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16.05.2018

Ein nimmersatter Schädling

Der Buchsbaumzünsler hat Ingolstadt erreicht

In vielen Gärten der Region um Ingolstadt bietet sich derzeit ein trauriges Bild. Dort wo sonst in Bauerngärten und Hecken der Buchsbaum mit seinen satt dunkelgrün glänzenden Blättern den Hobbygärtner erfreut, sieht man nun stark geschädigte Pflanzen. Die Buchsbäume sehen beige-gelblich aus, scheinen wie vertrocknet und teilweise abgestorben, mit angefressenen Blättern und abgenagter Rinde, befallen von spinnennetzähnlichen Gespinsten.
Der Schuldige ist eine kleine, in Massen auftretende bis zu 5 cm lange grüne Raupe mit schwarzen Punkten und Streifen. Die Raupe trägt den harmlosen Namen Buchsbaumzünsler. Der nicht heimische Buchsbaumzünsler wurde vermutlich auf befallenen Pflanzen aus Ostasien mit Containerschiffen eingeschleppt. Erstmals wurde er in Deutschland um 2006 nachgewiesen. Seitdem verbreitet er sich ungestört in ganz Europa, da er bisher keine natürlichen Feinde hat. Der Buchsbaumzünsler befällt sowohl den Gewöhnlichen Buchsbaum (Buxus sempervirens), als auch den Kleinblättrigen Buchsbaum (Buxus microphylla).
Der Befall geht dabei oftmals zunächst unbemerkt vonstatten. Der Buchsbaumzünsler-Falter legt vornehmlich an der Unterseite der Blätter des Buchsbaums bis zu 150 seiner Eier ab. Aus diesen schlüpfen bei Temperaturen über ca. 10°C die Raupen, die sich nach drei bis zehn Wochen verpuppen und aus denen schließlich die neuen Falter schlüpfen. Der Buchsbaumzünsler überwintert eingesponnen in Kokons im Geäst des Buchsbaums.
Meist beginnt der Befall an den unteren Ästen und im Innern der Pflanzen, daher ist es oft schwierig, den Schädling frühzeitig zu entdecken. Doch wenn erst viele Blätter, die Rinde der Äste und gar jüngere Zweige abgefressen sind, sind die Buchsbäume bereits stark geschädigt. Ein wiederholter Befall kann zum Absterben der Pflanzen führen!
Da die optimalen Bedingungen zur Entwicklung des Buchsbaumzünslers bei Temperaturen zwischen 18° und 30° C liegen, hat das extrem warme Wetter in diesem April die rasante Entwicklung und Verbreitung dieses Schädlings begünstigt.
Was also tun?
Bei einzelnen Pflanzen in Privatgärten ist das Absammeln der Raupen und das Entfernen der Gespinste und Befallsnester eine sinnvolle und vor allem umweltschonende Maßnahme. Dabei sollten auch befallene Zweige abgeschnitten werden. Auch durch Fraßschäden nahezu zerstörte Buchsbäume können durch einen radikalen Rückschnitt durchaus noch gerettet werden. Bitte geben Sie die abgesammelten Raupen und die abgeschnittenen Pflanzenreste dann nicht auf den Kompost, sondern luftdicht verpackt in Plastiktüten in den Hausmüll.
Natürlich gibt es im Fachhandel auch zahlreiche Insektizide, doch sollten zum Schutz unserer Schmetterlinge, anderer Insekten und der Bienen ausschließlich Mittel mit biologischen Wirkstoffen zum Einsatz kommen
Doch nicht nur der Hobbygärtner in Ingolstadt, auch das Gartenamt ist mit der Tatsache konfrontiert, dass diese gefräßige Raupe die Buchsbäume in unseren Parkanlagen stark schädigt und langfristig zu zerstören droht. Ein Absammeln der Raupe ist in diesem Umfang in öffentlichen Grünflächen natürlich leider nicht möglich. Das Gartenamt hat sich daher von der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) in Weihenstephan beraten lassen, wie man den Schädlingsbefall in den Grünanlagen der Stadt regulieren kann. Auf Empfehlung der LfL wird das Gartenamt daher in den wichtigsten Parks, wo der Buchsbaum entscheidend das Erscheinungsbild der Anlage prägt, vor allem also im Rosengarten im Klenzepark und im Anatomiegarten des Medizinhistorischen Museums, Pflanzenschutzmittel gezielt an den befallenen Buchshecken einsetzen.
Diese Mittel sind selbstverständlich auf Flächen für die Allgemeinheit zugelassen und basieren zum Schutz der heimischen Schmetterlinge, Bienen und Insekten auf biologischer Grundlage. Dabei handelt es sich zum einen um Präparate auf Basis des Neembaumes oder um Mittel auf Grundlage des Bacillus thuringiensis. Aufgrund der Entwicklungszyklen und der von April bis September schlüpfenden Raupen des Zünslers, werden in diesem Zeitraum vermutlich drei Behandlungen erforderlich sein, Hinweisschilder werden vor Ort auf die Maßnahme hinweisen.
Bei den einzelnen Buchsbäumen in den Parks hat das Gartenamt die harte Entscheidung getroffen, der Natur ihren Lauf zu lassen. Denn grundsätzlich verfolgt das Gartenamt die Handlungsvorgabe, so weit als irgendwie möglich auf Pflanzenschutzmittel jeglicher Art zu verzichten, auch wenn das in diesem Fall dazu führen könnte, dass in etlichen Ingolstädter Parks die Buchsbäume, wie schon vor vielen Jahren fast alle Ulmen, verschwinden werden.

Die Ingolstädter Kommunalbetriebe weisen darauf hin, dass das befallene Schnittgut in die Grüngutannahmestellen gebracht werden können: Fort Hartmann in der Ochsenmühlstraße oder Wertstoffhof Süd beim Gewerbegebiet Am Weiherfeld. Bis zu einem Kubikmeter ist die Abgabe kostenfrei. Die INKB bringen das Grüngut zur Biogas- und Kompostierungsanlage BioIN. Dort wird es nach den technischen Regeln bei 60 bis 80 Grad kompostiert und eine weitere Verbreitung des Schädlings verhindert.
Ferner ist es möglich, die befallenen Schnittabfälle über den Hausmüll zu entsorgen. Dabei sollte das Grüngut am besten erst kurz vor der Leerung in die Biotonne gegeben werden. Die Kommunalbetriebe bitten die Bürger dafür keine Plastiksäcke zu verwenden, da diese in der Biogas- und Kompostierungsanlage BioIN mühsam aussortiert werden müssen. Wird die Restmülltonne früher geleert, können die Schnittabfälle auch darüber entsorgt werden.
Weitere Fragen zur Entsorgung beantworten gerne die Abfallberater der Kommunalbetriebe unter Tel. 0841 305-3721.