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11.04.2022

Die Vermessung der Naturschätze

Bestandsaufnahme der heimischen Biotope geht ins zweite Jahr

Ein Markenzeichnen Bayerns ist seit jeher seine einzigartige Landschaft als Heimat eines vielfältigen Tier- und Pflanzenreichs, das es zu bewahren und zu schützen gilt. Diese Artenvielfalt spiegelt sich natürlich auch in den naturnahen Lebensräumen (Biotopen) Ingolstadts wider. Insbesondere die Auwälder im Stadtgebiet entlang der Donau sind dabei von überregionaler Bedeutung. Dieses Kleinod heimischer Flora und Fauna rückt derzeit nicht nur wegen des Naturschauspiels der Frühjahrsblüte in das Blickfeld unserer Stadt. Der Beginn des Frühlings markiert für die Fachleute des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU) und der unteren Naturschutzbehörde der Stadt Ingolstadt auch den Auftakt für das neue Kartierungsjahr.

Die Experten haben bereits im vergangenen Jahr mit der planmäßigen Bestandsaufnahme der naturnahen Lebensräume begonnen. Nach dem Motto „Wer schützen will, muss zuerst wissen, was und wo er es schützen muss“, stellt diese systematische Kartierung eine der wichtigsten Grundlagen für einen effektiven Naturschutz dar – und damit auch für den Erhalt des Artenreichtums der bayerischen Landschaft. Die Biotopkartierung liefert dabei der Stadt und den Naturschutzbehörden unverzichtbare Informationen für die tägliche Arbeit. Nachdem die Biotope Ingolstadts erstmals 1986 kartiert und 2003/04 aktualisiert wurden, soll das Wissen über die wertvollen Lebensräume nun wieder auf den neuesten Stand gebracht werden. Die Stadt Ingolstadt unterstützt dieses Vorhaben – auch im Einklang mit ihrem eigenen Umweltschutzkonzept – nach Kräften: „Der Aufbau grüner Strukturen zur Klimaanpassung und eines stadtweiten Biotopverbundes geschieht auf Grundlage der Biotope“, unterstreicht Umweltbürgermeisterin Petra Kleine die Bedeutung des Projektes. Der Freistaat Bayern und die Stadt Ingolstadt stellen gemeinsam für diese Naturinventur rund 140.000 Euro zur Verfügung.

Unsere wertvollen Biotopkomplexe sind im Stadtgebiet Ingolstadts auf viele Stellen verteilt. Sie finden sich inmitten der alten Festungsanlagen ebenso wieder wie auf abgelegenen Feuchtwiesen oder entlang der zahlreichen Altwässer entlang der Donau. Das Kartierteam hat im vergangenen Jahr bereits 40 Prozent der Stadtfläche auf den Bestand dieser Biotope untersucht. Schwerpunkt war der Norden des Stadtgebietes mit seinen artenreichen Wiesen, Parks, Stadtbäumen und Gehölzen. In diesem Sommerhalbjahr folgen die restlichen 60 Prozent, insbesondere in der Mitte und im Süden der Stadt. Dabei stehen für die Fachleute derzeit die Auwaldbestände am Baggersee im Fokus. Dort blühen zahlreiche Frühjahrsblumen wie Blaustern, Gelbe Anemone, Schuppenwurz und der seltene Märzenbecher. Für das Personal von LfU und Naturschutzbehörde gilt es nun zunächst, die Bodenflora der Auwälder mit ihren Frühblühern zu erfassen, die bald wieder verschwunden sein werden. Nach einer kurzen Pause geht es Anfang Mai, wenn die Wiesen aufwachsen und die Bäume grün sind, mit der Kartierung weiter. Alle Wälder im Stadtbesitz, deren Fläche mehr als 5.000 Quadratmeter beträgt, sollen in diesem Zuge flächendeckend kartiert werden. Nachdem dieser erste Teil der Erfassung im Herbst dieses Jahres abgeschlossen werden soll, ist es der Plan der Kartiererinnen und Kartierer, ihre Ergebnisse nach gründlicher Auswertung schließlich im Sommer des kommenden Jahres vorzulegen.