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Ingolstadt wächst - aber langsamer

Immer mehr Kinder und Ruheständler

„Ingolstadt ist nach wie vor auf Wachstumskurs, aber geringer als in den Vorjahren“, so formulierte es Helmut Schels, Leiter der Statistik, bei der städtischen Pressekonferenz. Im Jahr 2019 sei Ingolstadt laut Melderegister nur um 535 Einwohner gewachsen, nach mehr als 1.700 im Vorjahr.
Allerdings gab es eine Sonderentwicklung im Bereich Asyl: Gut 460 Flüchtlinge haben die Stadt verlassen, sonst wäre die Bevölkerung 2019 doch wieder um rund tausend Bürgerinnen und Bürger angestiegen.

Ende 2011 lebten in Ingolstadt knapp 126.500 Personen. Acht Jahre später waren es bereits 138.700, also fast zehn Prozent mehr. Das bedeutet ein durchschnittliches jährliches Wachstum von über 1.500 Einwohnern.
Über viele Jahre war dieses Wachstum fast ausschließlich auf den Wanderungssaldo zurückzuführen, also auf mehr Zuzüge als Wegzüge.
Erst ab 2013, und verstärkt ab 2014 stiegen die Geburtenzahlen deutlich an. Seitdem beträgt der Geburtenüberschuss mehr als zwanzig Prozent des Bevölkerungswachstums, 2019 waren es sogar 29 Prozent, und dieser Trend wird sich fortsetzen, so die Statistiker. In den kommenden Jahren wird der Geburtenüberschuss demnach einen immer größeren Anteil am Bevölkerungswachstum ausmachen.
Prognosen wie sich die Einwohnerzahlen in den kommenden Jahren entwickeln werden, sind zwar mit großen Unsicherheiten verbunden, das Bayerische Landesamt für Statistik geht aber davon aus, dass es im Jahr 2038 etwa 10.000 Ingolstädterinnen und Ingolstädter mehr als heute geben wird. Sie wagen sogar eine Prognose, wie sich diese generieren werden, nämlich aus etwa 6.200 Zuzügen und einem Geburtenüberschuss von 3.800 Personen.

Mehr Kitas und Schulen notwendig
Für die Stadt Ingolstadt heißt das in erster Linie, dass es einen noch höheren Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen und Grundschulen geben wird.
Früher wurden jedes Jahr etwa 1.100 bis 1.250 Kinder geboren und zwischen 1998 und 2013 schwankte die Zahl von Kindern im Grundschulalter relativ konstant zwischen 4.600 und 5.000. Dazu gab es immer etwa 3.500 unter Sechsjährige.
Seit dem deutlichen Anstieg der Geburtenzahlen ab 2013 / 2014 – 2018 kamen mehr als 1.600 Ingolstädter Kinder zur Welt – steigt auch der Bedarf an Betreuungsplätzen. Mit einer Verzögerung von sechs bis neun Jahren wird sich dieser Trend in den Grundschulen niederschlagen, wo der Geburtenboom momentan noch gar nicht angekommen ist.
Die städtischen Statistiker gehen davon aus, dass die Zahl der Kinder unter sechs Jahren bis etwa 2025 ansteigen wird bevor sie langsam wieder sinkt.
Die Zahl der Grundschüler wird bis 2026 von aktuell etwa 4.800 auf voraussichtlich 6.000 zunehmen und auf diesem hohen Niveau bis 2030 bleiben. Das heißt, es müssen dann rund 25 Prozent mehr Kinder als zurzeit in den Ingolstädter Grundschulen unterrichtet werden!

Bevölkerungsentwicklung und die wirtschaftliche Perspektive
Der Wanderungssaldo einer Stadt hängt wesentlich von der Arbeitsplatz-, Ausbildungs- und Studiensituation ab. In Ingolstadt stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze zwischen 2011 und 2016 um mehr als 22.000. Dies lockte natürlich Arbeitskräfte nach Ingolstadt. Seit 2017 kühlt sich dieses Wachstum etwas ab, trotzdem sind 2019 noch einmal fast 500 neue Arbeitsplätze dazugekommen.
Doch auch wenn in Zukunft Arbeitsplätze verloren gehen sollten, heißt das nicht, dass Einwohner aus Ingolstadt wegziehen müssen, denn gleichzeitig erreichen viele Arbeitnehmer das Rentenalter. „Auf Ingolstadt rollte eine Ruhestandswelle zu“, sagt Statistiker Helmut Schels. Diese freiwerdenden Arbeitsplätze gelte es zu besetzen, sonst drohe ein massiver Fachkräftemangel und der Verlust von Fach- und Erfahrungswissen.