wichtige Rolle gespielt haben. Darauf weisen nicht zuletzt die aktuellen Ausgrabungen bei Wettstetten hin.

Auch in Lenting befand sich ein ausgedehnter Friedhof des 6./7. Jahrhunderts mit reichen Bestattungen. Der Ort dürfte somit seit jeher seine Bedeutung der günstigen Verkehrsanbindung verdankt haben. Im Hochmittelalter baute sich der Ortsadel, den Gepflogenheiten der Zeit entsprechend, eine Burg, sicher um damit die Straßenkreuzung zu kontrollieren. Gegen Ende des Mittelalters wurden diese Befestigungen als unbequem und zu wenig repräsentativ empfunden. Deswegen gab man sie auf und wechselte in großzügigere und besser zugängliche Schlösser in den Talniederungen. In Lenting läßt sich diese Entwicklung sehr gut demonstrieren.


Text und Gestaltung der Radtour: Dr. Gerd Riedel, Stadtmuseum Ingolstadt
Station 6 - Radtour 1997 Auswahl
siehe auch:
Die "Alte Burg" von Lenting


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