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Anmerkungen zur Antike:
Zeitangaben in der römischen Republik

 

Zum Kalender der römischen Republik

Dazu habe ich mich im Kleinen Pauly, Band 3, S. 62/63 sowie S. 1406-1408 und Band 2, S. 1300/1301 umgesehen. Schwierigkeiten gab es damals wohl dadurch, einen Mondkalender nach dem Sonnenjahr auszurichten:

Nach anfänglich 10 Monaten, die sich möglicherweise auf Naturvorgänge bezogen, wurden später wohl vom legendären Numa zwei Monate zusätzlich angehängt: Januar und Februar.
(Über die Länge aller dieser Monate habe ich nichts gefunden. Es ist auch wohl nichts bekannt. Es scheint auch nur eine einzige Erwähnung in den Fasti von Ovid darüber zu geben. KS)

Auch fand ich nichts, ab wann die folgende Regelung für die Monatslängen galt:
Vier Monate zu 31 Tagen, sieben zu 29 Tagen und einer zu 28 Tagen, das ergibt 355 Tage.
Gegenüber dem Sonnenjahr waren das also etwa 11 Tage zu wenig. Daher wurden zusätzlich alle zwei Jahre abwechselnd 22 und 23 Tage im Februar zwischengeschaltet, um die jahreszeitlich gebundenen Festtermine einzuhalten.

Nun jedoch war dieses Jahr um fast genau einen Tag zu lang gegenüber dem Sonnenjahr mit 365,25 Tagen. Es mussten wohl immer wieder Ausschaltungen vorgenommen worden sein, über die aber nichts bekannt ist.
Mit der Kalenderreform Caesars im Jahr 46 v.Chr. wurde das Jahr auf 365 Tage festgelegt. Dabei wurde dann alle vier Jahre der 24. oder 25. Februar (bissextum) doppelt gezählt.

Bei zwei Daten kann die literarische Überlieferung eines Kalendertages mit einer angegebenen Finsternis angeglichen werden:
Liv. 37,4,4: römisch 11.7.190 = astronomisch 14.3.190
Liv. 44,37,8: römisch 4.9.168 = astronomisch 21.6.168
"Bei der Kalenderreform Caesars im Jahr 46 musste ein Fehlbetrag von 90 Tagen ausgeglichen werden."
(Walther Sontheimer. Der Kleine Pauly. München 1979. Band 3, S. 63.)

(Leider ist hier keine Regelmäßigkeit auszumachen, erst sind es 117 Tage zu viel, dann 72, dann fehlen offenbar 90. KS)


Der ursprüngliche Jahresbeginn und damit der Amtsantritt der Consuln war wohl der 15. März. Seit 153 v.Chr. traten die neuen Beamten jedoch am 1. Januar (Kalendae Januariae) ihr Amt an. Dieser Tag war dann auch seither der Beginn des neuen Jahres. (Der Kleine Pauly. Band 3, S. 57.)

Die Tage wurden innerhalb der einzelnen Monate von den drei Mondphasen aus rückwärts gezählt: Nonae, Idus, Kalendae.
Die Kalendae sind der Beginn des Monats mit dem Erscheinen des Mond-Neulichts, die Nonae das erste Mondviertel. Die Idus bezeichnen die Monatsmitte.
Unter Mitzählung des Anfangstages wurde von diesen Rechnungspunkten zurückgezählt:
Der a. d. quintum idus ist also der 5. Tag vor der Monatsmitte (15. oder 13.), nach heutiger Sprechweise also z.B. im Juli (31 Tage) der 11., im Juni (29 Tage) der 9. Tag des jeweiligen Monats.

Länge der Monate vor/nach Caesars Reform:
Ianuarius 29/31, Februarius 28/28, Martius 31/31, Aprilis 29/30, Maius 31/31, Iunius 29/30, Quintilis 31/31, Sextilis 29/31, September 29/30, October 31/31, November 29/30, December 29/31. (W. S. in: Der Kleine Pauly. Band 3, S. 1407.)


Diese zunächst willkürlich erscheinende Einteilung der Monatslängen war letztendlich eine recht geschickte Verteilung, wenn man die Termine der Mondphasen über längere Zeit hinweg betrachtet. Sie bleiben dadurch annähernd in gleicher Position in Bezug auf ihre Lage innerhalb der verschiedenen Monate. Es handelt sich wohl um in Jahrzehnten erprobte Erfahrungswerte.
Betrachtet man das Beispiel des heute noch gültigen islamischen Mondjahres, dann erkennt man, dass beispielsweise der Fastenmonat Ramadan (Ramazan) in jedem unserer Jahre um zehn oder elf Tage früher beginnt und so im Lauf der Zeit durch das Jahr vorrückt.
So ähnlich muss es auch den Römern anfangs ergangen sein, was wohl die enormen Verschiebungen in republikanischer Zeit erklärt. Von den Griechen wissen wir, dass die Zeitrechnung in den einzelnen Staaten bis zur Kaiserzeit wirr durcheinander gegangen war.
(KS)


Zur Sonnenfinsternis 190 v.Chr.

In dem Artikel der AiD 2/2000 "Die Sonne bringt es an den Tag!" wird eine Sonnenfinsternis überprüft, die von Livius in "Ab urbe condita libri XXXVII 4,4" erwähnt wird und beim Auszug des Konsuls Lucius Cornelius Scipio Asiaticus zum Krieg gegen den Diadochenkönig Antiochos III. beobachtet worden ist.
Die Angabe des Consuls entspricht der antiken Zählweise und datiert dieses Ereignis auf das Jahr 190 v.Chr. nach heutiger Zählung. Bei Livius wird auch der Tag angegeben: "a. d. quintum idus Quinctiles".

Hier die Stelle im Wortlaut nebst Übersetzung (zitiert nach der Artemis & Winkler Ausgabe von Hans Jürgen Hillen, 1991):
"Per eos dies, quibus est profectus ad bellum consul, ludis Apollinaribus a.d. quintum idus Quinctiles caelo sereno interdiu obscurata lux est, cum luna sub orbem solis subisset."
"In diesen Tagen, in denen der Konsul zum Krieg aufbrach, verdunkelte sich bei den Spielen zu Ehren des Apollo am 11. Quinctilius aus heiterem Himmel am Tage das Sonnenlicht, weil der Mond vor die Sonnenscheibe getreten war."

Die "Eclipse Predictions by Fred Espenak, NASA/GSFC" ergeben für das astronomische Jahr -0189, welches dem Jahr 190 v.Chr. entspricht, eine im Mittelmeerraum sichtbare Finsternis für den 14. März:

               U.T.
            Greatest    Saros        Eclipse              Sun  Path Center
     Date    Eclipse Type #    Gamma   Mag.   Lat.  Long. Alt Width  Dur.
                                               °      °     °  km

-0189 Mar 14  07:02   T   75   0.886  1.032  48.0N  37.5E  27  229  02m16s

Bei quintum idus Quinctiles muss es sich also (astronomisch gesehen) um den 14. März 190 v.Chr. handlen.


Zur Mondfinsternis 168 v.Chr.

Liv. 44,37,...
Castris permunitis C. Sulpicius Gallus, tribunus militum secundae legionis, qui praetor superiore anno fuerat, consulis permissu ad contionem militbus vocatis pronuntiavit, nocte proxima, ne quis id pro portento acciperet, ab hora secunda usque ad quartam horam noctis lunam defecturam esse. Id quia naturali ordine statis temporibus fiat, et sciri ante et praedici posse. Itaque quem ad modum, quia certi solis lunaeque et ortus et occasus sint, nunc pleno orbe, nunc senescentem exiguo cornu fulgere lunam non mirarentur, ita ne obscurari quidem, cum condatur umbra terrae, trahere in prodigium debere. Nocte quam pridie nonas Septembres ecc.

"Nachdem die Lager gut befestigt worden waren, verkündete der Militärtribun der zweiten Legion, Gaius Sulpicius Gallus, der im vorigen Jahr Praetor gewesen war, mit Erlaubnis der Konsuln den Soldaten, nachdem er sie zur Versammlung gerufen hatte, dass in der nächsten Nacht - damit niemand dies als ein Wunderzeichen aufnehme - von der zweiten bis zur vierten Stunde der Nacht der Mond verschwinden werde. Weil dies nach naturgegebener Ordnung zu bestimmten Zeiten geschehe, könne es sowohl vorher gewusst als auch vorausgesagt werden. Deshalb sollten sie in der gleichen Weise, wie sie, da es ja sichere Auf- und Untergänge der Sonne und des Mondes gebe, sich nicht wunderten, dass der Mond bald als volle Scheibe, bald als Greis mit geringem Horn leuchte, ebenso auch nicht zu einem Wunderzeichen umdeuten, dass der Mond verfinstert werde, da er ja durch den Schatten der Erde verhüllt werde."

(Für das Zitat danke ich Ph. W. - Er schrieb noch: Mal schnell selbst übersetzt; könnte man gewiss noch schöner und besser. - Der Kommentar in der Ausgabe merkt an, dass es sich um den 21. Juni handle, weshalb der Kalender damals um 70 Tage verschoben gewesen sein müsse.)

Liv. 44,37,8.
"Nocte, quam pridie nonas Septembres insecuta est dies, edita hora luna cum defecisset, Romanis militibus Galli sapienta prope divina videri; Macedonas ut triste prodigium occasum regni perniciemque gentis portendens movit, nec aliter vates. Clamor ululatusque in castris Mecedonum fuit, donec luna in suam lucem emersit."

"Als in der Nacht vor dem 4. September der Mond zur angekündigten Stunde sich verfinsterte, schien den römischen Soldaten die Weisheit des Gallus beinahe göttlich. Die Makedonen erschütterte es wie ein unheilvolles Zeichen vom Himmel, das den Untergang ihres Königreiches und das Verderben ihres Volkes ankündigte; und nicht anders erging es ihren Sehern. Im Lager der Makedonen gab es Geschrei und Geheul, bis der Mond mit seinem Licht wieder zum Vorschein kam."
             U.T.
          Greatest    Saros         Pen.  Umb. S.D. S.D. GST   Moon  Moon
   Date    Eclipse Type #    Gamma  Mag.  Mag. Par  Tot (0 UT)  RA    Dec
                                                            h    h     °
-0167 Jun 21 18:42  T   56  -0.320 2.325 1.248 111m 38m  17.8 17.69 -23.9



Zur Sonnenfinsternis 394 v.Chr.

Der AiD-Artikel erwähnt noch eine zweite von Xenophon überlieferte Sonnenfinsternis:
"Xenophon gilt als zuverlässiger Historiker ... Die Chronologie ist durch viele Querbezüge, u.a. zum Perserkönig Kyros, zu Sokrates und zur ägyptischen Geschichte, gut fundiert."

Xenophon, Hellenika, 4, 3, 10:
"Als er (=Agesilaos) sich auf dem Pass befand, schien die Sonne mond(sichel)förmig auszusehen, und es wurde gemeldet, dass die Spartaner in der Seeschlacht besiegt worden seien und der Flottenkommandat Peisandros gefallen sei."

Plutarch, Agesilaos, 17,4:
"Agesilaos nun begab sich innerhalb der Thermopylen (=südlich davon) und durchquerte die Phokis, die ihm freundlich gesonnen war, danach begab er sich zunächst nach Böotien und kämpfte gegen Chaironeia, als zugleich einerseits die Sonne verfinstert und mond(sichel)förmig geworden erschien, und er anderseits zugleich hörte, dass Peisandros in der Seeschlacht durch Pharnabazos und Konon besiegt gestorben sei."

Die Tabelle der Finsternisse bei Fred Espenak verweist dieses Ereignis auf den 14. August 394 v.Chr.:
               U.T.
            Greatest    Saros        Eclipse              Sun  Path Center
     Date    Eclipse Type #    Gamma   Mag.   Lat.  Long. Alt Width  Dur.
                                               °      °     °  km
-0393 Aug 14  09:08   A   58   0.233  0.942  28.9N  49.7E  76  220  06m24s
http://sunearth.gsfc.nasa.gov/eclipse/SEcat/SE-0399--0300.html (im Jahr 2000)

Kurt Scheuerer


Siehe auch:

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