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13.09.2022

Bühnengrößen und Rohdiamanten

Die Ingolstädter Kabaretttage 2022 – Teil II

Die diesjährigen Ingolstädter Kabaretttage gehen in die zweite Runde. Diese startet am Freitag, 16. September und endet am Montag, 19. Dezember. Das Festival wird zum zweiten Mal vom künstlerischen Leiter Andreas Martin Hofmeir gestaltet. In dem Programm verbindet er bekannte Kabarettgrößen mit zu Unrecht unbekannteren Rohdiamanten der Szene.

Den Auftakt macht Moses Wolff am Freitag, 16. September, um 20 Uhr in der Neuen Welt mit seinem Programm „Übermut und Heiterkeit. Eine Werkschau“. Moses Wolff ist ein Münchner Schauspieler, Schriftsteller, Regisseur, Poetry-Slammer, Filmschaffender, Vortragskünstler und Komiker. Er wirkte in zahlreichen Theater-, Fernseh- und Kinoproduktionen mit. Zudem ist er Erfinder und Darsteller des irritierenden Moses Shanti aus dem Morgenland sowie des Bergmenschen „Wildbachtoni“. Bei seiner satirischen Werkschau präsentiert der Münchner Moses Wolff die Highlights aus seinem Schaffen, bestehend aus skurrilen Dialogen, lustigen Momentaufnahmen und schrägen Beobachtungen. Bitte kommen Sie nackt.

Weiter geht es mit Ulan & Bator (Freitag, 23. September, 20 Uhr, Neue Welt) und bei den beiden Kabarettisten sitzen Sie in der irrsten Reihe! Ulan & Bator, Deutschlands feinste Absurdisten sind zurück. Zwei Herren finden zu ihrer Überraschung zwei Wollmützen, die sie sich neugierig auf den Kopf setzen. Was nun beginnt ist überraschend, inspirierend und virtuos. Denn unter den Mützen beginnen sie nun von Fantasie durchströmt Ulan & Bator zu sein. Ohne Einspieler, Effekte und Requisiten springen sie von einer Rolle in die nächste. Auch in ihrem neuen Programm perlen aus den bunten Strickmützen wieder irrwitzige Ideen.

Zu einem „Teatro Musicomico – Das Jubiläumslachkonzert“ laden Gogol & Mäx (Dienstag, 27. September, 20 Uhr, Kulturzentrum neun). Wenn im ehrwürdigen Theatersaal klassische Musik erklingt und sich das Publikum vor Lachen und Staunen kaum auf den Stühlen halten kann, dann sind die Musikkomiker Gogol & Mäx am Werk. Sie sind die Paradiesvögel in der Welt der klassischen Musik und sorgen mit ihrem zwerchfellerschütterndem, tempo- und geistreich ausgefochtenen musikalischen Feuerwerk der Töne seit nunmehr 30 Jahren für unvergessliche Abende in Konzerthäusern und Theatern in ganz Europa.

Mit Thomas Maurer (Freitag, 30. September, 20 Uhr, Neue Welt) begegnen Sie einem Zeitgenossen aus Leidenschaft. Für Thomas Maurer gilt: Sachen, an denen man eh nicht vorbeikommt, sollte man mit Leidenschaft erledigen – dann ist es weniger fad. Man kann auf der Autobahn fahren und dabei die Klimaanlage auf Weißweintemperatur stellen. Oder für die Freiheit demonstrieren, sich eine infektiöse Lungenerkrankung einzufangen. Oder kühl distanziert der Zeitung entnehmen, welcher unseligen Weltgegend gerade „Hilfe vor Ort“ in Aussicht gestellt wird und wer gerade wieder „Klimahysterie“ gesagt hat. Oder einfach sitzen und schauen: an der Zeitgenossenschaft führt kein Weg vorbei.

„Ein Sommer in Niendorf“, das neue Buch von Heinz Strunk (Samstag, 1. Oktober, 20 Uhr, Kulturzentrum neun), erzählt eine Art norddeutsches „Tod in Venedig“, nur sind die Verlockungen weniger feiner Art als seinerzeit beim Kollegen aus Lübeck. Ein bürgerlicher Held, ein Jurist und Schriftsteller namens Roth begibt sich für eine längere Auszeit nach Niendorf: Er will ein wichtiges Buch schreiben, eine Abrechnung mit seiner Familie. Bald gerät er in die Fänge eines trotz seiner penetranten Banalität dämonischen Geists: ein Strandkorbverleiher und außerdem Besitzer des örtlichen Spirituosengeschäfts. Aus Befremden und Belästigtsein wird nach und nach Zufallsgemeinschaft und irgendwann Notwendigkeit. Als Dritte stößt die Freundin des Schnapshändlers hinzu und am Ende ist Roth seiner alten Welt komplett abhandengekommen.

Mit Sigi Zimmerschied (Mittwoch, 5. Oktober, 20 Uhr, Kulturzentrum neun) begibt sich das Publikum auf einen Maskenball – so der Titel seines Programms. Nachdem die Menschheit hektisch auf der Suche nach weiteren Impfstoffen gegen die Zeitgeistseuche Corona ist, gibt ein kleines Forschungslabor in Passau den Abschluss der „Phase drei“ für einen hochwirksamen Impfstoff gegen die eigentliche, die Menschheit von ihrem Anbeginn an dominierende Seuche, bekannt. Und diese Seuche heißt: Mensch. Nach einer 45-jährigen akribischen Forschungsarbeit an einem effizienten Hirnvakzin stellt Sigi Zimmerschied sein kabarettistisches Bühnengesamtwerk als hochwirksames Konzentrat vor. Sobald die kulturellen Impfzentren wieder geöffnet sind, kann sich jeder einer Behandlung unterziehen.

Sven Kemmler (Mittwoch, 12. Oktober, 20 Uhr, Neue Welt) stellt sich in seinem Programm „Paradise Lost – Die Zukunft der Demokratie“ die Frage: Werden wir gerade aus dem Paradies vertrieben? Überall heißt es: „Die Demokratie ist in Gefahr!“ Und das stimmt. Aber niemand konnte ahnen, wie viel Komik diese Entwicklung birgt. Folglich stellt sich Sven Kemmler selbstlos mitten in den aufziehenden Shitstorm und untersucht die Gefahrenlage an der allergrößten und allerfreiesten Demokratie des Universums: der USA. Doch kann man unmöglich über das Land der unbegrenzten Irrsinnigkeiten herziehen, ohne dabei großes Entertainment zu bieten. Deshalb erwarten Sie ansprechende Kostümierung, eine spektakuläre Light-Show, mitreißende Musik und literarische Feinsinnigkeiten.

„Eigentlich ghört draufghaut“, so denkt man es sich zumindest häufiger und auch Häisd'n'däisd (Freitag, 14. Oktober, 20 Uhr, Neue Welt). Wenn es dabei beim „Eigentlich“ und „Denken“ bleibt, muss man sich über etwaige Aggressionsübersprünge keine großen Sorgen machen. Wobei das natürlich kein Postulat dafür sein soll, Missstände zu übersehen oder gar zu ignorieren. Vielmehr geht es darum, etwas zu bemerken und zielgerichtet anzusprechen, dabei aber seinen Humor nicht zu verlieren. Häisd'n'däisd begibt sich nun auf eine musikalische Reise das Besagte zu benennen, wobei natürlich die ein oder andere Überraschung nicht fehlen darf. Die Musiker sind gern gesehene Gäste im Bayerischen Rundfunk und Bayerischen Fernsehen und sind Kultur- und Kreativpreisträger.

Mit „Antikörper“ ist Christian Ehring (Freitag, 21. Oktober, 20 Uhr, Kulturzentrum neun) zu sehen. Wer hätte damit gerechnet, dass die Natur so hinterhältig zuschlägt? Ein saudummes und zugleich perfides Virus verhindert von einem Tag auf den anderen, dass man noch unbefangen leben, arbeiten, reisen, feiern, lieben kann. Nichts ist mehr, wie es war. Ganz normale Menschen sagen plötzlich seltsame Dinge wie „Kontaktnachverfolgung“ oder „Markus Söder könnte ich mir als Kanzler vorstellen“. Obwohl Christian Ehring über alles andere lieber sprechen würde als über SARS-CoV-2, holt ihn das Thema immer wieder ein. Weil die Pandemie nun mal alle Facetten des Politischen und des Privaten berührt – und weil in der Krise nicht nur alte Gewissheiten zerbröseln, sondern leider auch alte Freundschaften.

Als nächstes steht Max Goldt (Freitag, 25. November, 20 Uhr, Neue Welt) auf der Bühne. Dass Goldts Werk sehr komisch ist, weiß ja nun jeder gute Mensch zwischen Passau und Flensburg. Dass es aber, liest man genau, zum am feinsten Gearbeiteten gehört, was unsere Literatur zu bieten hat, dass es wahre Wunder an Eleganz und Poesie enthält und dass sich hinter seinen trügerischen Gedankenfluchten die genaueste Komposition und eine blendend helle moralische Intelligenz verbergen, entgeht noch immer vielen, die nur aufs Lachen und auf Pointen aus sind.

Den Abschluss bildet Bodo Wartke (Montag, 19. Dezember, 20 Uhr, Festsaal Stadttheater) mit „Wandelmut“. Mutig sein! Mit seinem sechsten Klavierkabarettprogramm erforscht Bodo Wartke eine beständig, in allem wirkende Dynamik: das Wechselspiel von Stetigkeit und Wandel. Dieser fortwährenden Veränderung zu begegnen – ihre Verunsicherungen zu beschreiben und die sich bietenden Möglichkeiten zu gestalten – macht sich der Klavierkabarettist neugierig und in virtuos-gereimter Manier auf den Weg. Wandelmut bietet einen Konzertabend, bei dem Bodo Wartke nicht nur seine Gedanken über den Weltenlauf teilt. Er berührt mit seinen vertonten Geschichten, gerade weil er die ernsten Töne nicht auslässt und die Widrigkeiten und Zweifel mit Humor und Zuversicht betrachtet.

Tickets sind erhältlich an den bekannten Vorverkaufsstellen: Ticketservice im Westpark Ingolstadt, Tourist Information am Rathausplatz (Moritzstraße 19), im Achtzig20 GmbH c/o. Schanzer Ludwig Store (Theresienstraße 13) und Ticket Regional (www.ticket-regional.de).

Weitere Informationen zu den 38. Ingolstädter Kabaretttagen sowie aktuelle Sicherheits- und Hygienehinweise unter: www.kabaretttageingolstadt.de und www.kulturamt-ingolstadt.de.