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Bestimmung der Nachtzeit
Sternuhr - Horometrum

 

Sternuhr

Die Sternuhr wurde in Frankreich erfunden und von Raimondo Lullo 1295 beschrieben.
"Er verwendete den Polarstern und die Fratres genannten Sterne des Großen Bären."
[ Zinner, Ernst. Astronomische Instrumente des 11. bis 18. Jhs. S. 164.]
Aus dem 15. und 16. Jh. gibt es mehrere Beschreibungen.

Apian, Sternuhr.
Sie besteht aus zwei Scheiben, einem Griff und einem Zeiger. Die äußere Scheibe trägt rechtsdrehend die 12 Monate eines Jahres, die innere linksdrehend die 24 Stunden eines Tages. Wird durch das Loch im Zentrum der Scheibe der Polarstern anvisiert und am senkrecht gehaltenen Handgriff das Tagesdatum eingestellt, so läßt sich am Zeiger, welcher auf bestimmte Sterne des Großen Wagens gerichtet wurde, direkt die Ortszeit ablesen. [ Schroeder, Wolfgang. Praktische Astronomie für Sternfreunde. 1958. S. 24-26.]

Im Instrument Buch erklärt Apian im "Ander Tayl dises Buchs Von dem Brauch des Quadranten/ unnd erkantnus der Gestirn" im "xvii. Cap. wie man zu nacht durch das gestirn des Herwagens die stund erkennen sol":
"So du wilt durch den Herwagen (das ist der groß Beer) die Stund zu nacht suochen/ so ker dich mit deinem angesicht gegen dem Polo/ ... und halt den Quadranten mit dem centro E übersich/ und kher das angesicht des Quadranten gegen dir/ den rucken gegen dem Polo/ und halt in übersich das du den Polum (das ist der Meerstern) durch das mittlloch des Quadranten sehen magst/ und ruck den stundzayger umbher/ das Er mit der waren lini treff an das gesicht/ so du die zway hyndern reder des herwagen siechst (das alles soll mit ainem aug geschehen/ das ander zugehalten werden) unnd halt den zayger unverruckt. Nim das instrument zu dir/ und ruck die ander scheyb mit dem zwyfachen creützlein ‡ / oder den letztern zwayen sternen des Herwagens (die stehen bey dem 20 Tag Augusti) under die gerade lini des zaygers. Wann du darnach den zayger auff den Tag des Monats der andern scheyb legst/ so zaygt Er die rechten stund/ darnach du gesucht hast."
Die Visierlinie zeigt also hier - entgegen der Fingerstunden-Methode - auf die Sterne a und b des Großen Bären. Damit verschiebt sich auch die Sternzeit vom 1. September auf den 20. August. Die Umrechnung der Sternzeit auf die wahre Ortszeit wird hier durch Verstellung von Scheibe und Zeiger bewerkstelligt.
Das Verfahren ist unabhängig von der geographischen Breite: "Diser brauch ist sich nach der Polushöch nicht verkeren/ sonder beleybt in allen landen gerecht als vil es müglich ist."

Horometrum

Auch Apians Horometrum im Instrument Buch diente dem gleichen Zweck:
"Das Virdt Tayl dises Buchs Von dem Horometro/ das ein gemain Instrument/ inn allen Landen der gantzen welt/ Tag und nacht zu erkäntnus der stunden/ zu brauchen ist."
Apian erklärt im "Drit Capitel/ wie man die stund am Tag auß der Sonnen schein erkennen soll" und dann im "Sechst Capittel/ wie du zu Nacht die Stund durch den Grossen Beren oder Herwagen erkennen solt."
Die letztere Beschreibung entspricht derjenigen beim Quadranten:
"Ich hab dich oben im Quadranten meines bedunckens genuogsam gelernt wie du den grossen Beern/ den man sonst den Herwagen nendt/ erkennen solt. Darinne sint dir yetzunder nit mer nutz dann zwen Stern/ die hyndern zway reder/ die mit dem Polo gleich in ainer lini stehen. Wilt du die stund auffs leychtest dardurch erkennen/ so wend dein angesicht gegen den Polo/ und den rucken des Instruments kher auch gegen dem Polo/ und heb das auff/ unnd schaw durch das loch des nagels oder Centrum/ an den Polum. Als bald du durch das loch den Polum ersiechst/ schaw neben dem Instrument zu den zwayen hyndern redern. Wann du also die hyndern zwen Stern in das gesicht bringest so ruck mit der andern handt den stundtzayger das er mit der geraden lini dir das gesicht ein wenig verdeck. Darnach nym das Instrument zu dir/ behalt den Stundtzayger unverruckt/ und ruck die ander scheyb mit den zwayen Sternen des Herwagens/ die bey dem 20 Tag Augusti stehen/ under den zayger/ oder das zwifach Creützlein ‡   Wann du darnach ( so die ander scheyb auch unverruckt bleybt ) den Stundzayger auff den Tag des Monats legest/ zaygt Er dir die Stund der nacht/ die du durch einen leichten weg gesucht hast."

Kurt Scheuerer, 1995.


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