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Heimat für den Barbarakraut-Rüsselkäfer

Seltene Tier- und Pflanzenarten am Treidelweg

Ceutorhynchus barbareae ist nur ungefähr fünf Millimeter groß und wird deshalb leicht übersehen. Trotzdem hat Dieter Jungwirth, Biologe und Vorsitzender der entomologischen Gesellschaft, im Frühling den Barbarakraut-Rüsselkäfer am Donauufer entdeckt. Ein seltener Fund, denn bisher wurde diese Art erst einmal in Bayern nachgewiesen.
Ein Grund, dass sich der Rüsselkäfer hier niedergelassen hat, könnte die erfolgreiche Renaturierung eines Abschnitts am ehemaligen Treidelweg, östlich der Staustufe sein. Hier hat das Ingolstädter Wasserwirtschaftsamt vor fünf Jahren im Rahmen des Donauufer-Renaturierungsprogramms auf einer Länge von rund 250 Metern den Uferverbau und die Vegetation entfernt. Die Uferböschung wurde abgeflacht und eine grobe Kiesschüttung aufgebracht.
Das so entstandene Rohboden-Biotop ist mittlerweile dicht bewachsen und zieht eine ganze Reihe seltener Tier- und Pflanzenarten an. Der Nachweis des Barbarakraut-Rüsselkäfers und einer weiteren seltenen Käferart, eines Braunwurz-Gallenrüsslers, zeigt den hohen ökologischen Wert der Renaturierungsfläche.
„Wenn wir Biotope bewahren bzw. neue Biotope entstehen lassen, werden nicht nur die Käfer bleiben, sondern auch andere schützenwerte Arten zuwandern und uns somit erhalten bleiben – ganz im Sinne der Biodiversitätsstrategie der Stadt Ingolstadt“, sagt Umweltreferent Rupert Ebner.
„Wir können gar nicht oft genug darauf hinweisen, wie wertvoll die Lebensräume entlang der Donau sind. Der Fluss ist ein ganz wichtiger Wanderkorridor für Arten, sowohl von West nach Ost – Beispiel Schwarzpappel – als auch von Ost nach West. Schön wäre es natürlich, wenn eines Tages sogar der Seeadler seinen Weg von Osteuropa zu uns finden und sich hier ansiedeln würde“, wünscht sich der Umweltreferent.
Für Spaziergänger, für Erholungsuchende und für Naturliebhaber ist das Stück Renaturierung am Treidelweg der ideale Ort, um inne zu halten und das Wasser der Donau oder die Wasservögel zu beobachten. Diejenigen, die länger verweilen, können zu jeder Jahreszeit spannende Entdeckungen in der Tier- und Pflanzenwelt machen.
Laut Rupert Ebner „spricht auch überhaupt nichts dagegen, sich dort hinzusetzen und die wunderbare Natur einfach zu genießen. Nicht geeignet ist diese Stelle als Badestrand und es ist natürlich verboten, dort Feuerstellen zu errichten.“
Das renaturierte Teilstück des ehemaligen Treidelpfades ist ein erster kleiner Baustein im Bemühen der Stadt, Donau, Donauufer, Natur und die Bedürfnisse der Bevölkerung in ein nachhaltiges Miteinander zu bringen. „Und vielleicht gelingt es uns ja, zusammen mit dem Wasserwirtschaftsamt, die Renaturierungsfläche in den kommenden Jahren noch zu erweitern“, hofft Ebner.