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15.11.2022

Orange Day

Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen

Gewalt gegen Frauen ist eine Menschenrechtsverletzung, die täglich und überall auf der Welt passiert. Auch in Deutschland und auch in Ingolstadt. Gewalt gegen Frauen hat körperliche, psychische und ökonomische Auswirkungen auf die Frauen und Mädchen sowie auf ihr persönliches Umfeld. Gewalt hält Frauen und Mädchen davon ab, gleichberechtigt am Leben teilzuhaben. In Deutschland wird jeden dritten Tag eine Frau von ihrem (Ex-)Partner ermordet. Es werden jeden Tag mehr als neun Frauen von ihrem Partner vergewaltigt oder sexuell genötigt.
Jede dritte Frau erlebt im Verlauf ihres Lebens physische oder sexualisierte Gewalt – zumeist innerhalb, oft aber auch außerhalb einer Partnerschaft (sexuelle Belästigung nicht inbegriffen). 70 Prozent der Mädchen haben bereits Bedrohungen, Beleidigungen oder Diskriminierungen in den sozialen Medien erlebt. Jährlich suchen etwa 16.000 Frauen mit fast ebenso vielen Kindern Zuflucht in ein Frauenhaus.

Aufgrund dieser Dimensionen ruft die städtische Gleichstellungsbeauftragte Barbara Deimel mit besonderer Unterstützung von Soroptimist Ingolstadt (SI) Club Ingolstadt zum bisher größten Aktionsbündnis gegen Gewalt an Frauen auf. Alle Aktivitäten stehen unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Dr. Christian Scharpf sowie der Bürgermeisterinnen Dr. Dorothea Deneke-Stoll und Petra Kleine, die damit der besonderen Bedeutung dieses gesellschaftlichen Problems Rechnung tragen. Gemeinsam wollen sie viele Akteurinnen und Akteure gewinnen: Unternehmer und Unternehmerinnen, Personalverantwortliche, Ärzte und Ärztinnen, Pflegepersonal, Apothekerinnen und Apotheker, Verantwortliche in Kindergarten, Schule, Universität und Erwachsenenbildung, Vereinsmitglieder, Medienvertretung, Einzelhändler und Einzelhändlerinnen und vor allem Bürgerinnen und Bürger. In den Tagen vor und nach dem 25. November, dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, soll mit der Farbe Orange Solidarität und die Nulltoleranz gegen Gewalt an Frauen gezeigt werden.
Barbara Deimel ruft im Vorfeld zum Mitmachen auf: „Lassen Sie die Farbe Orange leuchten, thematisieren Sie Gewalt gegen Frauen in Ihrem Umfeld, informieren Sie über Hilfsangebote, zeigen Sie Haltung in Ihrer internen und externen Kommunikation. Es könnte auch Ihre Mitarbeiterin, Ihre Kollegin, Ihre Chefin, Ihre Freundin, Ihre Nachbarin, Ihre Schwester, Ihre Tochter oder die Erzieherin, die Lehrerin oder die Verkäuferin in Ihrer Umgebung betroffen sein.“ Das Aktionsbündnis verspricht sich durch die breite Kampagne mehr Aufmerksamkeit und entschiedenes NEIN zu Gewalt an Frauen.

Wie kann mitgemacht werden?

• Alle sind zur Auftaktveranstaltung am 25. November eingeladen:
Um 13.00 Uhr Eröffnung auf dem Rathausplatz mit Bürgermeisterin Dr. Dorothea Deneke-Stoll und Aktionspartnerinnen, danach um 13.30 Uhr Fotosession auf der Konrad-Adenauer-Brücke.
• Social-Media-Kanäle nutzen, Haltung zeigen: Statements, Interviews, Zahlen, Daten Fakten und Zitate posten oder zum Beispiel auf passende Podcasts verweisen.
• Eigene Aktionen der Gleichstellungsstelle per E-Mail berichten: gleichstellungsstelle@ingolstadt.de
Alle Aktionen werden in einen Aktionskalender aufgenommen.
• Auf der Internetseite der Gleichstellungsstelle können Orange-Day-Aktionsplakate heruntergeladen, ausgedruckt und aufgehängt werden.
Auf der Webseite finden sich aktuelle Informationen, Aktionen und Hilfsangebote.

Für Barbara Deimel ist das Aufhängen eines Orange-Day-Aktionsplakates mit dem Hilfetelefon eine einfache und wirksame Hilfe für betroffene Frauen. Sie wünscht sich, dass sich möglichst viele beteiligen: „Jeder und jede einzelne ist wichtig im Kampf gegen Gewalt an Frauen. Gemeinsam erreichen wir mehr Sichtbarkeit und mehr Aufmerksamkeit.“

Hintergrundinformationen:
Auch 2022 macht die UN-Women-Kampagne „Orange the World“ auf diese am häufigsten verbreitete Menschenrechtsverletzung aufmerksam. Start der weltweiten Kampagne ist der 25. November, der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen oder auch Orange Day genannt. Dann zeigen auf ganzen Welt Menschen, Organisationen, Städte, Unternehmen mit der Farbe Orange ihre Solidarität und die Nulltoleranz gegen Gewalt an Frauen.
Jede dritte Frau hat in Deutschland bereits einmal in ihrem Leben körperliche und/oder sexualisierte Gewalt erlebt (Statista 23.06.2022). Besonders bei Streitigkeiten in Partnerschaften werden in erster Linie Frauen Opfer häuslicher Gewalt. Laut Bundeskriminalamt lag die Anzahl der erfassten Opfer partnerschaftlicher Gewalt im Jahr 2020 bei 148.031 Personen. 138 Frauen wurden durch ihren (Ex-)Partner getötet.

Die aktuellen Zahlen aus der örtlichen Kriminalstatistik 2021 in der Region 10:
722 Fälle von häuslicher Gewalt wurden erfasst. Bei den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung wurden 190 Fälle registriert, 62 Fälle mehr als im Vorjahr. Ein Großteil des Anstiegs ist auf das Verbreiten von pornografischen Schriften zurückzuführen. Anders als im Verbandsdurchschnitt stieg in Ingolstadt aber auch die Zahl der Fälle von Vergewaltigung und sexueller Nötigung im besonders schweren Fall von 13 auf 20 Taten. 16 dieser Taten ereigneten sich in einer Beziehung, bei nur vier Taten bestand keine Vorbeziehung.
Die Zahlen beleuchten „nur“ das sogenannte Hellfeld – die Dunkelziffer dürfte nach Fachkreisen um ein Vielfaches höher sein.

Die Bundesrepublik Deutschland ist aufgrund des Übereinkommens des Europarates zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt, der sogenannten Istanbul Konvention, verpflichtet geschlechtsspezifische Gewalt zu bekämpfen sowie Betroffene umfassend und wirksam zu unterstützen. Der Deutsche Bundestag hat die Istanbul Konvention 2018 ratifiziert und in den Gesetzesrang erhoben.