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Historischer Fund

Deutschlands ältester Karzer im Georgianum entdeckt

Im Zuge der vorbereitenden Untersuchungen zur Sanierung des Georgianums ist in dem historischen Gebäude ein bedeutender Fund gemacht worden: Ein kleiner, über Jahrzehnte unbeachteter Raum ist als sogenannter Karzer identifiziert worden. Dabei handelt es sich um eine Arrestzelle der damaligen Universität. Es war bekannt, dass bereits seit Gründung des Georgianums Verbote und Strafandrohungen festgelegt waren, die anscheinend teilweise im nun entdeckten Karzer „abgesessen“ wurden. Im Putz der Wände in den Holzständern finden sich historische Wandnotizen, die allem Anschein nach von den Insassen eingeritzt wurden. Neben Namen sind auch Jahreszahlen (1589, 1754) zu erkennen. Nach dem derzeitigen Stand ist davon auszugehen, dass der im Georgianum entdeckte Karzer der älteste bekannte in Deutschland ist.
Im weiteren Verlauf sollen nun anhand der Namen exemplarische Lebensläufe der Studenten erforscht und rekonstruiert werden. Dadurch würde ein persönlicher Bezug zur Geschichte entstehen und die Darstellung der Lebenswege könnte ein Highlight im Rahmen des geplanten Dokumentenkonzeptes zur Universitätsgeschichte, dem studentischen Leben und dem Thema Bier werden. Die lange und wechselhafte Geschichte des Georgianums und seiner unterschiedlichen Nutzungen wieder erkennbar zu machen, ist eines der wesentlichen Ziele im Rahmen der Sanierung und Neunutzung. Neben der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, die beabsichtigt, dort ein Ethikzentrum einzurichten, ist im Bereich der Fasshalle eine Gastronomie vorgesehen. Die ehemalige Kapelle Peter und Paul wird ein öffentlicher Veranstaltungsort.
Auf Anfrage der Stadt Ingolstadt wurde das Georgianum im Herbst 2019 durch das Bayerische Landesamt für Denkmalschutz als national bedeutsames Baudenkmal eingestuft. Eine bemerkenswerte Auszeichnung, zugleich aber auch wichtige Voraussetzung, damit sich auch der Bund an den Kosten der Sanierung beteiligen kann. Die nächste positive Nachricht kam dann überraschend Mitte November, als der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages Fördermittel von bis zu 5,7 Millionen Euro freigegeben hat. Entscheidend hat sich für diese Förderung der Ingolstädter Bundestagsabgeordnete Reinhard Brandl engagiert. Bei aktuellen Gesamtkosten von rund 17,8 Millionen Euro ist der Zuschuss des Bundes ein wichtiger Grundstein für die Gesamtfinanzierung des Projekts. Die Bemühungen um weitere Fördermittel laufen derzeit.