Seiteninhalt
14.03.2021

Fester Halt auf weichem Grund

Historische Holzpfähle in der ehemaligen Gießereihalle

Historische Holzpfähle, die nach der notwendigen Grundwasserabsenkung nun trockenfallen, sind der Grund für Verzögerungen bei den Bauarbeiten für das Museum für Konkrete Kunst und Design in der ehemaligen Gießereihalle, so Baureferent Gero Hoffmann. Die archäologischen Arbeiten liegen im Zeitplan.
Geklärt werden muss nun, ob die Pfähle erhalten werden können. Ist das nicht möglich, dann müsste der Boden ausgetauscht werden.

Die sogenannte Gießereihalle wurde im späten 19. Jahrhundert zu großen Teilen im verfüllten ehemaligen Wassergraben der Festungsanlagen aus dem 16. und 17. Jahrhunderts errichtet. Da die Königlich Bayerische Geschützgießerei und Geschossfabrik im Schutz der Festungsanlagen des 19. Jahrhunderts liegen sollte, musste man sich mit diesem sehr unsicheren Baugrund begnügen. Zudem war die Halle so groß, dass sie zum Teil auch außerhalb des Grabens, auf festen Grund stand. Damit sich an dem Gebäude keine Setzungsschäden einstellen, musste es sehr aufwändig fundamentiert werden. Dies geschah auf Punktfundamenten, die durch wuchtige Bögen aus Bruchsteinen miteinander verbunden waren. Erst auf dieser Unterkonstruktion konnte die Fabrikhalle auf Ziegeln errichtet werden. Da auch für die Punktfundamente der Boden nicht tragfähig war, bekamen selbst sie Bündel aus mächtigen Pfosten als Auflagen. Schon die Festungsanlagen des 16. und 17. Jahrhunderts waren auf Holzrosten errichtet worden, da der sandige Untergrund sonst nicht tragfähig gewesen wäre. Hochstehendes Grundwasser sorgte dafür, dass das Holz die Jahrhunderte problemlos überstand.

In der Gießereihalle richtete die Bayerische Armee die Kanonenbohrwerkstätte ein. Die Maschinen mussten möglichst vibrationsfrei laufen, wofür erneut meterdicke Maschinenfundamente aus Bruchstein notwendig wurden. Auch sie ruhten auf einem Gerüst aus querliegenden Hölzern und Pfosten, die zurzeit besonders eindrucksvoll frei liegen.

Nach dem Absenken des Grundwasserspiegels für die moderne Bebauung des Geländes sind die Holzunterzüge nicht mehr tragfähig. Daher werden moderne „Pfähle“ und „Querbalken“ aus Metall eingezogen, so dass die Halle auch in Zukunft auf dem sehr schwierigen Boden einen festen Stand hat. Erst durch die Ausgrabungen ist erkennbar geworden, welchen gewaltigen Aufwand das Militär vom 16. bis 19. Jahrhundert für die Errichtung seiner Festungs- und Fabrikanlagen in Ingolstadt getrieben hat.