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Anmerkungen zur Antike:
Antike Zeitrechnung - Stunde, Jahr, Monat

 

Die Stunde

Das Zeitgefühl von Tier und Mensch ist für den Bereich des Tagesrhythmus sehr genau ausgebildet. Regelmäßige Abläufe prägen sich ein, und man erwacht zum Beispiel oft auf die Minute genau.
Im alten Ägypten zählte man 12 Tages- und 12 Nachtstunden. Der Unterschied in den Tageslängen von Sommer und Winter war dort im Süden geringer als in unseren Breiten. Trotzdem waren die Stundenlängen im Sommer deutlich größer als im Winter (ungleichlange Stunden). Das öffentliche Leben in der Antike kam damit gut zurecht. Für wissenschaftliche Zwecke allerdings gab es bereits gleichlange Stunden, die aber nicht mit der öffentlichen Zählung übereinstimmten und sich deshalb nicht durchsetzen konnten.
Im mittelalterlichen Nürnberg hatten sich in antiker Tradition die Nürnberger Stunden entwickelt: Man zählte den Tag von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang und verwendete dabei die heute noch gebräuchlichen gleichlangen Stunden. Im Sommer hatte der Tag damit 16, im Winter nur 8 Stunden. Es nimmt nicht Wunder, dass um 1500 die Mathematiker der bayerischen Landesuniversität in Ingolstadt zu Hilfe gerufen wurden, um in Regensburg, Nürnberg und Landshut Sonnenuhren zu konstruieren, welche die beiden verschiedenen Zählweisen der Stunden vereinten und darüberhinaus auch noch den Lauf des Jahres anzeigten.

Das Jahr

Schon immer war der Mensch in unseren Breiten dem Ablauf der Jahreszeiten unterworfen. In der Eiszeit nutzte er das Wandern der Herden zwischen deren unterschiedlichen Sommer- und Winterweidegebieten. Unterschieden wurden hier wohl zwei Zeiten des Wanderns und zwei der ortsfesten Ruhe. In den nacheiszeitlichen Sammlerinnen- und Jägerkulturen war man genötigt, für die Kälteperiode Vorsorge zu treffen. Zumindest wurde hier also zwischen Winter und Sommer unterschieden. Und dieses war auch für die von Viehhaltung begleiteten Bauernkulturen des Neolithikums von wesentlicher Bedeutung.
Die Anzahl der empfundenen Jahreszeiten war auch hier wieder klimatisch bedingt.
Im alten Ägypten kannte man drei: Überschwemmung, Aussaat und Ernte.
In Mesopotamien wird sich wohl das überreiche Blühen des Frühlings aus der Dürre des restlichen Jahres hervorgehoben haben. Dieses eindrucksvolle Ereignis könnte nicht nur zur besonderen Verehrung von Inanna-Ischtar in dieser Region, sondern auch zur Festlegung des Jahresbeginns auf diesen Termin geführt haben.
Die Verehrung der Planetengötter und die Annahme ihrer Beeinflussung der irdischen Ereignisse bewirkte eine penible astronomische Beobachtung. Diese hatte zur Folge, dass noch vor 2000 v.Chr. das Frühjahrsäquinoktium einheitlich als Beginn des Jahres angesehen wurde.
Aus dem sumerischen Mythos von Inanna, der Himmelskönigin, und ihrer Schwester Ereschkigal, der Herrscherin des Totenreiches, könnte man noch auf eine Zweiteilung des Jahres schließen. In modifizierter Form findet sich diese Mythe noch bei den Griechen in Bezug auf Demeter und ihre Tochter Persephone, welch letztere das Winterhalbjahr im Hades und das Sommerhalbjahr im Olymp verbringen durfte.
Die rein astronomische Jahresteilung dagegen musste zwangsläufig auf vier besondere Zeitpunkte im Jahr verweisen: Die beiden Tag- und Nacht-Gleichen, sowie Höchst- und Tiefst-Stand der Sonne.
Bei den Griechen begann der Winter mit dem Frühuntergang der Plejaden am 4. November, bei den Römern am 10. November, von den Inselkelten ist der 1. November als Beginn des Winterhalbjahres bekannt.

Der Monat

Ob der beim Menschen beobachtbare 7-Tage-Rhythmus eine Folge der 4 bis 5.000-jährigen Tradition der Wocheneinteilung, oder deren Voraussetzung war, wird sich wohl nicht mehr zweifelsfrei klären lassen. Wurde damals das Jahr in vier Teile geteilt, so lag diese Einteilung auch beim Mondzyklus nahe.
Beginn des Monats war die erste Sichtbarkeit des jungen Mondes am Abendhimmel. Dies ist auch heute noch die Bemessungsgrundlage für islamische Festtage.
Der Unterschied zwischen dem Mond- und dem Sonnenjahr, etwa 10 Tage, wurde in Babylonien durch einen vom König festzulegenden Schaltmonat ausgeglichen.

Fotos: Kurt Scheuerer, 1995


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