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25.11.2020

„Leg Auf!“

Polizeipräsidium Oberbayern-Nord startet Präventionskampagne gegen Callcenter-Betrug

Mehr als 3.500 Anrufe falscher Polizeibeamter oder angeblicher Verwandter verzeichnete das in Ingolstadt angesiedelte Polizeipräsidium Oberbayern-Nord allein in diesem Jahr. Oft hatten die Täter Erfolg und erbeuteten so bisher rund 2,7 Millionen Euro. „Die Täter suchen sich ganz gezielt Seniorinnen und Senioren als Opfer aus. Oft werden sie um ihre gesamten Ersparnisse gebracht, Lebenswerke werden zerstört“, so Thomas Kaiser, Kriminalhauptkommissar im Betrugsdezernat der Kripo Fürstenfeldbruck. Er beschäftigt sich seit Jahren mit den immer schneller steigenden Fallzahlen des im Polizeijargon „Callcenter-Betrug“ genannten Phänomens.

Eine besonders sprunghafte Entwicklung nimmt die Masche des falschen Polizeibeamten. Hier gaukelt der Betrüger einen Anruf der Kripo vor und erzählt, in der Nähe hätte ein Einbruch stattgefunden, bei dem ein Teil einer Bande festgenommen worden sei. Da sich auf einem bei den Tätern sichergestellten Zettel auch der Name des Angerufenen befände, wäre dessen Vermögen in Gefahr. Zur Sicherung dieser Wertsachen käme gleich ein Beamter der Kriminalpolizei vorbei und würde alles abholen. Zusätzlich werden die Opfer zur Verschwiegenheit verpflichtet, es handele sich um eine verdeckte Ermittlung. Die Täter gehen dabei hochprofessionell vor und erbeuten oft Summen in sechsstelliger Höhe.

Eine weitere Betrugsmasche ist der sogenannte Enkeltrick. Hier gibt sich der Anrufer als Verwandter aus, der sich in einer Notlage befände und dringend sofort Bargeld bräuchte, das ein Bekannter gleich abholen würde. Oft genug werden auch hier die gesamten Ersparnisse der Senioren erbeutet und ihre Hilfsbereitschaft ausgenutzt. Bei den Opfern entsteht meist schwerer Schaden: Nicht nur materiell stehen viele vor dem Nichts, sondern auch Scham und Schuldgefühle führen zu erheblichen, oft weitreichenden psychischen Folgen für die Betrogenen.

Um die Betrugsmaschen bekannter zu machen und somit potentielle Opfer zu schützen, verteilt das Polizeipräsidium Oberbayern Nord Postkarten mit Verhaltenstipps und einem Aufkleber mit dem Slogan „Leg Auf!“, der in der Nähe des Telefons angebracht werden soll. „Meist haben die Opfer schon von den Betrügereien gehört, dennoch erinnern sie sich während des Gesprächs mit den Tätern nicht gleich daran. Der Aufkleber am Telefon soll hier eine Brücke sein“, so Polizeipräsident Günther Gietl. Die Karten werden ganz gezielt über Seniorenorganisationen und karitative Einrichtungen verteilt, zudem sind sie auf jeder Polizeidienststelle des Präsidiums erhältlich. Begleitet wird die Aktion von einer gezielten Medienkampagne, um die Aufmerksamkeit – auch der Söhne und Töchter potenzieller Opfer - zu erlangen.

Tipps der Polizei
• Die Polizei wird Sie niemals um Geldbeträge bitten.
• Geben Sie am Telefon keine Details zu Ihren finanziellen Verhältnissen preis.
• Lassen Sie sich am Telefon nicht unter Druck setzen. Legen Sie einfach auf.
• Übergeben Sie niemals Geld an unbekannte Personen.
• Lassen Sie grundsätzlich keine Unbekannten in Ihre Wohnung.
• Fordern Sie von angeblichen Amtspersonen, zum Beispiel Polizisten, den Dienstausweis.
• Rufen Sie beim geringsten Zweifel bei der Behörde an, von der die angebliche Amtsperson kommt. Suchen Sie die Telefonnummer der Behörde selbst heraus oder lassen Sie sich diese durch die Telefonauskunft geben. Wichtig: Lassen Sie den Besucher währenddessen vor der abgesperrten Tür warten.

Weitere Informationen unter www.polizei-beratung.de